Nachhilfe boomt

2500 Schüler müssen für „Nachzipf“ büffeln

Steiermark
16.08.2022 07:24

Die Nachhilfekosten in der Steiermark explodieren. Von 9,7 Millionen Euro im Jahr davor sind die Gesamtausgaben für die Eltern im abgelaufenen Schuljahr auf 13,6 Millionen Euro gestiegen. Jetzt beginnt wieder eine heiße Phase, auf knapp 2500 Schüler wartet eine Nachprüfung im Herbst. Wir haben ein Lerninstitut besucht.

Seit 2014 gibt es die Sprachschule „Unterricht Kaiser“ in Kirchbach, seit 2017 auch in Vasoldsberg. Das Angebot dort ist vielfältig. Pionierin war Birgit Kaiser im Jänner 2020, als sie Online-Unterricht angeboten hat. Nur zwei Monate später war Corona da: „Auch heute findet vieles online statt“, sagt die Gründerin (Bild unten), „vor allem bei den Oberstufen-Schülern funktioniert das sehr gut“.

Stichwort online: So kann IT- und Jus-Experte Jan Waßerfall (Bild unten) auch (vor allem seit Corona) Studenten in der Schweiz, in Deutschland oder Südtirol betreuen. Kurse sind übrigens auch bei der Generation 70 plus beliebt. „Sie wollen vieles wissen rund um Handys, Apps, E-Mails oder auch wie funktioniert das mit den Partnerbörsen im Internet.“

Vom „Fleck“ zur sehr guten Schularbeit
Die Bandbreite an Zöglingen beim Institut ist riesig. Da kommen Volksschüler (vor allem zur Lernunterstützung), Studenten, Lehrlinge, Berufs-Bewerber, Spracheninteressierte, Nachprüfungs-Kandidaten, Flüchtlinge (so gab es einen Gratis-Kurs für 52 Ukrainerinnen) oder angehende Maturanten. Wie die 18-jährige Nina Häusl (Bild unten), die wir vor Ort treffen. Die Schülerin des Grazer BORG Monsbergergasse stand auf einem „Fleck“ in Mathe: „Ich habe dann nach der Nachhilfe hier tatsächlich auf die nächste Schularbeit einen Einser geschrieben.“ Schon jetzt strebert sie für die Reifeprüfung: „Ich bin extrem motiviert.“ Ihr Berufswunsch? Sie will Lehrerin werden.

Wo Nina Probleme sieht? „Wir Jugendlichen wurden in den letzten Jahren mit so vielen negativen Dingen konfrontiert: Von der Pandemie über Kriege bis hin zu drohenden Blackouts. Vor allem für die 14- bis 15-Jährigen waren die psychischen Belastungen extrem.“ Das bestätigt auch Kaiser: „Viele kommen aus dem Loch gar nicht mehr heraus, haben extreme Motivationsprobleme, kommen einfach nicht mehr richtig ins Lernen rein.“ Insgesamt kommen doch weit mehr Burschen als Mädels zur Nachhilfe, „Hauptfach ist zu 70 Prozent Mathematik“, sagt Waßerfall.

Vom Problemschüler bis zu den Einser-Kandidaten
Nach dem schwachen Juli geht es jetzt wieder richtig rund, stehen doch in einem Monat die Nachprüfungen an. Wobei: Es gibt auch einige Kandidaten, die gar keine Probleme haben: „Da gibt es irrsinnig Ehrgeizige, die lauter Einser schreiben wollen, andere wollen den Stoff vertiefen“, sagt Kaiser. Ihre „Lieblingskunden“? „Es gibt nicht wenige, die erst ein, zwei Tage vor der Schularbeit kommen“ Übrigens: Die älteste Kurs-Teilnehmerin war 86! „Sie wollte Russisch und die kyrillische Schrift erlernen“, erinnert sich Waßerfall.

Keine Preis-Erhöhung seit der Eröffnung
20 Euro kostete die Einheit bei „Unterricht Kaiser“ zur Eröffnung 2014, 20 Euro kostet die Einheit heute. „Jeder soll bei uns die Chance auf Hilfe bekommen. Oft haben gerade die Kinder aus Familien Probleme, die wenig haben. Wir wollen möglichst vielen beweisen, dass Lernen und Schule cool sein und Spaß machen können.“

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