Nerven liegen blank

Notarzt zu spät? Debatte nach Drama in Liezen

Steiermark
22.07.2022 16:30

Ein 72-Jähriger verstarb in der Nacht auf Donnerstag nach einem Notfall - die Verantwortlichen wehren sich jetzt gegen Vorwürfe, dass neuerlich kein Notarzt rechtzeitig vor Ort war und sprechen von tragischen Umständen. Nach einem offenen Brief liegen die Nerven in dieser Causa endgültig blank.

Wer in einem Land wie der Steiermark einen medizinischen Notfall erleidet und ärztliche Hilfe braucht, bekommt diese auch rasch – so war man es zumindest bislang gewohnt. Seit Wochen lässt nun aber besonders im Bezirk Liezen ein akuter Notarztmangel die Wogen hochgehen.

In der Nacht auf Donnerstag kam es in Liezen wieder zu einem dramatischen Vorfall: Ein 72-Jähriger hatte mit Herzproblemen zu kämpfen. Zur alarmierten Rettung rückte ein Notarztwagen mit aus – Arzt war aber keiner an Bord. „Der Notarzt-Stützpunkt am LKH Rottenmann war unbesetzt und es war auch kein niedergelassener Arzt erreichbar“, sagt der stellvertretende Rot-Kreuz-Bezirksstellenleiter Mario Lindner.

Reanimation war erfolglos
Sanitäter und Notfallsanitäter kämpften 40 Minuten lang um das Leben des Mannes, konnten ihn aber leider nicht mehr retten. Der später eingetroffene Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.

Erst Anfang Juli sorgte ein ganz ähnlicher Vorfall in Lassing für Aufregung (wir haben berichtet): Ein 50-Jähriger brach zusammen, erst nach 40 Minuten traf ein Hubschrauber mit einem Notarzt ein. Der Mann verstarb.

Problem wegen System-Umstellung
Mario Lindner, der auch SPÖ-Nationalratsabgeordneter ist, ortet neben dem Ärztemangel ein massives Problem durch die mit 1. Juli in Kraft getretene Umstellung des Notarzt-Systems. „Seitdem hat sich die Situation dramatisch verschlechtert. Kages-Ärzte stehen nur noch eingeschränkt zur Verfügung.“

Man versucht sich mit niedergelassenen Ärzten über Wasser zu halten, doch auch diese sind nicht immer verfügbar. In einem offenen Brief an die Landesregierung schlägt das Rote Kreuz Liezen nun erneut Alarm.

Verantwortliche wehren sich
Die Verantwortlichen im steirischen Notarzt-Wesen gehen jetzt ihrerseits in die Offensive: „Die Steiermark bietet ein im internationalen Vergleich qualitativ herausragendes Notfallversorgungsystem“, heißt es im von Landesrätin Juliane Bogner-Strauß, Kages-Chef Gerhard Stark und anderen Institutionen unterfertigten Schreiben.

Dazu wird bezüglich des letzten Falls in Liezen klargestellt, „dass laut Protokoll, der Zeitraum bis zum Auffinden der reglosen Person bedauerlicherweise zu lange war“. Tragische Vorfälle politisch zu instrumentalisieren, sei jedenfalls ein Tabubruch, der nicht hingenommen werden kann. Die Herausforderung im Notarztwesen werde ohnehin konstruktiv angegangen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele