„Seichter Stoff“

Altkanzler Kern lästert über den „Jedermann“-Hype

Adabei
19.07.2022 12:24

Zum nachlesbaren Vergnügen seiner Followerschaft hat Altkanzler Christian Kern ausgerechnet am Tag nach der umjubelten „Jedermann“-Premiere bei den Salzburger Festspielen - Zitat eines seiner Follower: „um 08:51 Twitter angezündet“ - und über den Hype um den „seichten“ und „bigotten Stoff“ des Stücks als „unbegreiflich“ gelästert. Sogar ein Online-Yogakurs habe mehr Tiefgang.

Konkret schrieb Kern, der sich in letzter Zeit auch mit Kritik an der Politik nicht zurückhält: „Der Jedermann-Hype ist mir seit jeher unbegreiflich. Das Stück ist ein seichter bigotter Stoff. Unrettbar. Jeder Online-Yoga-Einsteigerkurs hat mehr Tiefgang.“

Angriff auf Hochkultur?
Damit attackiert der ehemalige Politiker etwas, das in Österreich als Hochkultur und Höhepunkt des Festspielsommers angesehen wird und als sakrosankt gilt. 

„Ich hätt‘s mich nicht zu sagen getraut... Trari, trara - die Hochkultur!“, kommentierte Josef Broukal. Andere stimmten dem Altkanzler zu. Der „Jedermann“ sei eine „SchickiMickiBussi“-Veranstaltung, es gehe nur um die Buhlschaft und die Kleider der Gäste. 

„Jedermann“ ist wie „Traumschiff“
Dabei ist er gar nicht so alleine mit seiner Meinung. Geht man nach „Jedermann“-Darsteller Lars Eidinger, so ist wohl ganz Deutschland dieser Ansicht. Im Ö3-Interview erklärte der Deutsche, in seiner Heimat sei der „Jedermann“ in einer Kategorie mit dem „Traumschiff“. Wer dort mitmacht, könne seinen Beruf an den Nagel hängen.

Eidinger im Radio: „In Österreich ist es ein Ritterschlag für jeden Schauspieler, für jede Schauspielerin. In Deutschland hat es so ein bisschen den Stellenwert von dem ,Traumschiff‘. Wenn man da jetzt mitmacht, dann kann man seinen Beruf auch gleich an den Nagel hängen. Das ist jetzt keine Übertreibung. Es ist tatsächlich so, dass die Leute in Deutschland die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie man da beim ,Jedermann‘ mitmachen kann, weil es ja was Anachronistisches, Operettenhaftes hat.“

Eidinger und Altenberger steigen aus
Dass er mit der „Jedermann“-Rolle sein Karrieregrab geschaufelt hat, findet er aber nicht. Er sagt: „Ich möchte mich nicht von so Vorurteilen leiten lassen, weil es hat auch für mich ganz viel mit einer deutschen Arroganz zu tun, an der ich gar nicht partizipieren will.“

Außerdem ist nach dieser Saison sowieso Schluss. Bei der Premierenfeier kündigten sowohl Eidinger als auch Buhlschaft Verena Altenberger an, im nächsten Jahr nicht mehr dabei zu sein.

„Weil der Lars geht, habe ich überlegt, ob ich auch gehe. Und für mich gibt es eine große Theaterliebe zwischen Buhlschaft und Jedermann - und die habe ich gefunden. Und deshalb will ich nicht weiter danach suchen“, sagte die Salzburgerin bei der Premierenfeier am Montag.

Eidinger und Altenberger haben beide im Sommer 2021 beim seit über 100 Jahren in Salzburg aufgeführten Spiel vom Sterben des reichen Mannes debütiert und werden somit nach zwei Saisonen Adieu sagen.

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