Mit 1. Juli steigt in Tirol der Gaspreis. Haben wir überhaupt genügend Gas? Wir haben im zweiten Teil unserer Serie mit Tigas-Chef Georg Tollinger über Versorgungssicherheit - und wie Tirol im Bundesvergleich dasteht, gesprochen.
„Krone“: Die Tigas hat vor kurzem eine Preisanpassung beim Gas mit 1. Juli kommuniziert. Wie hoch sind die (geschätzten) Mehrkosten konkret für Wohnungen in den Größen 60 und 100 Quadratmeter mit durchschnittlichem Verbrauch?
Georg Tollinger: Die bevorstehende Preisanpassung beim Gas mit 1. Juli bedeutet konkret, dass sich für einen Haushaltskunden mit einer kleineren Wohnung (ca. 60 m²) ca. 15 Euro und für einen durchschnittlichen Haushaltskunden mit einem jährlichen Gasverbrauch von 15.000 kWh (ca. 100 m²) eine Erhöhung des Gesamtenergiepreises von ca. 28 Euro pro Monat ergibt. Insbesondere für kleinere Haushalte sollten die von der Bundesregierung vorgesehene Entlastungsmaßnahmen (inklusive Energiekostenausgleich) die monatliche Mehrbelastung auf unter 5 Euro reduzieren.
Die Versorgung der Tiroler Kunden mit Gas funktioniert seit Beginn des Krieges in der Ukraine und auch aktuell uneingeschränkt.
Tigas-Chef Georg Tollinger
Ist es generell für Kunden möglich, den Preiserhöhungen durch einen Anbieterwechsel auszuweichen?
Generell ja, laut Tarifkalkulator bietet die Tigas für Tiroler Kunden - auch nach Berücksichtigung der Erhöhung zum 1. Juli - den günstigsten Tarif an. Aufgrund der langfristigen Beschaffungsstrategie, die wir verfolgen, ist das möglich. Die Tigas hat bereits den Großteil der Gasmengen für die Kunden, insbesondere Haushalts- und kleinere Gewerbekunden, für heuer und auch nächstes Jahr eingekauft und damit schon frühzeitig auf verschiedene Lieferketten aufgebaut.
Das in Tirol eingesetzte Erdgas stammt zu rund 50 % aus Europa, zu ca. 38 % aus Russland und der Rest wird aus anderen Herkunftsländern (USA und andere) mit LNG-Schiffen transportiert.
Tigas-Chef Georg Tollinger
Woher kommt das in Tirol verwendete Gas?
Das Gasnetz der Tigas ist über eine Leitung in Kiefersfelden mit dem deutschen Gasnetz verbunden. Wir beschaffen Erdgas im deutschen Marktgebiet THE und liefern es von dort nach Tirol, Vorarlberg und nach Südtirol. Die Tigas kann aufgrund bestehender bilateraler Verträge aber neben den deutschen auch auf die österreichischen Speicher zugreifen. Das in Tirol eingesetzte Erdgas stammt zu rund 50 % aus Europa, zu ca. 38 % aus Russland und der Rest wird aus anderen Herkunftsländern (USA und andere) mit LNG-Schiffen transportiert.
Wie sieht es mit der Versorgungssicherheit in Tirol aus?
Die Versorgung der Tiroler Kunden mit Gas funktioniert seit Beginn des Krieges in der Ukraine und auch aktuell uneingeschränkt. Sowohl die EU Kommission als auch die österreichische Regulierungsbehörde E-Control gehen davon aus, dass die aktuellen Vorkehrungen die Versorgungssicherheit gewährleisten sollen. Auch in Österreich gibt es für solche Krisensituationen gesetzliche und nationale Notfallmechanismen, die die Versorgung von Kunden, insbesondere Haushaltskunden und kritische Infrastruktur, sicherstellen sollen.
Was bedeuten die jüngsten Entwicklungen für den Ausbau des Gasnetzes in Tirol? Wird weiter ausgebaut?
Unsere Bauaktivitäten konzentrieren sich auf die nachfrageorientierte Verdichtung bereits bestehender Flächenversorgungssysteme bzw. zur Versorgungssicherheit die kapazitätsbedingte Verstärkung der Gasnetze in Tirol. Unsere Schwerpunkte im Jahr 2022 liegen auf dem forcierten Ausbau der Fernwärmenetze und die Produktion von Biogas. In Tirol wird bereits rund 15% des vorhandenen Biogaspotenzials in verschiedenen Anwendungen genutzt (biogene Abfälle, Klärgas, Holzvergaser, landwirtschaftliche Reststoffe). Diese Nutzung passiert in lokalen Anlagen und der Überschuss wird in das Gasnetz eingespeist.
Es werden aktuell Alternativen umgesetzt, um einen möglichen Ausfall der Lieferungen aus Osteuropa ausgleichen zu können. Dazu gehören zum Beispiel neue Gaslieferungen von anderen Partnern und der Ausbau der Gasspeichermengen für den Winter.
Tigas-Chef Georg Tollinger
Wie lautet Ihr Rat an die Tiroler Gaskunden?
Wir sehen derzeit keine Einschränkung der Versorgungssicherheit mit Gas. Es werden aktuell Alternativen umgesetzt, um einen möglichen Ausfall der Lieferungen aus Osteuropa ausgleichen zu können. Dazu gehören zum Beispiel neue Gaslieferungen von anderen Partnern und der Ausbau der Gasspeichermengen für den Winter. Die Gasversorgung im Sommer dürfte aber aktuell keine Probleme darstellen und für den kommenden Winter laufen die Vorbereitungen für eine sichere Gasversorgung bereits jetzt auf Hochtouren.
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