Teure Aufforstung

Wo das Feuer wütete, ist der Wald ein Pflegefall

Tirol
15.05.2022 12:00

In keinem Bundesland ist die Waldbrandgefahr so groß wie in Tirol. Die „Tiroler Krone“ war zu Besuch in Absam, wo seit Jahren gegen die Folgen eines Großbrands angekämpft wird.

Steil geht es hinauf zum Hochmahdkopf (Vorberg) am Eingang des Halltales. Günther Brenner geht schnellen Schrittes voran. Die Zeit ist knapp und Arbeit gibt es viel. 30.000 Pflanzen wurden hier in den letzten acht Jahren von Fachleuten und freiwilligen Helfern aufgeforstet. 30.000 Punkte, die jedes Jahr kontrolliert werden müssen.

Zu Beginn vier von fünf Pflanzen verloren
„Am Anfang hatten wir große Probleme mit Wildverbiss. Vier von fünf Pflanzen haben wir verloren. Heute sind wir bei 20 Prozent. Das ist akzeptabel“, zieht Brenner Bilanz. Seit acht Jahren ist er Dauergast am Steig zum Hochmahdkopf. 2014 wütete hier der größte Waldbrand Tirols seit es Aufzeichnungen gibt. 120 Hektar Fläche waren betroffen. 170 Fußballfelder! 54 Hektar Hochwald und Latschen ein Raub der Flammen.

„Uns war bewusst, dass wir danach rasch handeln müssen. Die Erosionsgefahr ist in diesem Gebiet riesig. Wird ein Hang durch Wasser, Eis oder Wind abgetragen, dann hält sich nichts mehr. Nur starke Wurzeln können das verhindern – oder jede Menge technische Verbauung“, beschreibt Brenner die Herausforderung, vor der die Gemeinde Absam vor acht Jahren als Grundeigentümer stand.

Zwei Millionen Euro hat die Aufforstung und Sicherung bisher gekostet. Möglich nur, weil Land und Bund 85 Prozent zahlen. Die Dimensionen sind gigantisch: 2400 Gleitschneeböcke, 1000 Laufmeter Stahlschneebrücken und besagte 30.000 Pflanzen. Vom Hubschrauber aus wurden auf 14 Hektar Grassamen abgeworfen. „Eine eigene Samenmischung, die heute den Namen ,Absamer Vorberg‘ trägt“, nennt Brenner ein amüsantes Detail.

(Bild: ZOOM.TIROL)

Neuer Verwendungszweck für die Mischung?
Die Absamer Mischung könnte auch in Pinswang zum Einsatz kommen. Dort wütete im März ein Feuer und zerstörte auf 25 Hektar einen Großteil der Vegetation. Viel Arbeit für Josef Walch und sein Team von der Forstinspektion Reutte. „Die Aufforstungspläne sind vor der Fertigstellung“, erklärt er. Weniger Fichten, mehr robuste Kiefern, Tannen, Buchen – die Zerstörung birgt zumindest die Chance, eine Vegetation für die Belastungen im Klimawandel zu finden. „Aus Erfahrungen in Absam haben wir viel gelernt“, sagt Brenner. „Auch in der Brandbekämpfung.“ Österreichweit wurden nach 2014 die Einsatzpläne überarbeitet.

Die Spuren des Brandes am Vorberg werden noch Jahrzehnte zu sehen sein. Auslöser war eine Zigarette. Brenner: „Daran sollten wir bei der nächsten Wanderung denken.“

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