Die Osterbotschaft des Linzer Diözesanbischofs Manfred Scheuer an die „Krone“-Leser
In einem Gräberfeld bei Lorch nahe Enns – dem ehemaligen römischen Legionslager Lauriacum – wurde 1952 das Grab einer jungen Frau freigelegt. An ihrem Skelett fand sich ein Bronzering, der eine besondere Prägung aufwies: Ein X ist mit einem P verwoben, was den griechischen Buchstaben Chi und Rho entspricht. Es sind die Anfangsbuchstaben des griechischen Wortes Christos.
Unbekannte Christin
Wir wissen nicht, wer diese Frau war, ob sie hier geboren wurde oder ob sie sich zufällig in Lauriacum aufhielt. Fest steht nur: Sie zählt zu den ersten Zeuginnen der Christenheit in Oberösterreich!
Die Frau liegt heute in der Basilika Sankt Laurenz in Lorch bestattet. Über ihrem steinernen Sarg ist ein Spruch aus dem Buch Hiob eingraviert, der die tiefe Überzeugung ihres Glaubens ausdrückt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“
Das Leben hat das letzte Wort – und nicht der Tod
Die Römerzeit ist in unserem Land im 4. Jahrhundert nach Christus zu Ende gegangen. Der Glaube der jungen Lorcher Christin, den sie in Form eines Ringes buchstäblich am Körper getragen hat, ist in den Grundzügen nach wie vor derselbe, wie ihn die Christinnen und Christen 1700 Jahre später in Oberösterreich auch noch bekennen: Gott hat Jesus von den Toten auferweckt, unser Erlöser lebt. Zu Ostern feiern wir diese Glaubensgewissheit.
Leid und Krieg
Gott will, dass das Leben das letzte Wort hat und nicht der Tod. Andererseits sehen wir das Leid der Menschen in von Krieg betroffenen Ländern wie der Ukraine. Eigene Krankheiten, der Tod von lieben Menschen, die Trauer über gescheiterte Beziehungen. Ostern kann das nicht einfach wegwischen
Neuanfang und Leben
Ostern kann aber unsere Perspektive ändern. Der Glaube an die Auferstehung kann helfen, trotz allem auch Zeichen des Neuanfangs und des Lebens zu sehen. Da ist zum Beispiel die großartige Hilfe in unserem Land für die Menschen aus der Ukraine. Da sind die kleinen Gesten der Wertschätzung oder ein tröstendes Wort in einer Lebenskrise, die vielleicht den Weg zurück ins Leben in Gang setzen können. Da wird ausgedrückt: „Es ist gut, dass es dich gibt!“ Der Glaube an die Auferstehung verbindet die Christen des 21. Jahrhunderts mit denen der Antike. So wie sie bekennen wir in unserem Denken, Reden und Tun, dass alles Vorrang hat, was Wunden heilt und Leben ermöglicht.
Frohe und gesegnete Ostern allen „Krone“-Lesern!
Manfred Scheuer, Bischof der Diözese Linz
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