1. Extremalpinistin

Bergsteigerin Eberwein trotzte allen Widerständen

Tirol
01.04.2022 20:00

Wissen Sie, wer die erste Österreicherin auf einem Achttausender war? Es war nicht, wie viele vermuten, Gerlinde Kaltenbrunner, sondern die in Tirol lebende Henriette Eberwein.

7. Juli 1986. Die Luft ist dünn, die Temperatur beträgt minus 30 Grad. Doch die sympathische, sportliche 26-jährige Kärntner Hauptschullehrerin hat das Ziel ihrer Träume erreicht: Henriette steht auf dem Gipfel des 8051 Meter hohen Broad Peaks im Karakorum.

(Bild: Wallner Hannes)

Zahlreiche Touren in den 80er-Jahren
Viel später stellte es sich zwar heraus, dass es „nur“ der 8028 Meter hohe Vorgipfel, der so genannte „False Summit“ gewesen war, trotzdem ist Henriette Eberwein die erste Österreicherin, die in einer Höhe von über 8000 Meter stand. Henny, wie Freunde die heute 62-Jährige nennen, war eine der allerersten Extrembergsteigerinnen Österreichs. In den 80er-Jahren unternahm sie Touren zu den höchsten Bergen der Welt, wie Mount Everest (8848m), Gasherbrum II (8034m) oder auf den 7495 Meter hohen Pik Kommunismus, der heute Pik Ismoil Somoni genannt wird, oder den Pik Korschenewskaja (7105 m) und viele mehr, wie den 5452 Meter hohen Vulkan Popocatepetl, den Cotopaxi (5897 m) oder den 6961 Meter hohe Aconcagua, den sie ganz alleine bestieg. Jede Unternehmung hat Henriette in ihren Tourenbüchern dokumentiert und mit Zeichnungen und Gedichten illustriert.

Der Gefahr zum Trotz
Trotzdem: „Die Zeit war noch nicht reif für Frauen im Profibergsteigen“, sagt Henriette rückblickend. Statt Blumen und Gratulationen lernte sie nach ihren Bergerfolgen viel mehr die „Alpine Neid- und Hassgesellschaft“ kennen: „Oft hörte ich: Dirndl, das ist nichts für dich. Das Bergsteigen ist zu gefährlich. Doch dann stand ich am Gipfel und dachte mir, es geht ja doch! Sogar beim Klettern in den heimischen Bergen drohten männliche Bergsteiger, uns das Seil durchzuschneiden, nur weil sie von einer Mädels-Seilschaft in der Felswand überholt wurden. Deshalb habe ich auch versucht, mich aus dieser Bergsportszene zurückzuziehen. “

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Ich musste oft gegen Widerstände kämpfen, doch dann stand ich am Gipfel und dachte mir, es geht ja doch!

Henriette Eberwein

Doch von ihren Bergabenteuern ließ sich Henny deshalb nicht abhalten und absolvierte Trekkingreisen in die entlegensten Winkel der Erde oder flog mit dem Gleitschirm den Peuterey-Grat, den längsten Berggrat der Alpen über 4500 Höhenmeter vom Mont Blanc-Gipfel hinunter nach Courmayeur: „Ich bin heute froh, dass ich die Berge so erlebt habe, wo es ums Bergsteigen ging und nicht um Tourismus.“

(Bild: Wallner Hannes)

Die Liebe und Leidenschaft für Berge hat Henriette von ihrer Pädak-Sportprofessorin Heide Sattek, die 1988 in einer Lawine in Osttirol ums Leben kam. „Heide war eine der ersten Frauen, die im 6. Schwierigkeitsgrad vorstieg. Sie war meine Lehrmeisterin, die mich immer für Bergabenteuer motiviert hat.“

Faible für die Berge
Sportlich war die gebürtige Klagenfurterin eigentlich immer und machte Eiskunstlauf und Leichtathletik: „Rundenlaufen ist schön, aber die Bergwelt ist einfach viel schöner“, so Henny, die heute Direktorin der Mittelschule Gabelsbergerstraße in Innsbruck ist und eine neue Herausforderung gefunden hat: „Ich war immer eine leidenschaftliche Lehrerin. Einmal bin ich mit meinen Schülern nach Italien gereist, um den Vulkan Stromboli zu besteigen.“

Henriette ist eine beeindruckende Frau, deren Berggeschichten Bücher füllen könnten.

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