Schock-Trends und Hass

Wie soziale Medien unsere Gesellschaft vergiften

Medien
22.03.2022 17:00

Kühe mit Gebrüll in Panik versetzen - Männer, die sich mit Mordfantasien über Femizide lustig machen: Alarmierende Trends und Drohungen in sozialen Medien vergiften uns immer mehr.

Wild tanzende Spinner brüllen auf friedlichen Almen weidende Kühen an und versetzen die Tiere in Panik. Diese tierquälerischen Szenen werden ins Internet gestellt. Untermalt vom Szene-Hit „Kulikitaka“ eines dominikanischen Sängers - und fertig ist eine absurd blöde Tanz-Herausforderung (Challenge). Erschreckend: Diese neuzeitliche Bewegung hat über die chinesische Internetplattform TikTok bereits Millionen Fans.

Doch nun macht sich ein aktueller Schock-Trend im Netz breit und vergiftet unsere Gesellschaft: Denn derzeit stellen offenbar Perverse vollkommen abscheuliche Szenen ins Netz. In einem dieser Kurzvideos etwa plaudert ein Mann anfangs völlig harmlos darüber, dass er mit seiner Freundin vom Bett aus einen Film ansieht. Aber plötzlich spricht der Deutsche völlig offen von seiner schlummernden Mordlust: „Stell dir vor, wir gucken einen Film in meinem Bett, dann beginne ich, dich mit meinem Kissen zu würgen, und du stirbst!“ Laut der Autorin Tara-Louise Wittwer erhielt das Video auf Anhieb 4300 Likes und wurde mit 176 anderen Personen geteilt. Die 29-jährige „Sinnfluenzerin“ (d. h. sie wirbt für Nachhaltigkeit statt blinden Konsums) will mit ihrer Kritik auf die drohende Gefahr dieses neuen Trends hinweisen.

Männer fantasieren über perverse Frauenmorde
Schließlich hat diese geschmacklose Internet-Strömung offenbar nur ein Ziel: Nämlich Männer zu Wort kommen zu lassen, die sich hemmungslos über Frauenmorde „lustig“ machen! Inzwischen kursieren etliche ähnliche Videos im Netz. Männer, die über Femizide scherzen und dabei direkt in die Kamera blickend, ihre kranken Fantasien aussprechen. Und sich dabei über diverse Möglichkeiten, wie man Frauen ermorden kann, lustig machen. Je grauenhafter das Szenario, desto schneller erhöht sich die Reichweite. Kurzum: Ein Trend, der vom tierquälerischen Alpentanz zu einem schauderhaften Totentanz überleitet.

Zitat Icon

Femizide zu verharmlosen und als Teil von Online-Challenges zu sehen, ist alles andere als lustig, es ist brandgefährlich!

SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner

Verhetzung ist kein Kavaliersdelikt
Wie schnell sich Hass aus dem Internet in der realen Welt manifestieren kann, zeigen etliche Beispiele - auch rund um heimische Politiker. Und es handelt sich dabei um kein Kavaliersdelikt. Hasspostings können gleich mehrere Strafbestände erfüllen - von Nötigung, über gefährliche Drohung bis hin zu Verhetzung. Als Basis gilt dafür das „Hass-im-Netz“-Gesetz, das in Österreich Ende 2020 beschlossen wurde.

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