Margarethe Graf ist eine gute Schauspielerin. "Mei, habt's nichts Besseres zu berichten als von uns Alten", lacht sie den Besuchern von der Presse entgegen. Im Grunde sei sie aber schon etwas geschmeichelt, verraten uns später augenzwinkernd ihre Adjutanten im Pensionisten- und Pflegeheim Bruck.
Frau Graf hat bis zum Vorjahr nie Theater gespielt. Am Dienstag hat die Mürztalerin ihren großen Auftritt, wenn sie gemeinsam mit anderen Bewohnern eine leicht abgewandelte Version von Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" gibt. Die Hauptrolle der alten Dame Klara, die am Ende ihres Lebens steinreich in jenen Ort zurückkehrt, aus dem sie einst verjagt wurde, verkörpert Frau Graf auf ideale Weise: bestimmt, selbstbewusst und gönnerhaft.
"Man bringe meine Koffer", sagt sie, und es gäbe wohl keinen Pagen, der nicht auf der Stelle helfend beispringen würde. "Sie ist ein Star, kann ihren gesamten Text auswendig", schwärmt die Theaterpädagogin Wera Köhler, die zum zweiten Mal mit den Brucker Heimbewohnern ein Stück einstudiert. "Das Textheftl liegt ja immer bei mir", grinst Frau Graf schelmisch.
Lampenfieber steigt
Seit März wird bereits geprobt. "Ein bisserl nervös sind wir schon, es kommt ja die Familie zuschauen", verrät Heidi Dornhofer. Sie spielt die Kindergartenleiterin und versucht im Stück gemeinsam mit den anderen Dorfbewohnern, etwa der Bürgermeisterin (Anna Rauch) oder dem Gemeindearzt (Josef Grossmann), Klaras Millionen anzuzapfen. Doch die Diva verlangt dafür den Tod ihrer Jugendliebe Alfred (Toni Reisl), der die von ihm Geschwängerte einst fallen ließ.
"Bei uns gibt es aber im Gegensatz zur Originalversion keinen Mord am Ende", verrät Köhler. Während der Proben huscht die Regisseurin wie ein Wirbelwind zwischen den Darstellern hin und her. Immer wieder spornt sie zum Improvisieren an. Dann sprechen die Akteure wie im steirischen Alltagsleben - köstlich! "Es ist schön, wie sich die Menschen mit den Proben verändern. Einige blühen richtiggehend auf", freut sich Köhler.
Am Dienstag geht der Vorhang hoch. "Dass ich mich mit 98 noch schminken lassen muss", seufzt Frau Graf vor dem Spiegel sitzend. Und wieder lugt der Schelm in ihr hervor.
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