Karl-Heinz Grasser, derzeit im Ausland, hat von den Hausdurchsuchungen in Wien, Kärnten und Tirol am Donnerstag in der Früh erfahren. "Ich bin schon sehr überrascht, dass man so lange nach der Eröffnung des Verfahrens diese Hausdurchsuchung durchführte", sagt Grasser dazu. Und der frühere Finanzminister fügt gleich hinzu: "Ich habe nichts zu verstecken. Mein Eindruck ist, dass man hier versucht, mir um jeden Preis etwas anzuhängen."
Grasser zu den erhobenen Vorwürfen, die Anlass der Hausdurchsuchung gewesen sind: "Man wirft mir vor, ich hätte nicht alle Steuern korrekt beglichen, was nicht richtig ist. Ich habe einen der besten Steuerberater europaweit und habe alles zeitgerecht offengelegt."
Steuerberater riet zu Stiftungen
Dass er eine sehr komplexe Stiftungskonstruktion für die Veranlagung seines Vermögens gewählt hat, erklärt der Ex-Finanzminister so: "Das war ein Vorschlag meines Steuerberaters. Es ging dabei um die Vorsorge für meine Familie, für meine Kinder. Und natürlich wollte ich auch Diskretion, damit nicht jede meiner unternehmerischen Tätigkeiten sofort in der Öffentlichkeit bekannt wird."
Die massiven Aktionen der Justiz erklärt sich Grasser mit "einer offensichtlich parteipolitisch motivierten Racheaktion". Nach dem, was in den vergangenen Monaten alles vorgefallen sei, liege für ihn "der Schluss nahe, dass es hier ein besonderes Interesse gibt, bei mir etwas finden zu wollen". Für Karl-Heinz Grasser steht fest: "Ich habe hier sicher kein faires Verfahren."
"Vielleicht war es ein Fehler, Finanzminister zu werden"
Auf die Frage, ob er nicht auch Fehler gemacht habe, meint Grasser: "Vielleicht war es ein Fehler, dass ich überhaupt Finanzminister geworden bin. Oder vielleicht war es ein Fehler, wenn ich Wolfgang Schüssel zu seinem Wahlerfolg verholfen habe. Das verzeihen einem in diesem Land einige offenbar niemals."
Jedenfalls ist für Grasser "jetzt das Maß voll". Er werde sich mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gegen diese Vorgänge zur Wehr setzen.
Medien wurden vorab informiert
Besonders empört ist man in der Familie Grasser, dass bei einem Hausdurchsuchungsbefehl jedes unnötige Aufsehen zu vermeiden wäre. Im aktuellen Fall aber habe die Staatsanwaltschaft die Medien in einem Umfang informiert, dass seine Wohnung in Wien-Mariahilf von Kamerateams belagert worden sei. Sein Sohn habe nicht unbehelligt die Schule besuchen können, weil ein Verlassen der Wohnung unmöglich gewesen sei. Auch in diesem Zusammenhang überlegt die Familie Grasser nun, wie sie eine Wahrung der familiären Sphäre rechtlich durchsetzen könne.
Ermittler: Steuerhinterziehung bereits seit 2003
Die Ermittler sehen sich derweil im Recht. Ihr Verdacht: Grasser habe bereits seit 2003, also schon während dem Gutteil seiner Zeit als Finanzminister, Steuern hinterzogen (siehe Infobox).
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