Dokumentartheater hat in Linz jetzt schon eine richtige Tradition: Nach „Swap - Wem gehört die Stadt?“ und „Mythos Voest“ brachten Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger nun mit „Zehn Ave Maria“ ein Stück über den Katholizismus in Oberösterreich auf die Bühne, das aber leider recht trocken geraten ist.
Die Prämisse des neuen Stücks ist zwar spannend, es enthält auch wieder viele Oberösterreich-Bezüge und die Teilung in die drei Themenblöcke „Paradies“, „Fegefeuer“ und „Hölle“ ist dramaturgisch geschickt. Auch das wandelbare Bühnenbild von Rob Moonen ist sehr reizvoll. Doch das Regie-Duo Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura, die auch für Text und Konzept verantwortlich ist, lässt dem Schauspielensemble des Landestheaters wenig Freiraum zum Spielen. Stattdessen wurde bei der Uraufführung am Samstagabend in den Linzer Kammerspielen über weite Strecken einfach vorgelesen. Ein sehr langer Zeitungsbericht über Missbrauch im Beichtstuhl, ein Pfarrbrief aus dem Jahr 1928, Stellungnahmen des berüchtigten Linzer Bischofs Franz Joseph Rudigier aus dem Jahr 1868 zu den sogenannten „Maigesetzen“ u. v. m.
Jene Szenen, in denen sich die Darsteller Corinna Mühle, Cecilia Perez, Christian Taubenheim, Angela Waidmann und Lutz Zeidler in ihren unzähligen Rollen besser entfalten konnten, gerieten dagegen um einiges lebendiger, humorvoller und satirischer - gerade der letzte Teil, in dem der Katholizismus vor dem Hintergrund der Konflikte der Gegenwart verhandelt wird, ließ einen im Theatersessel wieder etwas wacher werden. Kompliment an das Ensemble auch dafür, dass es gemeinsam die Rolle eines kurz vor der Premiere an Corona erkrankten Kollegen übernommen hat. Fazit: Mehr Dokumentation als Theater.
www.landestheater-linz.at - nächste Termine: 4., 8., 22. März.
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