Album & Interview

Oska: Nicht nur in der eigenen Nudelsuppe rühren

Wien
02.03.2022 09:00

2021 entstand ihre Debüt-EP „Honeymoon Phase“, es gab zwei Amadeus-Nominierungen, gefeierte Live-Auftritte und viel Arbeit für das erste Album. Nun erscheint „My World, My Love, Paris“ und zeigt, dass die Waldviertlerin Oska gekommen ist, um zu bleiben. Im „Krone“-Gespräch erinnert sie sich an ihre Kindheit, die harte Arbeit am Album, erzählt von ihrer Liebe zum Film und weshalb früher bei weitem nicht alles besser war.

Gut ein Jahr ist vergangen, seit Maria Burger aka Oska mit ihrer Debüt-EP „Honeymoon Phase“ vom Waldviertel aus die heimische und zunehmend auch internationale Musikszene aufmischte. Dazwischen liegen zwei Amadeus-Nominierungen, Radio-Airplay bei unterschiedlichsten Sendern und ein paar Liveauftritte wie beim Reeperbahn-Festival in Hamburg vergangenen Herbst, das für die sympathische Sängerin eines der größten Highlights ihrer bisherigen Karriere war. Ansonsten wurde fleißig am Debütalbum geschraubt, das die 25-Jährige mit ihrem Produzenten Alex Pohn bis Ende November finalisiert hat. Viele anstrengende Tage und schlaflose Nächte inklusive, denn das erste richtige „Kind“ soll ja doch mehr als eine temporär aufflackernde Flamme am Singer/Songwriter-Firmament sein. Danach hat sich Oska zur Mama ins Waldviertel vertschüsst, um einmal zwei dringend benötige Monate Pause zu machen.

Progression ist spürbar
„Nach der Veröffentlichung meiner beiden ersten Songs habe ich mir Stress gemacht“, spricht sie im „Krone“-Interview die gestiegene Erwartungshaltung von außen an, „aber ich konnte dann relativ schnell abschalten und auf meine Anfänge besinnen. Wir waren so konzentriert darauf, dieses Album abzuschließen, dass wir nur auf uns selbst geachtet haben. Egal, wie das Album nun aufgenommen wird, ich habe mein Bestes gegeben. Ich verspüre das ehrliche Gefühl mit allem glücklich zu sein, was jetzt kommt.“ Sorgen muss sich die junge Musikerin keine machen, denn wer mit ihrem Einstandswerk glücklich wurde, der wird sich auch am Debütalbum „My World, My Love, Paris“ erfreuen. Die Progression im Songwriting ist aber deutlich spürbar. Neben den vielen melancholischen und ursprünglichen Momenten setzt Oska auf behutsame Synthie-Flächen und mehr Breite im Klang. Quasi eine Weiterführung der kanadischen Holzfällerromantik, ohne von den eigenen Stärken abzukehren.

Auch wenn die Themenpalette auf dem Werk persönlich wirkt, sind es doch eher filmisch inspirierte Geschichten, die uns Oska näherbringt. Am Tiefsten in der eigenen Vergangenheit wühlt sie im wundervollen „Mona Lisa A Girl’s Best Friend“. Mona war ihr Shiba Inu und einer der drei Familienhunde in Oskas Kindheit. „Ein Familienmitglied hatte damals eine schwere Krankheit und Mona war ein ganz besonderer Hund. Sie brachte in der schweren Zeit extrem viel Freude und war immer für mich da.“ Ansonsten war es Oska vornehmend wichtig, auch andere Themen anzureißen. Dass der Albumtitel von der großen Edith Piaf abgeleitet ist, passierte freilich nicht zufällig. „Ich habe sie in der Schulzeit für mich entdeckt, sie war extrem wichtig und erinnerte mich immer ein bisschen an Billie Holiday. Ich mag das Erzählerische und ihren Zugang zur Musik. Diesen Schmerz, den sie transportiert, den gab es sonst nirgends und ich komme zudem ja selbst ein bisschen aus dem Chanson.“

Uncool, aber passioniert
Einen externen Zugang bei der Themenauswahl zu finden, bezeichnet Oska lächelnd als „nicht immer in der eigenen Nudelsuppe umrühren“. Etwa beim nur scheinbar familiär konnotierten Song „Starstruck“, der sich teilweise fast deckungsgleich vom kultigen Jim-Carrey-Film „Vergiss mein nicht!“ ableiten lässt. Trotzdem webt sie mit Textzeilen wie „you would have hated me as a teen as much as I hated me with 23“ ein. „Ich war als Teenager extrem brav und uncool. Ich kam von der Schule heim und habe Musik gemacht. Das Fortgehen hat mich nie interessiert. Auch andere Dinge, die andere mit 16 oder 17 so machen, haben mich nicht gereizt. Ich bereue das aber auch nicht, denn ich habe diese Seite an mir nie entdeckt.“ Die Passion zur Musik hört man Songs wie dem Titeltrack, „Lousy T-Shirt“ oder „ABC“ zu jeder Zeit an. Zwischen feinem Humorverständnis, ernsthafter Melancholie und viel lyrischer Imagination dockt Oska auch bewusst bei den Großen an.

Mit „Helplessly Hoping“ findet sich ein Crosby, Stills & Nash-Cover auf dem Werk. Eine Familiensache. „Als Livenummer war der Song bei uns im Hintergrund länger angedacht und er hat jetzt sehr gut aufs Album gepasst. Ich habe den mehrstimmigen Chor mit meinen Geschwistern gemacht.“ Neil Young ist in der Originalversion zwar nicht zu hören, für Oska aber ein Vorbild, weil er, so wie auch Joni Mitchell, seinen Songkatalog von Spotify genommen hat. „Was ist ein Song heute noch wert? Mein Lied ,Too Nobody‘ geht ein bisschen in die Richtung, denn als Künstler wird man stark ausgebeutet. Nur was dagegen tun? Es wäre gemein von mir zu verlangen, ich solle meine Songs runternehmen. Für derartige Veränderungen braucht man die großen Instanzen. Wie etwa Neil Young oder Joni Mitchell. Die können es sich leisten, mit gutem Beispiel voranzugehen. Aber es müssten noch viele mehr mitmachen.“

Songs werden gemalt
Kreativ lässt sich Oska von alten und neuen Helden inspirieren. Das „früher war alles besser“-Prinzip ist ihr zuwider und wird auch humorig im Song „Woodstock“ angeschnitten. „Derzeit sitze ich viel herum und spiele Gitarre. Ich habe unlängst ,Wild Mountain Thyme‘ von den Corries gecovert und ,The Only Place‘ vom neuen Album von Big Thief mit Adrienne Lenker. Sie ist eine der besten Songwriterinnen unserer Generation und ich bin mir sicher, wir werden in ein paar Jahren zurückschauen und dann erst recht verstehen, wie wertvoll ihre Songs sind.“ „My World, My Love, Paris“ ist viel mehr ein Statement gegen die Schnelllebigkeit der Gegenwart. Ein musikalisches Ausrufezeichen für das Einpendeln in die richtige Spur. „Joni Mitchell hat immer gesagt, sie hätte bei ihren Liedern nichts anderes gemacht als gemalt. Dieses Bildhafte hat auch meinen Zugang verändert, ich habe die Songs dadurch ganz neu erfasst. Ich will mich weiterentwickeln und immer bessere Lieder schreiben. Das ist ein ganz großes Ziel von mir.“

Live-Konzerte
Gegen Ende hin folgt mit „Hallucinating“ noch ein wichtiger Schlüsselsong, nachdem Oska auch ihre kommende Tour quer durch Österreich benannt hat. Grob dreht es sich um ein Mädchen, das Angst hat genau wie ihr Vater zu werden, der an einer psychischen Krankheit leidet und diese selbst gar nicht realisiert. „Vor 15 Jahren hat mich ein Surfboard gerammt, wovon ich noch immer eine kleine Narbe habe. In diesem Moment habe ich auch kurz halluziniert. Daraus habe ich die Geschichte geformt.“ Die „Hallucinating“-Tour führt Oska u.a. am 5. April ins Wiener Konzerthaus. Am 4. Mai spielt sie als Support von Stu Larsen im Wiener Chelsea. Unter www.oeticket.com finden Sie alle weiteren Termine, Infos und Karten für die Gigs. Es lohnt sich!

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Wien Wetter



Kostenlose Spiele