Bub vor Abschiebung

„Ich konnte mich nicht von Freunden verabschieden“

Salzburg
15.02.2022 07:00

Er kam im Sommer 2016 mit seiner Familie nach Salzburg, integrierte sich bestmöglich und ist eines der größten heimischen Tischtennis-Talente. Im Laufe des Dienstags muss Husein Salimov Österreich verlassen. Ein Abschiebe-Flugzeug bringt die Familie zurück nach Aserbaidschan - wenn nicht noch ein Wunder geschieht.

„Mir geht es schlecht. Es ist wie im Gefängnis.“ Husein Salimovs Stimme ist gebrochen, immer wieder muss der 13-Jährige pausieren und die Tränen zurückhalten. Der gebürtige Aserbaidschaner meldete sich am Montag per Telefon bei der „Krone“.

Ein überraschender Anruf: Am Wochenende durften er und seine Familie ihre Mobiltelefone nicht benutzen. Husein sitzt in einem Wiener Abschiebezentrum. Im Laufe des Tages bringt ein Flugzeug die Salimovs zurück in ihre frühere Heimat. „Ich will hier bleiben“, fleht der 13-Jährige.

Die Salimovs kamen im Sommer 2016 als Flüchtlinge nach Salzburg. Sie haben sich bestmöglich integriert. Die Mutter besuchte fleißig Deutschkurse, der Sohnemann geht auf die Mittelschule Campus Mirabell und ist ein begnadeter Tischtennis-Spieler. Er spielt beim UTTC-Salzburg, misst sich in der Landesliga bereits mit Akteuren im Erwachsenenalter. „Er ist ein super Bursche und stets freundlich“, sagt Walter Windischbauer, stellvertrender Obmann beim UTTC.

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Es ist eine menschlich unwürdige Lösung. Der Asylgrund ist vielleicht fragwürdig, ebenso fragwürdig ist aber das Vorgehen der Behörden. Es ist wohl kein Zufall, dass die Polizisten die Familie ausgerechnet zu Beginn der Semesterferien abgeholt haben.

Kurt Jelinek, Anwalt der Familie

Es blieb keine Zeit für ein letztes Lebewohl
Die Zeit in Salzburg endete für die Familie jäh am Wochenende. Am Samstag holten Polizisten – wie berichtet – in ihrer Wohnung ab. Man brachte die Familie nach Wien. „Es ging alles so schnell. Ich konnte mich nicht einmal mehr von meinen Freunden verabschieden“, sagt Husein. Der Abschiebeantrag ist unmissverständlich: „Es wird Ihnen mitgeteilt, dass Sie am 15.02.2022 abgeschoben werden“, heißt es wörtlich.

Die letzten Stunden in Österreich verbringt Husein gemeinsam mit seiner Mutter. „Ihr geht es extrem schlecht. Sie hat Depressionen“, sagt Husein den Tränen nahe. Und: „Meinen Papa darf ich gar nicht sehen.“

Der Vater sitzt in einem anderen Abschiebezentrum
Dieser sitzt in einem anderen Abschiebezentrum. Die Eltern sind mittlerweile geschieden. Der Asylantrag der Familie wurde in sämtlichen Instanzen abgelehnt, zuletzt stellte die Familie den Antrag auf „humanitäres Bleiberecht“. Die Behörden lehnten das aber ab.

Kurt Jelinek, der Anwalt der Familie, hofft doch noch auf ein glückliches Ende – und ein Eingreifen seitens der Politik. Er spricht von einer „menschlich brutal unwürdigen Lösung.“

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