Wollte „bestrafen“

Amoklauf: 18-Jähriger kündigte Tat mit WhatsApp an

Ausland
24.01.2022 20:09

Bei dem mutmaßlichen Amokläufer an der Universität in der deutschen Stadt Heidelberg handelt es um einen erst 18 Jahre alten Deutschen. Unmittelbar bevor er Montagmittag in einen Hörsaal mit 30 Menschen stürmte und um sich schoss, habe er in einer WhatsApp-Nachricht die Tat angekündigt, teilte die Polizei am Abend mit. Darin habe er geschrieben, „dass Leute jetzt bestraft werden müssen“, berichtete der Mannheimer Polizeipräsident Siegfried Kollmar bei einer Pressekonferenz.

Bei dem Amoklauf wurde eine 23-jährige Studentin in den Kopf getroffen und erlag später ihren Verletzungen. Zwei weitere Studentinnen und ein Student wurden leicht verletzt, teilte Polizeipräsident Kollmar Montagabend mit. Der mutmaßliche Täter habe bei der Tat zwei Langwaffen dabeigehabt, darunter eine Schrotflinte. Das Geschehene sei „an Tragik nicht mehr zu überbieten“, sagte er.

Wenige Minuten nach ersten Notrufen - innerhalb von 43 Sekunden wurde die Polizei siebenmal verständigt - waren die ersten Polizeistreifen vor dem Uni-Campus. Die Beamten seien schnell von einer Amoktat ausgegangen, erläuterte Kollmar. Polizisten mit Helmen und Schutzausrüstungen durchsuchten daraufhin den Gebäudekomplex und fanden den Tatverdächtigen tot auf. Der Polizeipräsident bestätigte, dass der junge Mann - selbst Student - Selbstmord beging.

In der Nachricht, die er vorher verschickt hatte, habe der 18-Jährige aus Mannheim eine Seebestattung gewünscht. „Auch das werden wir noch verifizieren müssen“, betonte Kollmar. Man werde „sein Umfeld jetzt durchleuchten in den nächsten Tagen, mit Hochdruck.“ Die Ermittler wollen alle Aufenthaltsorte und Gesprächspartner des jungen Mannes der vergangenen Tage überprüfen.

Noch 100 Schuss Munition dabei
Der Mann hatte noch mehr als 100 Schuss Munition dabei. Warum er mit dem Schießen aufgehört habe, wisse man noch nicht, sagte Kollmar. Das sei spekulativ, es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass eine bestimmte Person getroffen werden sollte. Der 18-Jährige hätte noch nachladen können.

Weil bei der Leiche des jungen Mannes ein Rucksack mit unbekanntem Inhalt gewesen sei, habe die Polizei lange nicht zu dem Toten gekonnt. Es hätte sich um Sprengstoff handeln können, erklärte Kollmar. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg habe daher auch Entschärfer geschickt, die den Rucksack untersuchten.

Waffen im Ausland gekauft
Weil mehrere Langwaffen gefunden wurden, sei man zunächst von einem weiteren Täter ausgegangen, erläuterte der Polizeipräsident. Die Gewehre hatte der mutmaßliche Schütze offenbar „kurz vor der Tat im Ausland erworben“, sagte Andreas Herrgen, Leiter der Staatsanwaltschaft Heidelberg. Laut Polizei gibt es Kaufbelege, zu klären sei nun, wer jemandem ohne Waffenbesitzkarte eine Waffe verkaufe. Um den Verkäufer nicht vorzuwarnen, nannten die Ermittler das Land, in dem die Waffen gekauft wurden, nicht. Der 18 Jahre alte Amokläufer habe keinen Führerschein gehabt. „Das ist schon sehr außergewöhnlich, diese Sachlage“, sagte Polizeipräsident Kollmar am Montagabend.

Um das genaue Motiv des Schützen zu kennen, sei es „schlichtweg zu früh“, so Herrgen. Der 18-Jährige sei aber offenbar nicht vorbestraft gewesen. Die Wohnung des mutmaßlichen Täters und eine weitere Wohnung bei dessen Eltern sei inzwischen durchsucht worden, zudem soll das Mobiltelefon einer Kontaktperson ausgewertet werden und weitere Zeugen befragt werden. Außerdem wurde angeordnet, die Leiche des Täters und die des verstorbenen Opfers zu obduzieren. Die Staatsanwaltschaft erhofft sich davon weitere Erkenntnisse.

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.

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