„Das ist mein Revier“

Ein Jahr lang harte Arbeit für die perfekte Streif

Tirol
21.01.2022 06:00

Was während der Hahnenkamm-Woche in Kitz alles passiert, ist allseits bekannt. Doch was spielt sich an den restlichen 358 Tagen ab? Sehr viel, wie sich zeigt: Arbeiten, die niemand sieht, aber absolut notwendig sind.

„Das ist mein Revier“, sagt Gerhard Raffler (61) voller Stolz, als er vom Zielgelände aus hinauf auf die Streif blickt. Er ist Chef des Bergteams, das - inklusive seiner Person - aus vier Männern besteht. „Wir sind fast das ganze Jahr mit Arbeiten auf der Streif beschäftigt“, lässt der 61-Jährige aufhorchen. Er ist einer von wenigen, der beim Kitzbüheler Ski Club (K.S.C.) fix angestellt ist - seit mehr als 30 (!) Jahren.

Sobald der letzte Rennfahrer bei der Abfahrt abschwingt, leitet Raffler die ersten Abbauarbeiten ein. „Die Lücken für den Publikumslauf werden geöffnet, das Material entlang der Streif sowie das Zielgelände müssen rasch abgebaut werden“, teilt er mit. Den restlichen Winter herrscht Pause. Erst wenn der Skibetrieb eingestellt ist, geht es mit den Abbau- und Aufräumarbeiten munter weiter.

„Murenabgang vor zwei Jahren im Steilhang“
Im Sommer gilt es, den Großteil des Materials zu warten. So werden etwa Netze sowie Zäune kontrolliert und gegebenenfalls repariert. „Zudem fallen kleine Arbeiten entlang der Strecke an. Im Vorjahr führten wir zum Beispiel nach der Hausberg-Kompression die viel diskutierte Geländekorrektur durch“, schildert Raffler.

Auch bei Gewittern ist das Team besonders aufmerksam. „Wir geben auf die Wasserauskehren acht, damit es zu keinen Murenabgängen kommt, wie wir es vor zwei Jahren im Steilhang hatten“, erinnert sich der Chef des Bergteams.

Da nicht jeder Abschnitt entlang der Streif im Sommer beweidet wird, muss das Quartett im Herbst auch mit Mulchmäher ausrücken und die Passagen selbst mähen. „Das Heu verräumen ebenfalls wir, teils geht das nur händisch. Gestrüpp ist auch zu entfernen“, sagt Raffler.

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Wir sind fast das ganze Jahr mit Arbeiten auf der Streif beschäftigt.

Gerhard Raffler

Sobald das alles erledigt ist, wird mit der Vormontage der A-Netze begonnen. „Und wir setzen Lawinen-Sicherheitsmaßnahmen. Etliche grobe Netze werden mit dem Hubschrauber zur Hausbergkante geflogen, ausgerollt und in der Folge fest im Boden verankert, damit der Schnee besser hält und nicht abrutscht“, weiß der 61-Jährige interessante Details zu berichten.

„Grundarbeiten bis vor Weihnachten erledigen“
Ab diesem Zeitpunkt beginnt das Hoffen auf kalte Temperaturen, damit mit der Beschneiung der Piste begonnen werden kann. Sobald genug Kunstschnee vorhanden ist, wird mit der Grundpräparierung gestartet. „Windmaschinen sind im Einsatz, auch das Team vom Pistenchef ist beteiligt. Unser Ziel ist es, alles so gut es geht vor Weihnachten fertigzustellen“, betont Raffler.

Ab dem 5. Jänner fängt der Einsatz für das Pistensicherheits-Team an. Die restliche Piste wird mit Maschinen präpariert, mit Farben werden die Linien gezeichnet. Rund sieben bis zehn Tage vor Rennstart sollte endgültig alles abgeschlossen sein. Und sobald die Bewerbe entlang der Streif starten, fängt sich das Rad dann auch schon wieder von vorne an zu drehen ...

Insgesamt siebenmal mussten bisher die Hahnenkammrennen abgesagt werden. Wie fühlt sich das nach einem Jahr harter Arbeit unter teils gefährlichen Bedingungen an? „Das schmerzt sowohl mich als auch mein Team natürlich schon sehr, weil man eben fast zwölf Monate darauf hinarbeitet. Aber mit den Jahren kehrt Routine ein. Man akzeptiert es so, wie es ist - und zwar weil man ohnehin nichts dagegen unternehmen kann“, betont Raffler und begibt sich zurück an seinen wahrlich außergewöhnlichen Arbeitsplatz.

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