Blockiert das Leben

Thomas Maurer findet Corona „einfach scheiße“

Adabei
07.01.2022 08:44

Thomas Maurer, der im März 2021 öffentlich gemacht hatte, dass sein Vater kurz vor seinem Impftermin an Corona gestorben ist, geht es wie vielen. Er findet Corona „einfach scheiße“, wie er es jetzt in einem Interview offen ausspricht. „Mein Vertrauen in die Vernunft ist nicht gestiegen", sagt er.  Es sei „ärgerlich, es blockiert das normale Leben“. Auch finanziell wird es für ihn als Künstler langsam eng.

Am 11. Jänner - so Omikron es zulässt - feiert Thomas Maurers neues Programm „Zeitgenosse aus Leidenschaft“ im Wiener Stadtsaal Premiere.

Wut auf Coronazeiten
Im APA-Interview spricht der 54-jährige Kabarettist kurz davor über die Wut auf die Wirklichkeit in Coronazeiten, warum er bei seiner Geldzisterne langsam auf den Grund sieht und was Sebastian Kurz mit einem 80er-Jahre-Anzug zu tun hat. Außerdem hegt er Zweifel an der Vernunft der Menschen in Österreich.

Er sagt: „Es hat sich ja vieles schon vorher angekündigt - etwa, dass man einer zunehmenden Wut auf die Wirklichkeit begegnet und Leute es als persönliche Beleidigung sehen, wenn man ihre Meinungen nicht für Tatsachen hält, weil sie sich mit den Tatsachen halt nicht decken. Wenn wir uns nicht mehr darauf einigen können, in welcher Welt wir leben, dann ist das auf jeden Fall kein gutes Zeichen. Wir haben aufgrund vieler grundsätzlich positiver Errungenschaften eine sehr komplexe Welt erschaffen, die kaum mehr zu durchschauen ist und aus der man sich schnell ausgesperrt fühlt. Dann gibt es nur mehr den wütenden Wunsch, dreinzuhauen. Der hat sich immer schon in Parteien wie der FPÖ mitartikuliert und ist nun umgeschwappt in ein völlig vernunftbefreites Corona-Protestieren.“

„Impfdebatte ist eine Art Stellvertreterkrieg“
Im März hatte Maurer öffentlich gemacht, dass sein Vater kurz vor seinem Impftermin an Corona gestorben ist. Damals gab es die Debatte um „Impfdrängler“. Inzwischen drohen Impfdosen abzulaufen, Impfgegner ziehen regelmäßig durch die Städte, Impfstraßen und Spitäler müssen geschützt werden.

Dazu erklärt Maurer: „Könnte er noch, würde sich mein Vater vermutlich aufs Hirn greifen. Der einzige Affekt, den ich noch irgendwie nachvollziehen kann, ist diese Grundrechtsdebatte. Es gibt eine massive Vertrauenskrise in sämtliche Institutionen. Aber wenn die Leute bereit sind überhaupt in Erwägung zu ziehen, dass global sämtliche Ärzte von dunklen Mächten bezahlt werden, um im Interesse irgendwelcher nebuloser Mächtiger oder der Pharmaindustrie zu lügen, ist das so verrückt, dass einem gar nicht mehr viel dazu einfällt. Aber ich glaube, die Impfdebatte ist eine Art Stellvertreterkrieg.“

Weniger als Hälfte der normalen Einkünfte
Die Wut der Bevölkerung hätte sich seiner Meinung nach schon länger abgezeichnet. „Es klingt einfacher, als ich es meine“, sagt er. „Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte in Richtung neoliberaler Weltordnung tragen viel dazu bei. Es gibt eine Erosion in das Vertrauen der Institutionen, weil es eine Verflechtung von Politik und Wirtschaft gibt. Es gibt immer mehr Leute, die sich - nicht unbedingt zu Unrecht - abgehängt und ungehört fühlen. Gleichzeitig aber ist dieses Narrativ “Die da oben lachen kaviarfressend über euch„ offenbar total in Mode gekommen. Interessanterweise laufen - wie man bei Trump gesehen hat - diese Menschen dann den zynischsten und ausgekochtesten Ausbeutern dieser Emotionen nach. Bei uns war Jörg Haider eine erste solche ,Lichtgestalt‘ der Unterprivilegierten.“

Als Künstler ist Maurer von den Corona-Maßnahmen betroffen und abhängig. „Mein letztes Programm (,Woswasi‘, Anm.) hatte Mitte Jänner 2020 Premiere und ist dann nicht einmal auf die Hälfte der geplanten Vorstellungen gekommen und die waren obendrein schlechter besucht. Das hat schon durchgeschlagen. Ich habe schon ein bisschen Geld aus dem Hilfsfonds bekommen, aber das deckt die Lücke natürlich nicht annähernd ab. Ich habe aber das halbe Jahr davor wahnsinnig viel gearbeitet - fast mehr als gesund war - und dadurch die Geldzisterne recht gefüllt. Aber da sehe ich langsam auch auf den Grund. Zwei Jahre mit weniger als der Hälfte der normalen Einkünfte - weder meine Kinder noch mein Zins noch meine Kreditrate haben sich in der Zeit halbiert -, das haut schon rein“, erzählt er in den APA-Interview.

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Ich habe aber das halbe Jahr davor wahnsinnig viel gearbeitet - fast mehr als gesund war - und dadurch die Geldzisterne recht gefüllt. Aber da sehe ich langsam auch auf den Grund. Zwei Jahre mit weniger als der Hälfte der normalen Einkünfte - weder meine Kinder noch mein Zins noch meine Kreditrate haben sich in der Zeit halbiert -, das haut schon rein.

Thomas Maurer

„Es ist einfach scheiße“
Corona wollte der ORF-Star in seinem neuen Programm übrigens nicht verarbeiten. Er habe sich gedacht, es würden sowieso „Fluten an Corona-Autobiografien und Ähnliches erscheinen. Und zweitens fasziniert mich Corona per se nicht. Es ist einfach scheiße, es ist ärgerlich, es blockiert das normale Leben. Aber ich habe eher vermieden, introspektiv in mich hineinzuhören, was das mit mir macht, sondern einfach geschaut, dass ich meiner Arbeit nachkomme, mich um meine Kinder kümmere, was Vernünftiges zu essen koche und nicht allzu blad werde.“

Auch der Rücktritt von Sebastian Kurz ist nicht ins Programm eingeflossen. Maurer: „Das Wir Staatskünstler-Programm ,Jetzt erst recht‘ haben wir allerdings noch einmal umgeackert. Die Schmid-Chats und der Kurz-Rücktritt sind ja der logische Abschluss jenes Films, der mit Ibiza begonnen hat.“

Über Sebastian Kurz sagt Maurer: „Er ist ja noch gar nicht so lange weg. Aber diese absurde Überinszenierung, diese völlige Inhaltsleere und die belanglosen Floskeln, die auch noch als rhetorische Brillanz gefeiert wurden, das mutet jetzt schon so an, als wäre es aus einer anderen Dekade. Das ist so, wie wenn du heute Fotos von dir anschaust mit einem 80er-Jahre-Anzug und einer 80er-Jahre-Frisur und dir denkst: ,Oida, warum ist uns das damals nicht aufgefallen?‘“

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(Bild: kmm)



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