Ein Ex-Bordellchef auf Freigang schießt in Niederösterreich ein Paar nieder – und richtet sich selbst. Die „Krone“ weiß, warum Thomas H. und seine Partnerin Vanessa ins Visier von Josef P. gerieten.
Allzu viel tut sich an einem Sonntagvormittag nicht im niederösterreichischen Traiskirchen. Der 18.925-Einwohner-Ort, übrigens auch Heimat von Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ), bereitete sich gerade bei strahlendem Sonnenschein auf den letzten Tag des traditionellen Weinfestes vor, als ausgerechnet in einem Weingarten unweit des Stadtzentrums Großalarm ausgelöst wurde.
Körperverletzung, Drohung, Nötigung
Kurz nach zehn Uhr am Vormittag richtete ein 66-Jähriger an einem Weingarten an der Bahnzeile – neben einer Wohnsiedlung bei Tribuswinkel – in einem Auto sitzend ein Gewehr gegen sich selbst. Rasch waren Sanitäter vor Ort, konnten für das Schussopfer jedoch nicht allzu viel tun. Aber schon wenige Minuten zuvor war bei der Polizei bereits ein weiterer Notruf eingegangen. Ein Mann hantiere an der Badener Straße, rund zwei Kilometer von der Bahnzeile entfernt, mit einem Gewehr und schieße auf Menschen. Der Schütze mit der Langwaffe war derselbe 66-Jährige, dessen Leiche an der Bahnzeile gefunden wurde.
Josef P. ist für die Polizei kein Unbekannter. Der Niederösterreicher ist eine Größe in der Rotlichtszene, dürfte früher ein Laufhaus bei Wien geführt haben. Aktuell saß Josef P. eine einjährige Haftstrafe wegen häuslicher Gewalt bzw. schwerer Körperverletzung im Gefängnis bis Ende dieses Jahres in Wiener Neustadt ab – dieses Wochenende hatte er Hafturlaub erhalten. Die lange Strafakte des Todesschützen Josef P. Laut „Krone“-Infos hatte der Ex-Bordellchef seit rund 30 Jahren mit Körperverletzungen, Drohungen, Nötigung und Freiheitsentziehung eine lange kriminelle Karriere hinter sich und mehr Zeit hinter Gittern verbracht als in Freiheit. Gegen den Niederösterreicher bestand ein aufrechtes Waffenverbot.
Es wurde versucht, das Leben des angeschossenen Mannes zu retten – jedoch vergeblich. Die junge Frau wurde mit dem Helikopter in ein Spital gebracht.
NÖ-Polizeisprecher Johann Baumschlager am Tatort zur „Krone“
Bild: Stefan Steinkogler
Motiv für Schussabgabe wohl im Rotlicht zu finden
An der Badener Straße fuhr der Häfenurlauber zu seinem – ehemaligen – Freund Thomas H. (55), der lange Zeit die rechte Hand des Rotlichtbosses war, und dessen viel jüngeren Partnerin Vanessa an einem Imbiss im Industriegebiet an der Bundesstraße. Dort dürfte es zu einem Streit zwischen den beiden Männern gekommen sein. Im Mittelpunkt: die fesche 25-Jährige. Plötzlich gab Josef P. mit einer illegalen Schrotflinte Schüsse auf seinen Nebenbuhler ab. Dieser sackte an Ort und Stelle zusammen. Zwar versuchten Rettungskräfte später noch, Thomas H. zu reanimieren – jedoch ohne Erfolg.
Auch die Begleiterin wurde mehrmals getroffen – schwerst verletzt mit dem Rettungshubschrauber in ein Spital geflogen. Während beim „Krone“-Lokalaugenschein die Tatortgruppe letzte Spuren sicherte und das Kriseninterventionsteam Angehörige betreute, begann die Suche nach dem Motiv für die Bluttat. Dieses soll im Rotlichtmilieu liegen. Weitere Details erhoffen sich die Mordermittler von Aussagen der Angeschossenen. Was Josef P. letztlich so weit trieb, dass er auf zwei Menschen schoss, nahm der 66-Jährige mit ins Grab.
Auf seinem Facebook-Profil war P. jedoch trotz Haft überraschend aktiv. „Es wird viel schneller kommen als ihr alle denken könnt. Die Überraschung wird groß sein“, lautet etwa einer der Texte, den P. erst am 6. Juli online stellte. Dieser liest sich jedenfalls wie eine düstere Vorankündigung seiner Bluttat.
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizidgedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.
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