Neues Album

King Buffalo: Höhlensounds für Gitarrenfreunde

Musik
04.12.2021 06:00

Dieser Sound kommt im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Untergrund: Das US-Rocktrio King Buffalo hat sich für sein zweites neues Album in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen. Die vier Songs von „Acheron“ wurden nämlich live in einer Höhle eingespielt. „Es war sicherlich eines unserer ehrgeizigsten Projekte bisher“, sagt Sänger und Gitarrist Sean McVay, der aber auch zugibt: „Der Toningenieur in mir hatte bei der bloßen Idee doch ziemliches Bauchweh.“

(Bild: kmm)

McVay quittiert diese Sorge mittlerweile mit einem herzhaften Lachen. Von seinem Drummer Scott Donaldson kam die Idee, die neuen Stücke in den Howe Caverns drei Stunden von ihrer Heimatstadt Rochester entfernt aufzunehmen. „Wir fanden, dass es eine coole Herausforderung sein könnte und haben einfach dort angefragt. Es hat tatsächlich geklappt“, schmunzelt McVay im APA-Interview. „Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich es jemandem weiterempfehlen würde.“

Kein Platz für Experimente
Das hat aber weniger mit dem erstaunlich dynamisch und transparent klingenden Endergebnis, als viel mehr dem logistischen Aufwand zu tun. „Wir hatten kaum eine Möglichkeit, es genauer zu planen oder den Ort nach einer geeigneten Stelle für die Aufnahmen abzugehen. Wir kamen dort an, gingen ein bisschen herum und haben dann das ganze Equipment reingeschleppt - was schon schwierig genug war!“ Für die Band, die von Bassist Dan Reynolds komplettiert wird, war schnell klar: „Es muss einfach klappen. Für Experimente ist kein Platz.“

Wo der im Frühsommer erschienene Vorgänger „The Burden Of Restlessness“ mit zig Spuren aufwartet, mussten die jeweils knapp zehn Minuten langen Songs von „Acheron“ im klassischen Live-Setting funktionieren. „Immerhin gibt es eine Sache, bei der ich zu Scott jetzt sagen kann: Ich wusste es!“, lacht der Sänger. „Unser Plan war nämlich, alles in fünf oder sechs Stunden über die Bühne zu bringen. Er war sich so sicher, dass das funktionieren wird, ich konnte es mir dagegen nicht vorstellen. Tja, im Endeffekt haben wir zwölf Stunden gebraucht.“

Fließendes Werk
Die Zeit hat sich aber gelohnt, sind die Nummern doch von einer zeitlosen Eleganz, wenn behutsame Einstiege auf mäandernde Passagen und eruptive Ausbrüche treffen. Handgemachter Rock und psychedelische Effekte gehen dabei Hand in Hand, während die Höhlen selbst ebenfalls in Erscheinung treten - und zwar in Form eines unterirdischen Flusses, dessen Rauschen an verschiedenen Stellen zu hören ist. „Stilistisch und klanglich unterscheidet sich die Platte sicher vom Vorgänger, der sehr offensiv war. ‘Acheron‘ ist hingegen sehr fließend.“

Einen besonderen Einfluss habe der Aufnahmeort auf das Songwriting allerdings nicht gehabt, wie McVay zugibt. „Wir haben vielleicht ein paar Kleinigkeiten adaptiert, aber eigentlich nicht am Tag der Aufnahmen. Natürlich hatte ich die Höhlen im Kopf, sobald wir uns dafür entschieden haben, und habe es indirekt einfließen lassen. Das hatte auch mit dem Projekt generell zu tun.“ Er selbst habe die Höhlen aber im Vorfeld nicht gesehen.

Recherche in der Mythologie
Inhaltlich knüpft „Acheron“ beim Vorgänger an. Dieser hatte zwar eine sehr dunkle Grundstimmung, endete aber letztlich auf einer leicht hoffnungsvollen Note. „Ich will da den Leuten nicht zu viel vorwegnehmen, jeder muss sich sein eigenes Bild machen“, betont McVay. „Aber es geht sicher um Wachstum und Entwicklung.“ Dafür nutzt der Musiker auch die griechische Mythologie, sind Album sowie Titelstück doch nach einem der fünf Unterweltflüsse benannt und wird auch dem Höllenhund Cerberus in einem Song die Ehre erwiesen.

Beide Platten von 2021, denen im nächsten Jahr noch ein dritter Teil folgen soll, seien für King Buffalo sehr fordernd gewesen. „Es waren sicher unsere schwierigsten Arbeiten bisher“, nickt McVay, „aber aus gänzlich unterschiedlichen Gründen. ‘Burden‘ war sehr intim, sehr treibend und geradezu überproduziert, was vor allem an mir lag. Bis ins kleinste Detail war alles extrem durchdacht und bewusst an jenen oder diesen Platz gelegt. Und textlich ging es um einige der düstersten Dinge, über die ich je geschrieben habe.“ Für ihn persönlich sei die Platte aber sein bisheriges „Karrierehighlight“.

Im Prozess gewachsen
Mit „Acheron“ sei man wiederum in die andere Richtung gegangen. „Das war der genau gegensätzliche Zugang: Wir konnten nichts wiederholen, alles musste sofort funktionieren. Das ist nicht unbedingt die Arbeitsweise, die ich bevorzuge“, lacht McVay. „Ich analysiere gerne alles bis in den letzten Winkel, was auch schon mal lähmend sein kann. Aber es hat definitiv Spaß gemacht. Als Musiker und Band sind wir in diesem Prozess sicherlich gewachsen.“ Man darf also gespannt sein, wo die Reise für King Buffalo als nächstes hinführt.

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