Wütende Sanitäter

Das Rote Kreuz hat mit Schmutzwäsche zu kämpfen

Salzburg
07.11.2021 08:00
Nach der „Krone“-Berichterstattung über Rotkreuz-Sanitäter, die ihre gebrauchte Uniform zuhause waschen müssen, herrscht helle Aufregung in der Hilfsorganisation. Die Geschäftsleitung hat sich in einem Schreiben an alle Mitarbeiter damit gerechtfertigt, dass jeder, der möchte, seine Uniform in den Dienststellen waschen könnte – das sorgt organisationsintern für enorme Verstimmung.

Zahlreiche Zuschriften belegen, dass die Causa „schmutzige Dienstbekleidung“ für Zündstoff sorgt. Aktive und ehemalige Sanitäter haben sich an die „Krone“ gewandt, um ihrem Ärger Luft zu machen. Einer zürnt etwa: „Besonders dreist an dieser Stellungnahme finde ich, dass die Führung versucht, uns Mitarbeitern Unwahrheiten zu unterbreiten.“

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Besonders dreist an dieser Stellungnahme finde ich, dass die Führung versucht, uns Mitarbeitern Unwahrheiten zu unterbreiten!

Ein Rot-Kreuz-Sanitäter aus der Stadt Salzburg

Zur Erklärung: Die Rotkreuz-Führung wies in einem internen Dokument, das der „Krone“ vorliegt, die Vorwürfe, die in unserem Blatt erhoben wurden, zurück und erklärte, dass jeder, der wolle, seine Uniform an den Rettungswachen waschen könnte.

„Die Uniformen wurden immer zuhause gereinigt“
Marin Miletic, Notfallsanitäter und ehemaliger Rotkreuz-Freiwilliger, weist diese Behauptungen zurück: „Ich melde mich, weil sich viele aktive Kollegen nicht trauen.“

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Dass die Wäsche gereinigt wird ist einfach unwahr. Das war und ist nicht so. Es muss sich jetzt endlich etwas bewegen – zum Wohle aller Mitarbeiter.

Marin Miletic, Notfallsanitäter und ehem. Rotkreuz-Freiwilliger

Die Einhaltung der Hygienebestimmungen sei keine freiwillige Entscheidung der Mitarbeiter, die Organisation müsse sich darum kümmern. Er meint: „Der Verweis auf die wenigen Waschmaschinen ist ein hektischer Versuch, aus der Verantwortung zu fliehen.“

Reinigung der Uniform seit langem ein „heißes Eisen“
Miletic kritisiert auch, dass das Thema zwar seit Jahren ein „heißes Eisen“ in der Organisation sei, sich aber noch nichts geändert habe.

Eine ehemalige Kollegin und aktive Ehrenamtliche gibt ihm recht: „Das ist Blödsinn. Die Möglichkeit gab und gibt es nicht. Wir müssen zuhause waschen.“ Zwar gäbe es in den Rettungswachen Waschmaschinen, diese würden aber vor allem für Decken und andere Utensilien verwendet, die mit Fäkalien und Blut kontaminiert wurden. Viele der empörten Sanitäter finden auch, dass es so, wie es die Führung in ihrem Schreiben behauptet, gar nicht funktionieren würde.

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Ich kann mir nicht vorstellen, wie 600 berufliche und freiwillige Sanitäter ihre Kleidung so waschen sollen. Abgesehen von fehlender Organisation ist wohl eine Maschine alleine auch nicht ausreichend.

Ein langjähriger Ehrenamtlicher aus der Stadt Salzburg

„Ich kann mir nicht vorstellen, wie 600 berufliche und freiwillige Sanitäter ihre Kleidung so waschen sollen. Abgesehen von fehlender Organisation ist wohl eine Maschine alleine auch nicht ausreichend“, sagt ein langjähriger Ehrenamtlicher aus der Stadt Salzburg. Eine Erklärung, wie zweimal täglich eine Mannschaft von 30 bis 40 Sanitätern nach dem Dienst ihre Uniformen waschen soll, bleibt auch die Rot-Kreuz-Führung in ihrem Schreiben schuldig.

Auch Ehrenamtliche hoffen auf das Arbeitsinspektorat
Allerdings behauptet die Rotkreuz-Führung in dem Dokument auch, dass die Dienstkleidung ohnehin nicht besonders mit Keimen belastet wäre. Was, wie zumindest einschlägige Fachliteratur besagt, schlicht nicht der Wahrheit entsprechen dürfte. Die Hoffnung vieler ruht nun auf dem Arbeitsinspektorat. „Es ist zu hoffen, dass sich die Situation dann nicht nur für die Berufssanitäter, sondern auch für die Ehrenamtlichen verbessert“, so Miletic.

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