Häusliche Gewalt

Jede fünfte Frau in Wien Opfer von Misshandlungen

In laufenden Jahr gab es bereits 3500 Wegweisungen in Wien. Nur zehn Prozent der Gefährder sind weiblich. Zehn Wienerinnen wurden bereits ermordet. Gefragt ist Zivilcourage.

Mit Kopfpolster auf dem Gesicht bewusstlos gewürgt, Frau und Kinder geschlagen und mit dem Umbringen gedroht. Motiv: Eifersucht - Brutalität ist leider kein Einzelfall. Das spiegelt sich auch in den dramatischen Zahlen wider. Jede fünfte Frau in der Bundeshauptstadt ist körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Am gefährlichsten ist es häufig dort, wo sich Frauen eigentlich am sichersten fühlen sollten, nämlich in den eigenen vier Wänden.

Im schlimmsten Fall enden die Attacken tödlich. So gab es heuer bereits 23 Frauenmorde österreichweit, zehn allein in der Bundeshauptstadt. Die Täter kommen meist aus dem engsten Kreis, oft ist es der eigene Ehemann, der Freund oder der Ex-Partner. 2020 wurden insgesamt 11.652 Betretungsverbote und Annäherungsverbote ausgesprochen. Heuer waren es in den ersten zehn Monaten 11.278 bundesweit, in Wien wurden bis Ende Oktober des Vorjahres 2866 Gefährder weggewiesen, heuer bereits 3496.

Nicht wegschauen!
Nur zehn Prozent der Weggewiesenen sind weiblich. Seit September gibt es verpflichtende Beratung für Gefährder im Ausmaß von sechs Stunden. 80 Prozent kommen dem nach. Wer sie missachtet, erhält eine Verwaltungsstrafe. Seitdem wurden in Wien 592 Personen der Gewaltprävention zugewiesen. Die Polizei kann aber nur tätig werden, wenn sie Kenntnis von Misshandlungen in der Privatsphäre hat. Bei allen bisherigen Tötungsdelikten heuer bestand nur in einem Fall ein Betretungs- und Annäherungsverbot. Wichtig daher für Freunde, Bekannte oder auch Nachbarn: nicht wegschauen!

„Die Einrichtung der Beratungsstellen für Gewaltprävention war eine wichtige Maßnahme, die mit September umgesetzt wurde. Das automatische Waffenverbot für Gefährder hat bereits den Ministerrat passiert und ist ebenfalls in der Zielgeraden. Der Gewaltschutz in Österreich ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es ist mir daher besonders wichtig, die Zivilcourage von Nachbarn und Angehörigen zu stärken, die Gewalt im privaten Zusammenleben wahrnehmen“, betont Innenminister Karl Nehammer (ÖVP).

HILFE UND INFORMATIONEN

Frauen, die Gewalt erleben, finden hier Hilfe und Unterstützung:

  • Frauenhelpline unter der Telefonnummer 0800/222 555 (kostenlos und rund um die Uhr), frauenhelpline.at
  • Notruf des Vereins Frauenhäuser: 05/7722
  • Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter aoef.at
  • Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie auf der Internetseite: interventionsstelle-wien.at
  • Opferschutzorganisation Weißer Ring unter der Telefonnummer 0800/112-112 oder im Internet www.opfernotruf.at
  • Polizeinotruf unter 133 oder 112 im Falle einer akuten Notlage
  • Das Landeskriminalamt Wien, Kriminalprävention, bietet zusätzlich Beratungen unter der Hotline 0800/216346 an.
  • Gehörlose und Hörbehinderte können per SMS an 0800/133 133 Hilfe rufen.
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