Marcel Hirscher will sich bei seiner Rückkehr auf die Rennpisten nicht mehr stressen lassen. Sieben Monate sind seit dem Kreuzbandriss vergangen, den sich der achtmalige Gesamtweltcupsieger in seiner Comeback-Saison zugezogen hat. Retrospektiv sei ihm alles zu schnell gegangen, erklärte der 36-Jährige – auch die Startberechtigung für den Ski-Weltcup. „Diese Wildcard hat mir eigentlich ein Haxl gelegt“, meinte Hirscher am Rande des Formel-1-Grand-Prix in Spielberg.
Nach fünfeinhalb Jahren Rennpause stand Hirscher Ende Oktober im Sölden-Riesentorlauf am Start. „Das war nie der Plan“, versicherte der nun für die Niederlande fahrende Salzburger in einer Medienrunde. „Ich war sicherlich nicht so bereit, wie ich es gerne gewesen wäre.“ Vielmehr habe er auf die WM in Saalbach-Hinterglemm hinarbeiten wollen, die letztlich ohne ihn stattfinden musste. „Aber auf einmal hat sich das Radl so schnell zu drehen angefangen und ich bin nicht mehr hinterhergekommen.“
Diesen Fehler will Hirscher bei seinem zweiten Comeback in der Olympia-Saison nicht mehr machen. „Ich werde mich nie wieder stressen lassen von einer Wildcard. Ich fahre das Rennen, wenn ich glaube, dass ich bereit bin.“ Er werde nie wieder so unvorbereitet in ein Rennen gehen wie im November in seinen ersten Slalom in Levi. Damals hatte der dreimalige Slalom-Weltmeister als 46. klar die Qualifikation für den zweiten Lauf verpasst. Nach einem Ausfall im Gurgl-Slalom kam dann bereits die Verletzung.
Hirscher will weiter Slalom und Riesentorlauf fahren
Grundsätzlich finde er die Möglichkeit von Wildcards weiterhin „mega“. Hirscher verwies in dem Zusammenhang auf das Comeback von Lindsey Vonn und wie deren Geschichte dazu beitrage, den Skisport „wieder größer zu denken und größer zu machen“. Er selbst darf nach einer FIS-Entscheidung seine Sondergenehmigungen der vergangenen Saison in die nächste übernehmen – und damit noch 17 Mal mit der günstigeren Nummer 31 starten.
Auch 2025/26 will Hirscher Riesentorlauf und Slalom bestreiten. „Ich brauche sie irgendwie gegenseitig.“ Wie genau sein Programm ausschaue, werde man aber erst sehen. „Wünschen würde ich mir natürlich, dass ich alle Rennen fahren kann, das Maximum mitnehmen kann aus dieser Saison.“ Das gebe mittlerweile aber nicht mehr er vor, sondern sein Knie. Er habe jedenfalls den „Best Case“, einen isolierten Kreuzbandriss, der nicht mit anderen schweren Knieverletzungen verbunden ist. „Ich habe nie Schmerzen gehabt, von dem her sind die Vorzeichen gut. Aber wir werden sehen, was schlussendlich herauskommt.“
Olympia keine besondere Motivation
Den Wunsch nach einem Comeback habe er schon beim Aufwachen nach der Operation Anfang Dezember verspürt. „Ich habe mir mehr für dieses Projekt gewünscht“, sagte Hirscher, der Produkte seiner eigenen Skifirma fährt. Drei Rennen seien ihm irgendwie zu wenig gewesen. Olympia 2026 in Mailand-Cortina sei dagegen keine besondere Motivation gewesen. Die Spiele seien wunderschön und dort zu gewinnen habe großen Wert. „Aber manchmal denkt man sich, eine Ski-WM hat für mich immer mehr Wertschätzung gegenüber den Athleten gehabt. Olympische Spiele sind schon sehr komplex.“
Ende des Sommers könnte Hirscher wieder auf Ski stehen. Den täglichen Prozess, nach der Verletzung besser zu werden und jeden Tag Fortschritte zu machen, finde er schön. „Mittlerweile bin ich bei spannend, dass ich das erleben habe dürfen“, sagte der zweifache Olympiasieger und siebenfache Weltmeister nach der ersten schweren Verletzung seiner Laufbahn. Er könne nun besser nachvollziehen, was die Comebacks von Aksel Lund Svindal, Ivica Kostelic, von Vonn oder Anna Veith bedeuten würden. „Da ziehe ich jetzt noch so viel mehr meinen Hut.“
Gedanken, dass er sich nach seiner Rückkehr wieder verletzen könnte, will sich Hirscher nicht machen. „Es kann immer etwas passieren.“ Eine übersehene Stufe auf dem Weg zur Toilette könne reichen. Die Pädagogin im Kindergarten habe sich zur selben Zeit wie er das Kreuzband gerissen, erzählte Hirscher. „Die hat aber nur einem Kind den Fußball rübergeschoben. Das Leben birgt halt gewisse Risiken.“
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