Statt 'Deutsches Eck'

ÖBB verrechnet 73 km mehr, als Weg wirklich ausmacht

Salzburg
03.04.2011 17:46
Eine Groteske sorgt für Ärger bei den Tarifen der Eisenbahn - Schnellzüge von Salzburg nach Wörgl fahren fast ausnahmslos die 122 Kilometer lange Strecke über das "Deutsche Eck". Die Passagiere bezahlen aber für 73 km mehr – die Tickets werden nämlich so berechnet, als ob der Zug den langen Umweg über Zell am See und das Salzachtal gefahren wäre...

Über Bischofshofen und Zell am See sind es 195 Kilometer von Wörgl nach Salzburg, über Rosenheim aber nur 122 Kilometer. Und klarerweise fahren die allermeisten Fernzüge deshalb übers "Deutsche Eck", die Fahrzeit ist auf dieser Korridorstrecke auch deutlich kürzer. Allerdings: Die Passagiere merken nichts von der Abkürzung, die 73 Kilometer spart – denn die Bahn verlangt für die Fahrkarten ganz automatisch den Tarif für die längere Strecke, so als ob der Zug durch das Salzachtal gefahren wäre.

22 Euro Fahrpreis statt bloß 12,7 Euro
Auf diese "Besonderheit" weisen die ÖBB auch hin in ihrer neuesten "Beschreibung der Erlöszuscheidung", wie es bürokratisch für die Verteilung der Einnahmen vom Ticketverkauf heißt. Den Fahrgästen werden auf dieser Strecke mehr "Tarifkilometer" verrechnet – die zusätzlichen Einnahmen kommen direkt dem Fernverkehr zugute. Für die Kunden hat das eine Konsequenz: Sie zahlen mehr. Eine Fahrt in der 2. Klasse von Salzburg bis Innsbruck kostet 22 Euro – würde nur der Tarif für die Fahrt über Rosenheim berechnet, so wäre der Fahrschein um 9,30 Euro billiger.

ÖBB: "Fahrt übers Deutsche Eck ist ja nicht gratis"
"So verdienen sich die ÖBB ein ansehnliches Körberlgeld, weil sie ihren Kunden immer die längere Strecke verrechnen", ärgert sich der Seekirchner Vizebürgermeister Helmut Naderer. Er fordert den zuständigen Landes-Vize Wilfried Haslauer auf, bei der Eisenbahn auf korrekte Abrechnung zu drängen. ÖBB-Sprecher Thomas Berger kann die Aufregung nicht verstehen: "Die Fahrt übers Deutsche Eck ist ja nicht gratis, dafür bezahlen wir an die Kollegen Gebühren." Die ÖBB hätten auf der kürzeren Strecke wenig Ersparnisse, und für die Fahrgäste gäbe es keine Nachteile. Überhaupt: "Tarifkilometer weichen öfters von den tatsächlichen Entfernungen ab."

von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung

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