Der Sendeturm Dobratsch ist der größte und der höchste Sender in Österreich. Errichtet vor 50 Jahren, versorgt er eine halbe Million Kärntner mit Radio und Fernsehen - wenn’s sein muss, auch autark.
Gewaltige 3500 Tonnen Stahlbeton wurden für das dreizehnstöckige Gebäude samt 112 Meter hoher Antenne oben drauf verbaut. Allein der Antennenmast wiegt stolze 185 Tonnen. Mit 900 Lkw-Fuhren wurde ab dem Jahr 1969 der Stahlbeton hinauf in 2115 Meter Seehöhe transportiert, um in dreizehnmonatiger Bauzeit neben dem Ludwig-Walter-Schutzhaus - das heutige Dobratsch Gipfelhaus - die größte, höchste und wohl auch eine der stärksten Sendeanlagen in Österreich zu errichten. „Seit 1971 ist die Anlage auf dem Dobratsch in Betrieb und versorgt eine halbe Million Kärntner mit Radio und Fernsehen“, weiß Michael Weber von der ORS, der Techniktochter des Österreichischen Rundfunks: „Ich zeige dir unseren Kärntner Hauptsender!“
Hinauf auf den Dobratsch geht es dieses Mal aber nicht wie gewohnt zu Fuß, sondern mit der Betriebsseilbahn von Bad Bleiberg aus. „Die Seilbahn wurde während des Senderbaus errichtet, um auch in den Wintermonaten Personen und Güter hinauf zum Gipfel transportieren zu können“, weiß Sendertechniker Karl Mamitz. Denn bis vor wenigen Jahren war die Anlage noch rund um die Uhr besetzt.
Noch immer finden sich im Turm Aufenthaltsräume mit Betten samt Dusche und WC. „Heute sind aber nur noch die Wetterwarte im Turm einquartiert“, verrät Techniker Karl während der Auffahrt, bei der die Gondel spektakulär bis zu 160 Meter über der Dobratsch-Nordwand schwebt. „Herzlich willkommen!“, begrüßt mich Michael Weber in der Bergstation und führt mich vorbei an alten Baufotos direkt zum Lift. In den einzelnen 13 Stockwerken befinden sich neben Aufenthaltsräumen vor allem viel Technik. Ständig ist leises Surren und Dröhnen im Hintergrund zu hören. Wer noch weiter hinauf will, der muss die senkrechte Leiter im Antennenmast hinauf klettern.
„Nein! Du darfst nicht ganz hinauf. Nur mit Ausbildung und gesichert dürfen Sendertechniker bis zur Antennenspitze klettern, die exakt 114 Meter über den Dobratsch-Gipfel hinaus ragt. Die letzten Meter müssen außen an der Antenne bewältigt werden, ein Jobs für Profis“, so Michael. Ich selbst darf also nur bis zur Antennen-Plattform, in 60 Meter Höhe. Doch hier peitschen Windböen mit Spitzen bis zu 100 km/h gegen den Turm, der deshalb auch niedergespannt ist. Der Blick von der Plattform über den Zentralraum Kärnten ist von hier oben gewaltig, der Turm eine wahre Meisterleistung, die Arbeiter und Ingenieure hier vor 50 Jahren vollbracht haben. Und der Dobratsch-Sender ist noch etwas, nämlich krisensicher. Selbst im Falle eines europaweiten Blackouts könnten wichtige Informationen ausgesendet werden.
„Im Erdgeschoss stehen dafür zwei leistungsstarke Notstrom-Dieselaggregate samt Sprit für insgesamt drei Wochen“, sagt Michael stolz: „Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, die Bevölkerung zu informieren.“ Deshalb investiert die ORS weiterhin in die Antennen-Zukunft, das Zauberwort weltweit heißt dabei übrigens 5G-Broadcast. Michael: „Fernsehen- und Radiosignale werden so in wenigen Jahren auch vom Dobratsch-Sender für alle ORF- und Privatsender-Programme ohne SIM-Karte und Datenverbrauch auf allen Smartphones und Tablets empfangbar sein können.“ Für viele Kärntner ist der Dobratsch mit dem Sender oben drauf aber noch viel mehr, nämlich ein Wahrzeichen, zu dem wir einfach gerne hinauf wandern.
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