Machtdemonstration

Badelt bestätigt: Türkise übten Druck auf Wifo aus

Politik
17.10.2021 14:34

Der scheidende Chef des Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), Christoph Badelt, hat bestätigt, dass die Türkisen in der ÖVP im August 2017 im Wahlkampf Druck auf das Wifo ausgeübt haben. Bei einem Mittagessen habe ihm Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid, damals Generalsekretär im Finanzministerium, „sehr rüde eröffnet, dass das Finanzministerium die Wifo-Grundsubvention um eine Million, also um ein Viertel, kürzen wolle“, sagte Badelt.

„Ich war davon völlig überrascht und wirklich wütend. Ich war erst kurz Wifo-Chef und dachte mir, ich bin sicher nicht der, der das Wifo finanziell zu Grabe trägt, und habe mit meinem Rücktritt gedroht“, schilderte der Wirtschaftsprofessor dem „profil“. Schmid sagte demnach, dass es im Finanzministerium eine allgemeine Unzufriedenheit mit dem Wifo gebe und generell gekürzt werden müsse.

„Zeigen, wer die Macht hat“
„Ich hatte den Eindruck, es ging nicht darum, eine bestimmte politische Linie durchzusetzen, sondern einfach zu zeigen, wer die Macht hat“, so Badelt weiter. Die Kürzung der Wifo-Mittel verlief letztlich im Sand, auch weil das türkise Vorhaben publik wurde. „Das war ja die Zeit des Wahlkampfs, und ich habe vermutet, dass die das Thema nicht öffentlich haben wollten. Ich glaube, die haben wirklich befürchtet, ich trete zurück.“

Inhaltlich sei ihm aber nicht dreingeredet worden, betonte der Wifo-Chef im „profil“.

Badelt wird in den jüngsten Chats als „Wendehals“ bezeichnet. Damit tauchen beide großen Wirtschaftsforschungsinstitute Österreichs in den Chats des türkisen Zirkels um Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf. Über den damaligen Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Martin Kocher, schrieb Schmid: „Kocher bringe ich noch auf Linie. IHS von BMF finanziert.“ Kocher wechselte 2021 als Arbeitsminister in die ÖVP-Regierungsmannschaft.

Finanzierung offen
Auch heuer gab es im September Wirbel um die Finanzierung von Wifo und IHS. Im Raum stand eine Kürzung der Basisfinanzierung durch die Nationalbank. Der designierte IHS-Chef Lars Feld hatte deshalb verlangt, dass zuerst die Finanzierung des Instituts geklärt wird, ehe er seinen Vertrag unterschreibt. Feld hätte seinen neuen Posten am 1. Oktober 2021 antreten sollen.

Zuletzt zeigte er sich zuversichtlich, dass die Einigung bis November unter Dach und Fach ist.

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