30 Prozent mehr Kunden

Corona: Ansturm auf steirische Sozialmärkte

Steiermark
01.09.2021 06:00

30 Prozent Kunden-Plus seit Ausbruch der Pandemie: Vinzimärkte und Caritas-Läden boomen wie nie zuvor. Immer mehr Steirer haben trotz Arbeit zu wenig Geld zum Leben.

Bleistifte, Schultaschen, T-Shirts, Jacken, Möbel, Schmuck: Der Caritas-Laden (Carla) in der Grazer Herrgottwiesgasse ist wie ein bunter Greißler am Land - mit dem Unterschied, dass die feilgebotenen Waren Second-Hand-Stücke sind, also bereits in Gebrauch waren. Dazu gesellen sich in den Regalen auch nigelnagelneue Produkte mit kleinen Schönheitsfehlern, die für den Verkauf in großen Handelsunternehmen nicht passen und gespendet wurden.

Hier sind sie keine Ladenhüter, sondern zaubern vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht - weil die Qualität stimmt und sie günstig sind. „Wir bieten die Waren - alles, was wiederverwertbar ist - um bis zur Hälfte ihres Neupreises an“, erklärt John Liebminger, der Carla-Abteilungsleiter.

Der Kundenstamm deckt, wie auch unser Lokalaugenschein zeigt, die große Bandbreite der Bevölkerung ab: Da das Caritas-Angebot für alle Steirer gilt und man keine Bestätigung etwa des Sozialamts braucht, pilgern auch Studenten, Alleinerziehende und Akademiker in die 33 Läden in den Bezirken. „Weil der Schulbeginn vor der Tür steht, haben wir auch Schulsachen im Sortiment. Familien mit mehreren Kindern sind froh darüber“, erklärt Liebminger. Für viele Menschen, die mit ihrem Gehalt gerade über die Runden kommen, sind Sonderausgaben wie zum Schulstart große finanzielle Herausforderungen.

Pandemie hat Situation dramatisch verschärft
Corona hat die Situation noch dramatisch verschärft, bestätigt Sigrid Wimmer, die Leiterin der zwei Grazer Vinzimärkte. Seit Ausbruch der Pandemie verzeichnet man sogar um 30 Prozent mehr Kunden - bis zu 150 würden täglich in der Landeshauptstadt zum Einkaufen kommen. Bei den Grazer Filialen wurde die Verdienstgrenze für Einzelpersonen von 950 auf 1050 Euro angehoben und für Familien von 1450 auf 1550 Euro erhöht - weil es immer mehr Menschen gibt, die mit ihrem Geld schlicht nicht auskommen.

Auch in den restlichen fünf Vinzimärkten in der Steiermark (in Voitsberg, Deutschlandsberg, Leibnitz, Judenburg und Bad Aussee) soll das in nächster Zeit so kommen. „Unsere Kunden sind nicht nur Arbeitslose, sondern auch viele Leute, die wenig verdienen, und auch zahlreiche Pensionisten“, blättert Wimmer in der Kartei.

Die Waren werden von Supermarktketten und Großhändlern gespendet - sie sind nicht schlecht, sondern beispielsweise falsch etikettiert und können deshalb nicht normal verkauft werden. Das Brot stellt der bekannte Grazer Bäcker Martin Auer zur Verfügung. „Das funktioniert sehr gut, wir fahren täglich bis zu 35 Geschäfte ab“, berichtet Wimmer. Bei den Grundnahrungsmitteln müsse man allerdings von Zeit zu Zeit rationieren. Das heißt, die Kunden dürfen dann zum Beispiel nicht mehr als eine Packung Nudeln kaufen.

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