Bringt neue Chancen

Wie 3D-Druck den Hausbau nachhaltig verändert

Wohnkrone News
20.08.2021 09:58

3D-Drucker fertigen wahrlich Erstaunliches. In Zukunft soll die Technologie auch den Hausbau kräftig vorantreiben. Das neue Verfahren verspricht Zeitgewinn und eine „Verschlankung der Bauabläufe“. In Deutschland stehen seit Kurzem die ersten zwei Wohnhäuser, die mit einem Betondrucker errichtet wurden. Auch liegen die Potenziale im Hochwasserschutz und im schnellen Wiederaufbau, etwa nach Flutkatastrophen.

Die deutsche NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) hob eine „weitreichende Vorbildfunktion“ hervor, denn das neue Bauverfahren verspreche Zeitgewinn und eine „Verschlankung der Bauabläufe“. 

Beim „Hausdruck“ trägt ein 3D-Drucker aus einer gewaltigen Düse Beton und Spezialmörtel digital gesteuert in zentimeterdicken Schichten auf. Das Haus in Beckum hat das Architektur- und Ingenieurbüro Mense-Korte in monatelanger Arbeit entworfen. Gedruckt hat es Peri dann aber in nur 100 Stunden. Es ist noch Ausstellungsprojekt, später soll eine Familie einziehen. 

Fünf Minuten Bauzeit pro Quadratmeter doppelschalige Wand
Als zweites Projekt gestartet, aber nun schon bewohnt, ist das laut Peri größte gedruckte Mehrfamilienhaus in Europa. Im bayerischen Weißenhorn-Wallenhausen (Landkreis Neu-Ulm) brauchte es für das Fünfparteienhaus mit drei Stockwerken nur etwa fünf Minuten pro Quadratmeter doppelschalige Wand, schildert Peri. Bedient werde der Drucker in dem Verfahren von zwei Personen. Aussparungen etwa für Anschlüsse und Leitungen seien eingeplant.

Zeitersparnis von rund 30 Prozent denkbar
Architekt Waldemar Korte glaubt, dass der 3D-Druck weite Verbreitung finden wird. Damit könne „der gesamte Wohnungsbau vom Einfamilienhaus über dreigeschossige Bürobauten bis hin zu Zwölf-Parteien-Mehrfamilienhäusern gebaut werden“. Die Stabilität sei groß, im Vergleich zu anderen massiven Bauweisen sei schon jetzt eine Zeitersparnis von rund 30 Prozent denkbar.

Effektiver Schutz vor Wassermassen möglich
Martin Krause vom Institut für Baubetriebswesen an der TU Dresden forscht seit 2014 zum Beton-3D-Druck - zusammen mit Experten für Baustoffe und der Stiftungsprofessur für Baumaschinen. „Weltweit gibt es die Vision und Hoffnung, damit Häuser in Katastrophenregionen schnell wieder aufzubauen.“ Der Wissenschafter sieht „sehr erfolgversprechende Anwendungspotenziale für langfristige Schutzmauern gegen Hochwasser“. Allerdings eigneten sich solche massiven Mauern nicht für einen temporären Einsatz - also nicht für mobile Schutzwände.

"Es riecht etwas stärker nach Beton“
Und wie wohnt es sich in so einem gedruckten Haus? In Wallenhausen ist Mieterin Annika vor einigen Wochen in eine 60-Quadratmeter-Wohnung eingezogen. „Es riecht etwas stärker nach Beton als sonst in noch neuen Häusern. Und es hallt auch ein bisschen“, erzählt die 27-Jährige. Der Mietpreis sei „normal“. Ihr gefalle die Rillen-Optik an den Außenwänden. „Innen ist alles verputzt.“ Das erste Wohngefühl sei positiv. „Es ist etwas ganz Neues. Und ich habe großes Vertrauen, dass die Wände genauso stabil sind wie in einem normalen Haus.“

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