Etikettenschwindel

Warum in Österreich oft Haifisch am Teller landet

Österreich
14.07.2021 22:13

Österreich ist weltweit gesehen der fünftgrößte Importeur von frischen Hai-Filets - mit dieser erschütternden Nachricht ließ am Mittwoch die Umweltschutzorganisation WWF aufhorchen. Alleine zwischen den Jahren 2012 bis 2019 wurden demnach 200 Tonnen Haiprodukte nach Österreich geliefert - und diese sind überwiegend auch hierzulande, oftmals als billiger Fischersatz, auf dem Teller gelandet. 36 Prozent der 1200 Hai- und Rochenarten gelten als gefährdet.

„Der Treiber im globalen Haihandel sind nicht nur teure Flossen, sondern auch Haifleisch, das meist als billiger Fischersatz dient. Haifleisch landet auch bei uns in der Kantinenverpflegung oder in Mischprodukten. Das ist den Menschen oft gar nicht bewusst“, erklärt Simone Niedermüller, Meeresexpertin des WWF Österreich. Sie fordert, Kontrollen, Transparenz sowie Rückverfolgbarkeit in Österreich und der EU zu stärken, um letztlich auch den illegalen Handel mit geschützten Arten zu unterbinden.

Oft als „Schwertfisch“ deklariert
Gerade in Urlaubsländern wie Italien und Kroatien werde ein regelrechter Etikettenschwindel mit Fischprodukten betrieben, so das Urteil der Organisation. „DNA-Tests zeigen, dass illegal vermarktetes Haifleisch oft als Schwertfisch deklariert wird. Das birgt auch gesundheitliche Risiken, da der Quecksilbergehalt bei einigen Haiarten weit über den gesetzlichen Grenzwerten liegt“, warnt Niedermüller.

Von den nach Österreich importierten Haiprodukten entfallen über 50 Prozent auf Frischfleisch (109 Tonnen, davon 97 Tonnen Hai-Filets), fast 50 Prozent auf gefrorenes Fleisch (91 Tonnen) und ein geringer Teil auf Flossen (0,2 Tonnen). Ein klassisches Gericht, für das etwa auf Haifleisch zurückgegriffen wird, sind etwa Schillerlocken - dieses geräucherte Produkt wird vor allem aus Dornhaien hergestellt.

Italien als größter Importeur
Insgesamt zeichnen EU-Staaten im Untersuchungszeitraum für 22 Prozent des globalen Handels mit Haifleisch verantwortlich. Spanien ist der weltweit größte Exporteur, Italien der größte Importeur und die EU der wichtigste Zulieferer für Ost- und Südostasiatische Märkte. In den acht Jahren wurde weltweit Hai- und Rochenfleisch im Wert von 2,6 Milliarden US-Dollar gehandelt. Österreich führte Haiprodukte im Wert von über 2,7 Millionen US-Dollar ein. Wieder ausgeführt wurden Haifleisch und -flossen im vergleichsweise geringen Wert von 57.000 US-Dollar.

Populationen um bis zu 95 Prozent eingebrochen
Haie sind besonders gefährdete Meerestiere, da sich ihre Bestandszahlen nur schwer erholen. Sie neigen zu langsamem Wachstum, später Geschlechtsreife und langen Tragezeiten mit nur wenig Nachwuchs. Manche Populationen sind in den letzten Jahren um 95 Prozent eingebrochen. 36 Prozent der 1200 Hai- und Rochenarten gelten als gefährdet.

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