Vor 89. Geburtstag

Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gestorben

Ausland
30.06.2021 21:30

Ex-US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist tot. Rumsfeld, der das Amt gleich zweimal ausübte - einmal als jüngster und einmal als ältester Pentagon-Chef, starb kurz vor seinem 89. Geburtstag.

Wie Rumsfelds Familie am Mittwoch bekannt gab, starb er im Beisein seiner Liebsten im Alter von 88 Jahren in „seinem geliebten Taos“ im Bundesstaat New Mexico. Er sei ein „Staatsmann und hingebungsvoller Vater, Großvater und Urgroßvater“ gewesen. 

Rumsfeld, sein Leben lang Republikaner, führte das Pentagon zum ersten Mal von 1975 bis 1977 unter Präsident Gerald R. Ford und nach der Wahl von Georg W. Bush zum US-Präsidenten ein weiteres Mal von 2001 bis 2006. Nach den Anschlägen vom 11. September wurde er die Stimme von Bushs Kriegsstrategie. Er galt als einer der Hauptinitiatoren des Irak-Krieges 2003 gegen Diktator Saddam Hussein. Nach dem Einmarsch, den er als nicht länger als sechs Monate dauernde Aktion angesagt hatte, sank sein Stern.

In Rumsfelds Amtszeit fällt auch die US-Invasion in Afghanistan als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA. Wie später im Irak-Krieg entsandte Rumsfeld eine relativ kleine Truppe nach Afghanistan. Die herrschenden Taliban wurden - zumindest vorübergehend - von der Macht vertrieben. Es gelang Rumsfeld aber weder in Afghanistan noch im Irak, dauerhaft für Recht und Ordnung zu sorgen.

Auch den Drahtzieher von 9/11, Osama bin Laden, konnten die Streitkräfte nicht in Rumsfelds Amtszeit dingfest machen. Dieser wurde erst 2011, unter Präsident Barack Obama, in einer Geheimdienstaktion getötet.

Der Senat warf Rumsfeld 2008 eine Mitverantwortung für Menschenrechtsverletzungen in US-Haftlagern vor. Vor allem der Skandal um das Gefängnis in Abu Ghraib bei Baghdad brachte ihn in Bedrängnis. Ihm haftete zudem der Vorwurf an, 2002 mit der Genehmigung „aggressiver Verhörtechniken“ bei mutmaßlichen Terroristen im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba zu späteren Misshandlungen beigetragen zu haben.

Übermut, Rechthaberei und fatale Fehleinschätzungen
Rumsfeld, von Bush einst liebevoll „Rumstud“ genannt, traf die Ächtung nach seinem Ausscheiden aus der Regierung deshalb so gnadenlos wie keinen anderen. Mit Bush hatten die Amerikaner gegen Ende seiner Amtszeit fast schon Mitleid, der forsche Verteidigungsminister personifizierte hingegen den Übermut, die Rechthaberei und die fatalen Fehleinschätzungen der USA beim Kriegsgang - und er wurde dafür bestraft.

2006 drängte Bush den Minister zum Rücktritt, danach mieden selbst republikanische Parteikollegen den zur Belastung gewordenen Politiker. Danach wurde es ruhig um Rumsfeld - er wechselte in die Privatwirtschaft -, 2011 meldete er sich mit seinen Memoiren (siehe Archivbericht oben). Der Gedemütigte rechnete darin ab: Er schilderte die Bush-Regierung als Hort von Inkompetenz und Intrigantentum. Guantanamo bezeichnete er als „eines der besten Gefängnisse der Welt“.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele