Flüchtlingswelle droht

Die Folgen der US-Kapitulation in Afghanistan

Ausland
26.06.2021 06:00

Die Amerikaner ziehen ab und die Taliban sind wieder im Vormarsch - Kabul droht das gleiche Schicksal wie einst Saigon. Nun droht eine neuerliche Flüchtlingswelle.

Das bittere Ende eines verlorenen Krieges: 20 (!) Jahre lang hatten die USA versucht, die Taliban zu besiegen. Jetzt ziehen die Amerikaner ab. Eine Provinz nach der anderen fällt nun zurück in die Gewalt der Taliban, die ein Emirat errichten wollen.

Erinnerungen an Vietnam
Alles erinnert an die Kapitulation der USA in Vietnam. War es 1975 Saigon, das nach dem Abzug der Amerikaner in die Hände der Dschungelkrieger fiel, so droht heute Kabul das gleiche Schicksal durch die Steinzeit-Islamisten.

Beide Länder ließen die Amerikaner fallen, als sie das Interesse an dem Krieg dort verloren hatten und den sie auch nicht gewinnen konnten. Als Folge braut sich in Afghanistan eine neue Flüchtlingswelle zusammen. Die Elite hat schon längst ihre Schäfchen ins Trockene gebracht. Das einfache Volk muss aber die Niederlage der USA mit allem Schrecken auskosten, wenn es sich nicht den Taliban unterwerfen will.

Amerikas bislang längster und teuerster Krieg
Afghanistan war Amerikas bislang längster und teuerster Krieg: Er verschlang 1.000.000.000.000 Dollar (1 Billion) seit 2001, forderte 2300 gefallene US-Soldaten und Zehntausende Tote in der blutgetränkten Erde.

Hassobjekt der Taliban sind Mädchenschulen
Vier US-Präsidenten würgten an diesem Rachekrieg gegen Al-Kaida nach dem Terroranschlag auf die New Yorker Zwillingstürme am 11. September 2001. Exakt 20 Jahre später, am 11. September 2021, soll nun der letzte US-Soldat das Land verlassen.

Die Steinzeit-Islamisten wollen alle zivilisatorischen Errungenschaften rückgängig machen. Das betrifft besonders Frauen. So sollen in dem Taliban-Emirat die Mädchenschulen wieder abgeschafft werden.

Die Tragik dieses erfolglosen Kriegs liegt allein schon darin, dass Afghanistan bereits zwei Jahre nach der US-Invasion zu einem Nebenkriegsschauplatz wurde, als Präsident George W. Bush den Irak-Krieg vom Zaun brach. Afghanistan rückte aus dem Fokus der Kriegsanstrengungen.

Abzug darf nicht wie Kapitulation aussehen
Washington nahm Kontakt zu den Taliban auf, und 2020 unterzeichneten beide Seiten ein Rückzugsabkommen. Das erinnert an Henry Kissingers Waffenstillstandsabkommen mit Nordvietnam 1973 in Paris. Tatsächlich sollte dieses USA-Vietnam-Abkommen nur der gesichtswahrende Ausstieg aus dem Krieg sein. Die USA bekamen eine gesichtswahrende „Schamfrist“, damit es nicht wie eine Kapitulation aussieht, aber es war Kapitulation! Tatsächlich eroberte Nordvietnam 1975 nach dem Abzug der USA in einem Blitzvorstoß Südvietnam mit Saigon.

Das Land am Hindukusch

Afghanistan ist ein Staat besonderer Art: Ethnische Afghanen gibt es gar nicht. Der Staat ist, aus seiner langen Geschichte heraus, als ein Stammes- und Völkerverband entstanden, mit dem nationalen Ziel der Abwehr ausländischer Interessen (ähnlich wie die Schweiz). In Afghanistan hatten sich zweimal die Briten, einmal die Sowjet-Russen und nun die US-Amerikaner eine blutige Nase geholt.

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