Zeichen an Kritiker?

Kickl feierte Triumph mit ungewohnt sanften Worten

Politik
08.06.2021 06:00

Die Freude über seinen Triumph war Herbert Kickl nach der Sitzung des FPÖ-Parteipräsidiums deutlich anzumerken. Und er gab sich danach ganz anders als in den vergangenen Tagen: dankbar, versöhnlich und beinahe schon sanft, statt wie gewohnt rabiat und mit dem verbalen Bihänder um sich schlagend.

In seiner ersten Rede nach seiner - noch inoffiziellen - Kür zum neuen FPÖ-Chef schlug Herbert Kickl unübliche Töne an (siehe Video oben). Keine „Impf-Apartheid“, kein „Tom und Jerry“, keine verbale Entgleisung, ja nicht einmal eine ordentliche Provokation.

Da beim obersten blauen Strategen weder ein Auftritt noch eine Aussage zufällig passiert, war auch die sanfte Seite ganz bewusst gewählt. Einerseits wohl um ein wenig für Überraschung zu sorgen, andererseits als Zeichen an die internen Kritiker. Denn das einstimmige Ergebnis für Kickl sieht harmonischer aus, als es tatsächlich war. So verließ etwa FP-Oberösterreich-Chef Manfred Haimbuchner, der keinen Hehl daraus gemacht hatte, dass er gegen den sonst so rabiaten Rhetoriker ist, die Sitzung vor der Abstimmung.

Selbst Kickls Kampfansage an die „türkise ÖVP“ fiel vergleichsweise harmlos aus. „Ich halte die türkise ÖVP für das größte politische Blendwerk der Zweiten Republik. Eine politische Show-Einrichtung, die die Menschen jetzt aus meiner Sicht zu lange getäuscht und zu lange hinters Licht geführt hat“, sagte der neue freiheitliche Parteiobmann. Gleichzeitig betonte er aber, dass es ihm wichtig sei, Verbindungslinien zu anderen Parteien „aufzubauen, zu erhalten, zu pflegen“. Und diese gebe es zu allen politischen Lagern.

Ausgestreckte Hand Richtung Haimbuchner
Die FPÖ versucht, nach dem Rücktritt Norbert Hofers, der die Partei völlig überrumpelt und auf dem falschen Fuß erwischt hatte, gute Stimmung, Einigkeit und Geschlossenheit zu demonstrieren. In diesem Bestreben lobte Kickl nun sogar seinen Widersacher Haimbuchner für dessen „eigenen Kopf“, und er betonte auch: „Man darf in Gremien Kritik üben, man soll in Gremien vielleicht auch Kritik üben.“

Wie groß das Einvernehmen bei den Blauen wirklich ist, wird sich beim Bundesparteitag am 19. Juni, bei dem Kickl dann auch offiziell zum Parteichef gewählt wird, zeigen. Der Richtwert wird das Ergebnis von Norbert Hofer aus dem Jahr 2019 sein: Dieser bekam damals 98,25 Prozent aller Delegiertenstimmen.

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