Vorfall in der Ukraine
Ungarnfeindliche Parole auf brennender Kirche
Die ukrainische Polizei ermittelt derzeit wegen eines Kirchenbrandes in der westukrainischen Region Transkarpatien. Die Regierung in Budapest sieht in dem Vorfall eine „weitere Provokation“, denn auf die Mauer des Gotteshauses war eine ungarnfeindliche Parole geschmiert.
Laut ukrainischen Medien alarmierten am späten Mittwochabend Grenzschützer eines in der Nähe befindlichen Postens die Feuerwehr über die starke Rauchentwicklung aus der griechisch-katholischen Kirche der Ortschaft Palad-Komarivtsi nahe der slowakischen Grenze (siehe Karte unten). Die ausgerückten Einsatzkräfte konnten die brennende Eingangstür rasch löschen und ein Ausbreiten der Flammen verhindern.
Während das für die Löschmannschaften ein wenig aufregender Einsatz war, ist der politische Wirbel rund um den Vorfall viel größer. Denn an der Mauer der Kirche stand „Ungarn an die Messerspitze“ zu lesen. Schnappschüsse von der ungarnfeindlichen Parole verbreiteten sich in den ungarischen Medien und sozialen Netzwerken wie Lauffeuer.
Orbán: „Wir werden das nicht zulassen“
Auch Ungarns Regierungschef Viktor Orbán postete auf seiner Facebook-Seite über den Vorfall und schrieb dazu: „Zwangsrekrutierungen, Mord, Kirchenbrand, Provokation und Einschüchterungen. Das passiert unseren Leuten in Transkarpatien. Wir werden das nicht zulassen. Verlasst euch auf uns!“
Damit spielte der rechtsnationale Ministerpräsident auch auf den jüngsten Vorfall an, der die Beziehungen zwischen Kiew und Budapest erschüttert hatte. Wie berichtet, starb ein ungarisch-ukrainischer Doppelstaatsbürger, nachdem er nach Angaben seiner Angehörigen bzw. Orbáns durch seine ukrainischen Vorgesetzten misshandelt worden war, während seiner Ausbildung für den Fronteinsatz.
In der Causa wandte sich die ungarische Regierung auch an die EU und forderte ein Einschreiten gegen die „Zwangsrekrutierungen“ und Sanktionen gegen die Verantwortlichen bei der ukrainischen Armee. Zudem wurde der ukrainische Botschafter ins Außenministerium in Budapest einbestellt. Die ukrainische Seite streitet die Vorwürfe ab und wirft Orbán und seinem Kabinett „russische Propaganda“ vor.
Ähnliche Drohungen gegen Ungarn bereits zu Kriegsbeginn
Apropos Propaganda: Auch in den ersten Wochen nach Kriegsausbruch im Jahr 2022 war in SMS-Sendungen auf den Handys zahlreicher Mitglieder der ungarischen Minderheit in Transkarpatien eine ähnliche Drohung gegen sie wie nun an der Kirchenmauer. Damals wurden ukrainische Rechtsextreme verdächtigt, doch auch eine gezielte Provokation russischer Hacker konnte nicht ausgeschlossen werden.
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