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KW 20 – die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche

Musik
22.05.2021 08:00

Musik als Lebenselixier - besonders für das Wochenende, wo man hoffentlich auch Zeit dafür hat. Wir haben für euch wieder die besten Alben und Veröffentlichungen der Woche zusammengesammelt. Quer durch alle Genres ist hier garantiert für jeden was dabei. Viel Spaß dabei!

Lydia Ainsworth - Sparkles & Debris
Eindringliche Stimme, paralysierende Elektronik und ein wundervoller Indie-Chic, der sich besonders schön auf den kleinen Konzertbühnen dieser Welt machte. Die Kanadierin Lydia Ainsworth gehört zu Unrecht noch immer zu den Geheimtipps der Szene und hat aber u.a. schon mal in der Wiener Arena begeistert. Die Covid-Pause nutzte die sympathische Musikerin für ihr neues Werk „Sparkles & Debris“ und hat dafür gleich Gitarre, Bass und Schlagzeug hinzugefügt. All In sozusagen, und die neue Ausrichtung, die Mischung aus Tradition und Moderne, steht ihr mehr als gut. Angefangen hat alles mit Soundcollagen, die mit „Stranger Things“-Arrangeur Kyle Dixon verknüpfte, geendet hat das Werk als eine Art Millennials-Electro-Bedroom-Pop-Exzerpt. Thinking Pop für Feinschmecker. 7/10 Kronen

Amorphis - Live At Helsinki Ice Hall
Langsam aber sicher nähern wir uns glücklicherweise wieder jenen Zeiten, wo man nicht mehr zwingend die alten Live-Scheiben aus dem verstaubten Schrank kratzen muss, nur weil man sich das Gefühl eines verschwitzten Konzerts vergegenwärtigen möchte. Aber solang noch nicht alles beim Alten ist, freuen wir uns über Veröffentlichungen wie diesem Werk der finnischen Vorzeige-Metaller Amorphis, das sich über mehr als zwei Stunden und 30 Jahre Karriere spannt. Da wird die Frühzeit im Death Metal in den Vordergrund geholt, lässt man die Gothic-Phase erglänzen und sorgt sich schlussendlich auch um den symphonischen, immer bombastischeren Metal der letzten Jahre. Ein wertigeres und üppigeres Paket kann es kaum geben. Ohne Bewertung

An Autumn For Crippled Children - As The Morning Dawns We Close Our Eyes
Vielleicht lag es dieses mal an der Veröffentlichungsgeschwindigkeit, dass das neue Werk der anonymen Niederländer An Autumn For Crippled Children so knapp ausfiel. Nur 33 Minuten Spielzeit ist man von den Workaholics aus Westeuropa gar nicht gewohnt, aber die Qualität sitzt natürlich auch auf dem mittlerweile neunten Album „As The Morning Dawns We Close Our Eyes“ wieder hervorragend. Das gewohnte Post-Black-Shoegaze-Gebräu würzt die Band bekanntermaßen mit etwas mehr Geschwindigkeit. Dass dabei die Atmosphäre ein bisschen hintanstehen muss stört nicht, denn die Songs sind stark genug, um als perfekte Unterlage für einen verregneten Frühling zu dienen. Manchmal würde den einzelnen Songs etwas mehr Elegie zwar guttun, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. 7/10 Kronen

BLK JKS - Abantu/Before Humans
Szenekenner wissen, dass die BLK JKS (sprich: Black Jacks) mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt lang nichts mehr von sich hören ließen und haben wohl nicht zu Unrecht ein schleichendes Ende befürchtet. Doch „Abantu/Before Humans“ ist das perfekte Statement der Johannesburger Art- und Progressive-Rocker, die sich wie aus dem Nichts gleich einmal mühelos an die Spitze des Genres zurückkatapultieren. Zwischen Fuzz-Gitarren und Dub-Referenzen erzählt man die Geschichte der frühen Urzeit und lässt dabei auch typisch afrikanische Klänge nicht außen vor. Gerade diese Gemengelage macht die BLK JKS so einzigartig und spannend - schön, dass sie wieder da sind. 7,5/10 Kronen

Erika de Casier - Sensational
Der Hype-Train ist wieder in vollem Zuge und derzeit in Dänemark stehengeblieben. Dort lebt die in Portugal verwurzelte Erika de Casier, die als Hälfte des Duos Saint Cava und mit ihrem 2019er Debütalbum „Essentials“ schon für Aufsehen sorgten. Nun folgte für die Sängerin, Multiinstrumentalistin und Produzentin ein Vertrag beim Indie-Riesen 4AD und das zweite Album „Sensational“, das schon in diversen Vorberichterstattungen durch die Decke gehoben wurde. Irgendwo zwischen Dream Pop, R&B und Millenniums-Indie-Stilistik lassen sich die Songs verorten, die meist unaufgeregt schön wirken und sich zum Glück nicht unnötig abhetzen. Fragil und selbstbewusst zugleich sind Songs wie „Drama“, „Polite“ oder „Busy“ echte Perlen. Da wächst was Großes heran. 7,5/10 Kronen

Paula Cole - American Quilt
Wenig spiegelt das Gefühl der Gemeinschaft und einer amerikanischen Heartland-Attitüde so gut wider wie ein amerikanischer Quilt. Der wurde nicht nur in Hollywood gefertigt, sondern von der Grammy-Preisträgerin Paula Cole nun auch in Albumform aufbereitet. Ihren globalen Kultfaktor bekam Cole vor allem durch den Titelsong für die kultige Teenie-Serie „Dawson’s Creek“, auf diesem wohlgemeinten Patchwork-Produkt lässt sie von Soul über Blues und American Rock bis hin zu Gospel aber alles auffahren, was das Land der einst so unbegrenzten Möglichkeiten eben hergibt. Ein bunter Querschnitt - quasi vom östlichen Appalachian Trail bis zum westlichen Pacific Crest Trail. USA galore - kann man mögen und lieben, muss man in dieser eindeutigen Ausformung aber nicht. 6/10 Kronen

Kaktus Einarsson - Kick The Ladder
Seiner Band Fufanu gelang leider noch nicht der große Sprung, den sich manche erhofft oder gedacht hätten, doch Frontmann Kaktus Einarsson lässt sich davon nicht abhalten und forciert nebenbei auch verstärkt seine Solokarriere. „Kick The Ladder“ ist dabei weniger Indie-Disco-lastig, sondern zeigt den 28-Jährigen von seiner sanfteren Seite. Er vermischt klassische Zitate und atmosphärische Melancholie mit einer zeitgemäßen, klassisch skandinavischen Pop-Ausrichtung und klingt dadurch trotz aller Zugänglichkeit auch immer etwas verschroben und eigenständig. Es ist wohl dem Gestus seiner Heimat geschuldet, dass die schleppenden, elegischen Momente meist die Überhand nehmen. Es wäre kein Wunder, würde Einarsson solo erfolgreicher sein als mit Band. 7,5/10 Kronen

Fly Pan Am - Frontera
Wer sich gerne an experimentellem Rock mit Post-Zutaten und einer konzeptionellen Einzigartigkeit labt, der ist bei Fly Pan Am schon immer an der richtigen Adresse. Die Kanadier schaffen es seit mittlerweile 25 Jahren, innovative Musik mit viel Atmosphäre und einer kräftigen Portion Emotionen zu vermischen. „Frontera“ ist dabei weit mehr als ein bloßes Album, sondern geht parallel mit einer Tanzaufführung der Montreal-Truppe „Animals Of Distinction“ einher. Die elektronisch aufgeladene Multimedia-Performance begeistert mit seiner kompositorischen Stringenz und der leichtfüßigen Tanzbarkeit, die stets gegeben ist. Ein konzeptionell aufgeladener Sinnesrausch, der sich wunderbar in einem Satz durchhören lässt. Unbedingt auch die Performance dazu anschauen! Ohne Bewertung

Indigo Sparke - Echo
Am Durchdringendsten ist Musik immer noch meist dann, wenn sie besonders zart und unaufgeregt um die Ecke biegt. Ein wunderbares Beispiel dafür ist das famose „Echo“, das Debütalbum der erst 19-jährigen Australierin Indigo Sparke, die schon mit einigen EPs, der Zusammenarbeit mit Adrienne Lenker und den automatisch aufkommenden Vergleichen mit Neil Young oder Joni Mitchell ins Indie-Rampenlicht rückte. Die Themenpalette spannt sich von Queerness über Heilungsprozesse, emotionale Achterbahnfahrten bis hin zu Freude, Kommunikation, Freundschaft und juvenile Lebenserfahrungen. So zart und sanft ist noch heuer noch nicht einmal das britischer Sängervogerl Birdy ans Werk gegangen. Ein schönes, sanftes, nachhallendes Werk. Nur schade, dass ohne Gedöns kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist… 8/10 Kronen

Jess & And The Ancient Ones - Vertigo
Die Retro-Schiene der 60er- und 70er-Jahre hatte zwar schon vor einigen Jahren ihre Hochzeit, aber das bewusst Berufen auf die Größen der saftigsten Genre-Ära ist noch lange nicht vorbei. Das Angenehme dabei: mittlerweile hat sich die Spreu vom Weizen getrennt und übrig blieben nur mehr die Besten ihrer Zunft. So zum Beispiel das Finnen-Gespann Jess & The Ancient Ones, das auch auf der Quasi-Hitchcock-Hommage „Vertigo“ alles an Psychedelic- und Flower-Power-Rock verbrät, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Die viel bekannteren Blues Pills sind dabei Geschwister im Geise, zwischen Mott The Hoople, Frank Zappa, den Moody Blues und Procol Harum ist bei dieser zeitgemäßen Geschichtsstunde aber natürlich genug Platz für die eigene Note. Spielfreude, Kompositions- als auch Ideenreichtum passen. Auf zur nächsten Weihrauchparty. 7,5/10 Kronen

Lambchop - Showtunes
Lambchop-Fans sind es freilich längst gewohnt, dass ihr Held Kurt Wagner gerne die Grenzen des Konventionellen einreißt, um sich selbst immer wieder neu zu erfinden. Das gelingt manchmal mehr, manchmal weniger, so richtige Stinker waren aber noch nie dabei. „Showtunes“ obliegt wieder einmal einem neuen Ansatz, denn dieses Mal hat Wagner nicht an der Gitarre komponiert, sondern Midi-Piano-Miniaturen verwendet. Ursprünglich hat Wagner die Songs für ein Liveset konzipiert, dass aus bekannten Gründen nie stattfand. So hat er eine kundige Band um sich geschart, seinen alten Freund und Yo La Tengo-Mitglied James McNew an den Kontrabass gestellt und das gemacht, was Lambchop eben immer machen: etwas Neues und Gewagtes. Gut gelungen. Vor allem auch, weil der Autotune-Anteil doch wieder sehr minimiert wurde. 7,5/10 Kronen

Lindemann - Live In Moscow
Till Lindemann, skandalträchtiger Sänger von Rammstein und Peter Tägtgren, schwedische Death-Metal-Legende mit Hypocrisy und Melodie-Magier bei Pain sind per se schon ein seltsames Freundschaftspaar, doch die relativ kongruente Vermischung aus Pain-Klängen, leichten Rammstein-Zitaten und Lindemanns markanter Brummstimme, die sich im Projekt Lindemann niederschlug, war schon immer etwas seltsam. Am 15. März 2020 gab man vielleicht wirklich eines der allerletzten Konzerte, bevor die Welt in den Corona-Tiefschlaf verfiel und damit lässt sich das vorliegende Produkt „Live In Moscow“ auch gut bewerben. Natürlich aber auch wegen der bekannten Songs, des spektakulären Illusionstheaters oder der schlichtweg abartig-genialen Liveshow. Man weiß eh, was man kriegt. Zugreifen oder wegrennen - it’s your choice. Ohne Bewertung

Billie Marten - Flora Fauna
Folk- und Singer/Songwriterfeinspitze erinnern sich mit Sicherheit noch an Billie Martens 2016er Debütalbum „Writing Of Blues And Yellows“. Mit beeindruckender Stringenz zeigte die damals 17-jährige Nordbritin, mit wie viel Seele und Furchtlosigkeit man schon früh in der Karriere zu den ganz Großen des Genres aufschließen kann. „Flora Fauna“ ist ihr mittlerweile drittes Album, das erste nach dem misslungenen Experiment bei Sony und auch das offensichtlichste, das sich um ihre unnachgiebige Liebe zur Natur und Tierwelt dreht. Ihr feines Songwriting ähnelt mittlerweile mehr Künstlerinnen wie Fiona Apple und Phoebe Bridgers als jenen Songpreziosen, die uns Joni Mitchell oder Joan Armatrading beschert haben. Menschlichkeit gegen Kapitalismus, Natur gegen Zerstörung, Liebe gegen Hass. Es wäre so einfach. Hören wir auf Billie, es lohnt sich. 8/10 Kronen

Monster Magnet - A Better Dystopia
Dave Wyndorf ist ein umtriebiger Getriebener, das ist längst kein Geheimnis mehr. Mit „A Better Dystopia“ hat er während der Corona-Pandemie sein allererstes Cover-Album zusammengeschraubt und damit den Helden seiner von Vietnamkrieg, Hippie-Ära und später auch Kalten Krieg geprägten Kindheit gehuldigt. Freilich so, wie man es von Monster Magnet gewohnt ist: eine Mischung aus Psychedelic Rock, Stoner Metal und wüstensandiger Doom-Atmosphäre. So haben wir hier u.a. „Born To Go“ von Hawkwind, „Mr. Destroyer“ von Poobah, „Motorcycle (Straight To Hell)“ von den Table Scraps oder Morgens „Welcome To The Void“ zu bewundern. Also alles andere als die sonst so totgespielte erste Liga des Old-School-Rock. Bravo und danke! Ohne Bewertung

Nadja - Luminous Rot
Feinspitze und Krachfetischisten wissen - wenn die Lautstärke bereits in den inhumanen Bereich geht, das Gedröhne kaum mehr Sinn ergibt und sich die streunenden Katzen auch bei größerer Entfernung schwanzerhebend abwenden, dann geht man als Connaisseur erst so richtig auf. Drone-Doom á la Sunn O))) ist eben nichts für zarte Geister, das beweist uns auch das in Berlin ansässige kanadische Duo Nadja, das seit seiner Gründung vor 18 Jahren gefühlt 23 Tonträger pro Jahr veröffentlicht. „Luminous Rot“ macht in der Ausrichtung keinen großen Unterschied, außer, dass hier manchmal auch Godflesh oder die Spät-80er-Shoegaze-Bands für mentale Unterstützung sorgen. Wer mal wieder Lust auf eine akustische Reise in den Abgrund hat - there you go! 7,5/10 Kronen

P!nk - All I Know So Far
Bei der nicht enden wollenden Schwemme an Konzertverfilmungen und Musik-Dokumentationen ist viel Unnötiges dabei, was aber sicher nicht für US-Superstar P!nk gilt. Eine der authentischsten und bodenständigsten Künstlerinnen, die mit „All I Know So Far“ geschickt zwischen Superstarkarriere und Familienmamarolle pendelt und dies im Zuge der 2019er „Beautiful Trauma“-Tour nun für Amazon Prime ausschlachtet. Die dazugehörige Live-CD vereint noch einmal all die großen Hits von „Just Like A Pill“ über „Who Knew“ bis hin zu „Fuckin‘ Perfect“ und so mancher erinnert sich vielleicht auch an das explosive Wien-Konzert im Happel-Stadion. Those were the times… Ohne Bewertung

Pop Evil - Versatile
Schon der Name Pop Evil ist eigentlich ein Oxymoron, aber wenn man bei den Amerikanern genauer hinhört, hat das Ganze durchaus seine Berechtigung. Auf der einen Seite gibt es zuckersüße und hitverdächte Melodien, die zwischen Katy Perry und Rea Garvey, changieren, auf der anderen Seite sucht man die Rock-Dringlichkeit von Linkin Park oder rutscht mit eruptiven Passagen gerne mal in den Alternative-Metal-Bereich ab. Man muss schon viel Toleranz und Offenheit mitbringen, um dieses wilde Gebräu genießen zu können, denn die Stilsprünge sind auf dem perfekt betitelten „Versatile“ teilweise extrem harsch. Die perfekte Rockplatte für den 00er-Jahre-Mainstream. 6,5/10 Kronen

Lea Porcelain - Choirs To Heaven
Wer die Dunkelheit im Pop liebt und vom Weltschmerz gar nicht genug kriegen kann, der ist beim Berliner Depressionsduo Lea Porcelain perfekt aufgehoben. Das in einem Frankfurter Nachtklub entstandene Duo, bestehend aus Produzent Marc Julien Bracht und Sänger Markus Nikolaus liefert mit „Choirs To Heaven“ schon das zweite Album ab und taucht noch tiefer in eine düstere Post-Punk-Indie-Welt mit Weltschmerz-Gothic-Chic ein. Die Songs wurden anfangs zwischen Los Angeles und Berlin verfasst und verbreiten exakt die düstere, großstädtische Klangfarbe der beiden Metropolen, nicht aber ohne auf die Intimität des Moments zu verzichten. Ein Soundtrack zur drohenden Apokalypse, der bestimmt auch einem Nick Cave sehr gut gefallen würde. 7,5/10 Kronen

Reigning Sound - A Little More Time With Reigning Sound
Wer auf hemdsärmelige und schöne US-Musik steht, der kommt um Greg Cartwright nicht herum. Mit seiner Band Reigning Sound hat er über die letzten Jahre schon so einige feine Sound-Preziosen veröffentlicht, das letzte Werk liegt aber auch schon geschlagene sieben Jahre zurück. Da kommt „A Little More Time With Reigning Sound“ gerade recht, denn dafür kehrte Cartwright in seine Geburtsstadt Memphis zurück und lukrierte die drei honorigen Herren als Mitstreiter, die ihn schon bei seinen allerersten Aufnahmen begleiteten. So ist das neue Werk auch ein bisschen eine Garage-Soul-Reise in die Vergangenheit, ohne die Moderne zu verleugnen. Ein kurzes, aber schönes Vergnügen. 7/10 Kronen

Gruff Rhys - Seeking New Gods
Schon bei seiner mittlerweile leider verblichenen Band Super Furry Animals bewies der walisische Rocker Gruff Rhys, das er sein besonders verschrobener Charakter ist. Das ist freilich positiv gemeint, aber bei der konzeptionellen Themenfindung geht der Mittfünfziger immer interessante Wege. So wurde etwa sein Album „Babelsberg“ vom Ortsschild des Potsdamer Stadtteils inspiriert und auch sein 17. Soloalbum „Seeking New Gods“ bedient sich ungewöhnlich. Es beschäftigt sich mit dem Mound Paektu, ein noch immer aktiver Vulkan im Grenzgebiet von China und Nordkorea, aus dessen Perspektive er Geschichten erzählt. Das passiert in einem warmen, fast schon analogen 70er-Pop-Sound irgendwo zwischen Steely Dan, den Bee Gees und etwas Velvet Underground. Ein verrücktes, aber gleichsam fantastisches Werk. 7,5/10 Kronen

Olivia Rodrigo - Sour
Wir haben noch nicht einmal den rasanten Welterfolg von Billie Eilish verdaut, da schickt sich schon der nächste Teenager an, die Popwelt als eine nach 2000 geborene zu erobern. Olivia Isabel Rodrigo wurde im Februar dieses Jahres 17 und hat sich neben - eh klar - Rollen in „Disney“-Serien schon mit den Singles „Deja Vu“ oder „Good 4 U“ einen Namen gemacht. Die Überraschung ist mit ihrem Debütalbum „Sour“ jedenfalls gelungen, denn von durchgehendem Bubblegum-Pop oder Fokus auf elegische Balladen kann nicht die Rede sein. So erinnert der Opener „Brutal“ etwa an die White Stripes oder Alanis Morissette, während sie in den restlichen Songs zwischen Latino-Chic, Pop-Punk und Teenage Angst hin- und herläuft. Der „größte Taylor-Swift-Fan der Welt“ hat außerdem Swift herself für Songwriting-Credits gewonnen. Der nächste Superstar wächst hier heran - ganz bestimmt! 8/10 Kronen

Allison Russell - Outside Child
Die Kanadierin Allison Russel kennt man von den beiden starken Bands Our Native Daughters und Birds Of Chicago, aber auch solo macht sie auf ihrem Debüt „Outside Child“ eine wirklich gute Figur. So offen, ehrlich und schonungslos wie nur wenig andere Künstler singt sie über ihre Heimatstadt, ihre problematische Kindheit und die vielen Qualen, die sie in dieser Zeit erlitten hat. Zwischen traumatisierter Kindheit und einem verlorenen Zuhause streckt die heute in Nashville lebende Künstlerin aber auch immer Hoffnung und Optimismus in ihre feingesponnenen Songs. „Outside Child“ handelt im Endeffekt von der Liebe zur Musik - die einzige Liebe, die ihr einige Jahre lang blieb. Ein klanglicher Ritt durch ein geschundenes Seelenleben, aber so leicht wie möglich gemacht. 7,5/10 Kronen

Sons Of Raphael - Full Throated Messianic Homage
Der biblische Verweis im Bandnamen ist bewusst gewählt, doch wenn man sich mit den Sons Of Raphael befasst, muss man auf jeden Fall viel Sinn für Ironie und Doppelbödigkeit haben. Das West-Londoner-Brüderpaar Loral und Ronnel Raphael haben sich ganze sieben Jahre Zeit gelassen, um ihr Debütalbum zu schnitzen und bringen es nun taktisch semiklug doch noch vor den großen Kulturöffnungen raus. Aber gut, irgendwann muss es ja sein und den perfekten Zeitpunkt gibt es wahrscheinlich eh nicht. „Full Throated Messianic Homage“ ist ein wilder Ritt zwischen The Mars Volta, den Solowerken von Julian Casablancas, Steely Dan, den Bee Gees, den Beach Boys, Serge Gainsbourg und geisterhafter Atmosphäre. Eine warme Pop-Explosion, die aber ein bisschen braucht, bis sie wirklich zündet. 6,5/10 Kronen

Vulture - Dealin‘ Death
Na endlich. Vulture veröffentlichen mit „Dealin‘ Death“ dieser Tage ihr drittes Album und von knackigem Speed Metal kann man ohnehin nicht genug bekommen. Wer das Äxte schwingende Quintett aus Nordrhein-Westfalen schon einmal live erleben durfte weiß, dass hier keine Gefangenen gemacht werden und man geschickt zwischen Razor, Agent Steel, Exciter oder, um jüngere Generationen auch zu nennen, Stälker oder Ranger durch die Botanik holzt. Die Stimme von Frontmann L. Steeler röhrt in bester Deutsch-Metal-Tradition, schnittige Riffs und edle Twin-Gitarren geben sich die Klinke in die Hand. „Dealin‘ Death“ ist keine Genre-Revolution, aber ein weiterer markanter Duftstein in der flotten Karriere der jungen Westdeutschen. 7/10 Kronen

Yautja - The Lurch
Aus dem wundervollen Musikkosmos Nashville, Tennessee kommt nicht immer nur Folk, Country oder Singer/Songwriterkunst. Manchmal geht es auch deutlich härter ans Werk. Yautja, übrigens der Name der Alien-Rasse im Sci-Fi-Kultfilm „Predator“, schlagen einen deutlich anderen Weg ein und krachen sich auf ihrem neuen Werk „The Lurch“ irgendwo zwischen Celeste, The Dillinger Escape Plan oder Converge einen ab und würzen das mit viel Technik, Uffta-Drumming und einer knackigen, aber bewusst urig gehaltenen Produktion. Die wilden, meist hochtechnischen Instrumentals sind manchmal Grindcore, manchmal Voivod, manchmal ein bisschen Primus. Ein Feinschmeckeralbum für die harsche Brigade, denn Easy Listening ist definitiv anders. 7,5/10 Kronen

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