„Verkommt sonst“

Deutscher Arzt bietet AstraZeneca bei eBay an

Ausland
05.05.2021 17:21

Das Imageproblem des schwedisch-britischen Impfstoffherstellers AstraZeneca treibt immer skurrilere Blüten. Damit bereits gelieferte Vakzine nicht schlecht werden und verkommen, hat ein deutscher Hausarzt aus Nordrhein-Westfalen nun Impftermine auf der Online-Plattform eBay angeboten - diese seien „zu verschenken“.

„Es wäre Wahnsinn, den zuverlässigen und wirksamen Impfstoff verkommen zu lassen“, sagte der Allgemeinmediziner und Kardiologe Peter Weitkamp aus Kirchlengern der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Nun habe er zwei Tage lang über die Internet-Plattform Termine an Menschen über 60 Jahre angeboten. Er habe 80 bis 90 Impfdosen übrig. 

Patienten wollten kein AstraZeneca
Zuvor hatte die „Neue Westfälische“ über den Mediziner berichtet. „In der vergangenen Woche haben zwei Patienten kurz vor der Impfung die Praxis verlassen, weil sie nicht mit AstraZeneca geimpft werden wollten“, zitierte die Zeitung den Arzt.

„Für die Über-60-Jährigen ist genug Impfstoff von AstraZeneca vorhanden, stattdessen nehmen sie den Jungen den Impfstoff von Biontech weg und nehmen damit in Kauf, dass sich weiterhin Menschen infizieren und schwer erkranken“, übte Weitkamp Kritik an der Impf-Entscheidung der Deutschen.

Impfstoffe nach Altersgruppen unterteilt
Weitkamp beklagte, dass die Praxen fast nur noch AstraZeneca erhielten, das gefragte Biontech/Pfizer dagegen an die Impfzentren gehe. Er halte es aus medizinischer Sicht für falsch, dass die Ständige Impfkommission (Stiko) AstraZeneca weiterhin nur für Menschen über 60 Jahre empfehle. Es gebe zudem auch zahlreiche Unter-60-Jährige, die AstraZeneca haben wollten. 

Laut Bund-Länder-Beschluss müssen sich diese Jüngeren dann alleinig an die Praxen wenden, in den Impfzentren wird AstraZeneca Menschen unter 60 Jahren nicht mehr gespritzt. Viele Praxen seien aber in Sorge wegen Haftungsfragen, betonte Weitkamp.

„Jeder Impfstoff besser als ein weggeworfener“
Der Impfstoff werde als gut für Menschen über 60 Jahre angesehen, aber zunehmend bei Patienten problematisiert und abgelehnt, hieß es beim Hausärzteverband Nordrhein. Eine eBay-Aktion sei allenfalls problematisch, wenn Geld genommen werde. „Ansonsten ist jeder verimpfte Impfstoff besser als ein weggeworfener.“ 

Die Belieferung der Praxen laufe zudem „sehr schleppend“, klagte der Verband. „Das gilt insbesondere für den Impfstoff Biontech.“

Zu Unrecht schlechtes Image
Seine Praxis erhalte kaum noch Biontech, er habe das Impfen nahezu eingestellt, schilderte Internist Weitkamp. Ab kommender Woche werde er die AstraZeneca-Restbestände denen verabreichen, die sich auf sein ebay-Angebot hin gemeldet haben.

Außerdem spritze er AstraZeneca an Erstgeimpfte, die das Präparat vor mehreren Wochen schon erhalten hatten und es nun erneut - trotz gegenteiliger Empfehlung von Stiko und Politik - haben wollen. AstraZeneca habe zu Unrecht ein schlechtes Image, sagte Weitkamp.

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