„Krone“-Kolumne

Gewalt gegen Frauen in intimen Partnerschaften

Kolumnen
06.05.2021 07:00

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller über Gewalt in intimen Partnerschaften.

Natürlich kann man etwas gegen Gewalt in intimen Partnerschaften tun. Denn häufig kündigt sich ein Mord von Männern an ihrer (Ex-)Partnerin im Vorfeld an. Frauenfeindlichkeit, Herumschreien, Demütigungen, Drohungen. Würde es sich bei Frauenmorden um bedauerliche Einzelfälle handeln, wäre die öffentliche Empörung nicht so groß. In den bekannten Fällen war jedoch mehrheitlich bereits bekannt, dass die Männer eine Bedrohung sind. Es ist die Unfähigkeit, Frauen vor bekannten Gewalttätern effektiv zu schützen, die aktuell viele Menschen fassungslos zurücklässt.

Gewalt gegen Frauen ist komplex. Seit den 1980er Jahren haben sich in Österreich Frauenberatungsstellen gegründet, die u.a. auf Gewalt spezialisiert sind. Das war auch notwendig, denn Gewalt gegen Frauen wurde - und wird teilweise bis heute - nur allzu oft von männlichen Ärzten, Psychologen, Richtern und Polizisten nicht ernst genommen. In geschützten Frauenräumen können Frauen über ihre Erfahrungen sprechen. Sie erhalten psychologische und rechtliche Beratung, die sie darin unterstützt, sich und etwaige Kinder vor der Gewalt des Partners zu schützen. Täterarbeit findet allerdings nur selten statt. Mehr Ressourcen für Schulungen und Gewaltschutzeinrichtungen sind deshalb auch 40 Jahre nach der Gründung der ersten Frauenberatungsstellen in Österreich dringend notwendig.

Die Beratungsstellen haben aber auch schnell herausgefunden, dass die sozialen Lebensbedingungen der Frauen verbessert werden müssen, wenn man Gewalt wirksam bekämpfen möchte. In der Pandemie in zu kleinen Wohnungen zu leben, führt zu mehr Konflikten in Paarbeziehungen. Auch Geldsorgen und Existenzängste belasten Partnerschaften. Männer nutzen eine ökonomische und oft genug auch emotionale Abhängigkeit zum Teil als Mittel, um Frauen zu kontrollieren und unter Druck zu setzen. Rund jede zehnte Paarbeziehung stellte sich in der Intimitätsbefragung bereits im Herbst letzten Jahres als schwer belastet heraus. 27 Prozent der befragten Frauen in einer Partnerschaft gaben an, dass im Lockdown die Konflikte zugenommen haben. Bekanntlich ist außerdem am Ende einer Beziehung das Risiko psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt für Frauen am größten.

Aber selbst durch eine Trennung der betroffenen Frauen von gewalttätigen Partnern verschwindet nicht automatisch die Gewalt aus der Gesellschaft. Denn die Bereitschaft, Gewalt gegen Frauen anzuwenden, tragen die jeweiligen Männer weiter mit sich herum, wenn sie sich nicht professionelle Hilfe suchen. Männerberatungsstellen wissen nur allzu gut, dass in gewaltbereiter Männlichkeit wohl die größte Herausforderung für die Prävention von Gewalt liegt. Die gute Nachricht: Man(n) kann etwas tun.

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Dr.in Barbara Rothmüller, Soziologin und Sexualpädagogin

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