Probleme verharmlost?

Experte: Fußball bei Corona „kein gutes Vorbild“

Fußball International
04.05.2021 11:10

Sportwissenschaftler Ingo Froböse sieht im Profifußball einen mitunter unehrlichen Umgang mit Corona-Fällen. „Es geht ja um Marktwert, das muss man ganz klar sagen. Jeder Spieler hat einen Marktwert und der würde darunter leiden, wenn man von größeren und langwierigen Problemen spricht. Deswegen spielt man das gerne herunter“, sagte der Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Nach Ansicht des 64-Jährigen wird die Öffentlichkeit bei Angaben über Symptome bei positiv Getesteten oft nicht richtig informiert und manchmal sogar bewusst fehlinformiert. „Es kann nicht sein, dass Fußballer bei Corona symptomlos bleiben, wenn viele andere Sportler unter Symptomen leiden. Bei Einzelfällen zeigt sich, dass das nicht gestimmt hat“, sagte Froböse.

„Da ist der Fußball leider kein gutes Vorbild, was Transparenz und Ehrlichkeit betrifft. Das kreide ich ihm nicht nur bei Covid-19 an, sondern auch bei Verletzungen.“ Chronische Verletzungen würden nur sehr selten öffentlich gemacht, bemängelte Froböse. „Warum nicht? Weil sie natürlich für die Spieler und damit für die Vereine eine absolute Degression, ein Verlust par excellence wären“, sagte er.

Auch in Österreichs erster und zweiter Liga hat es seit dem vergangenen Jahr einige Corona-Erkrankungen gegeben. Akteure mit langwierigen Symptomen sind zumindest bis dato nicht bekannt.

Im Bezug auf das Wissen über Nachwirkungen einer Corona-Erkrankung im Leistungssport räumt Froböse ein, dass die Erfahrungswerte derzeit noch gering seien. „Was man aber weiß, ist natürlich: Wenn die Erkrankung richtig zuschlägt, kann es sogar zu einem Karriereende führen. Gerade im Bereich des Ausdauersports kann es dann zu massiven Veränderungen kommen, zum Beispiel zu Entzündungen in den beiden entscheidenden Organen: Herz und Lunge. Das muss dann zu lang andauernden Trainingspause führen.“

Auch bei Hobby-Kickern und mehr oder weniger ambitionierten Läufern rät der Sportwissenschaftler zur Vorsicht. Sie sollten nach einer Infektion etwa die Atem- und Herzfrequenz vermehrt beobachten. „Gerade in den ersten vier bis sechs Wochen nach Corona sollte man unbedingt im sauerstoffreichen Bereich laufen, also erstmal wieder Grundlage aufbauen.“ Bei Unsicherheit solle man einen Gesundheitscheck beim Sportmediziner machen.

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(Bild: KMM)



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