Enteignungen als Thema

Bauernaufstand gegen Umfahrung in Voitsberg

Steiermark
27.04.2021 06:00

Widerstand gegen den Ausbau der B 70 wächst. Die neue Trasse führt mitten durchs Ackerland, Landwirte weigern sich aber, Gründe zu verkaufen. Die Konsequenz: Land müsste sie enteignen.

Eine Drohkulisse haben Landwirte am Montag in Voitsberg aufgebaut. Genau an der Stelle, an der die neue B 70 geplant ist, fuhren sie mit ihren Traktoren auf. „Unsern Boden, unser Land, geben wir Bauern nicht aus der Hand“, stand auf einem großen Transparent mit drei Rufzeichen. Ihr Sprecher Josef Archan (Bild unten) wurde noch deutlicher: Freiwillig werde man keinen Quadratmeter Grund verkaufen. Punkt.

Der Ausbau der „Haupt-Straße“ zwischen dem Raum Voitsberg/Köflach und dem Großraum Graz ist ein Dauerthema im Bezirk. Der Abschnitt zwischen dem Zubringer Mooskirchen und Krottendorf ist der letzte Teil, der noch nicht ausgebaut ist. Dort ist eine Ortsumfahrung geplant. Mehrere Trassenvarianten standen zur Diskussion, letztlich entschied man sich für die Kainach-nahe Trasse. Sie führt quer durchs Grüne, vorbei am letzten Stück Kainach-Au, das ein Naherholungsgebiet ist (siehe Grafik). Der Fluss soll dafür begradigt, ein alter Bauernhof abgerissen werden.

Der Baubeginn ist für 2023 geplant. Das Land rechnet mit einer Bauzeit von drei Jahren, die Kosten werden mit 55 Millionen Euro beziffert. Kritische Stimmen wurden beim Land bisher abgetan (nach dem Motto „Ein paar Leute werden immer dagegen sein“) und auf eine Liste mit 900 Unterschriften für das Projekt verwiesen.

Das Projekt ist keine g’mahte Wiesn
Auch die Anrainer der neuen Trasse sammeln Unterschriften. 200 sind nötig, um im Umwelt-Verfahren Parteistellung zu bekommen, mittlerweile hält man bei 500 – und es werden täglich mehr. Und jetzt proben auch noch die betroffenen Bauern den Aufstand. „Wir investieren gerade 800.000 Euro in einen Bio-Tierwohl-Schweinestall“, sagt Archan, „wir würden drei Hektar verlieren, das sind zehn Prozent unserer Ackerfläche. Wir können keine Flächen dazu pachten oder zukaufen, weil es keine gibt, schon gar nicht mit Bio-Status.“ Nachsatz: „Da kann die Familie nicht mehr leben, der Betrieb wäre wirtschaftlich ruiniert!“

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Wir werden das Thema in den Landtag bringen. Für uns kommt eine Enteignung nicht in Frage. Das ist auch eine Nagelprobe für die ÖVP.

Lambert Schönleitner, Landtagsabgeordneter Grüne

20 Landwirte haben sich zusammengetan. Ihnen gehören die Gründe für drei der etwas mehr als fünf Trassen-Kilometer. „Da fällt keiner um“, betont Archan. Sie müssten also alle enteignet werden. Doch das ist rechtlich nicht so einfach. Und so ist zu befürchten, dass wieder Jahre vergehen, ohne dass es eine Verkehrslösung gibt. Eine Frage, die man übrigens immer wieder hört, wenn man mit den Menschen vor Ort redet: Warum wird nicht entlang der GKB-Trasse gebaut?

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