Vor der für 19. Mai angekündigten Lockerung der Corona-Maßnahmen gilt zwei Bundesländern besondere Aufmerksamkeit: Wien entscheidet am Dienstag, ob es den seit 1. April laufenden harten Lockdown als einziges Bundesland verlängert. Vorarlberg - seit Mitte März die Modellregion für großflächige Öffnungen - kämpft dagegen mit stark steigenden Infektionszahlen. Zurück in den Lockdown will man dort trotzdem nicht und verweist auf nach wie vor freie Plätze auf den Intensivstationen. Am Montag wurden indes erfreuliche 1566 Neuinfektionen in ganz Österreich registriert.
Seit der Öffnung von Gastronomie, Kultur- und Sportveranstaltungen hat sich die Zahl der Neuinfektionen in Vorarlberg mehr als verdreifacht: von 16 am 15. März auf 116 am Montag. Seit dem Wochenende ist Vorarlberg mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 240 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern auch das österreichische Bundesland mit den am stärksten steigenden Fallzahlen. In Österreich sind es durchschnittlich 180. Zum Start der Öffnung waren es in Vorarlberg 67 und deutlich weniger als in allen anderen Bundesländern.
Zurück zu „Lockdown light“
Am anderen Ende stehen derzeit Niederösterreich und das Burgenland, wo der am 1. April verhängte vierte harte Lockdown (der „Ost-Lockdown“) die Infektionszahlen besonders stark gedrückt hat. Im Burgenland ist die Wocheninzidenz am Wochenende als erstes Bundesland wieder unter 100 gefallen. Das Burgenland ist bereits wieder in den „Lockdown-Light“ gewechselt, wie er anderswo seit November gilt. Niederösterreich hat das für 2. Mai angekündigt. Wien, wo sich ein leichter Abwärtstrend bezüglich Spitalsauslastung anbahnt, entscheidet am Dienstag. Hier waren die Infektionen zuletzt deutlich höher als in den anderen beiden Ost-Bundesländern - mit einer von der AGES ausgewiesenen Inzidenz von 214 (bzw. 171 in den etwas aktuelleren Zahlen des Krisenstabes).
Weiter geringe Intensivauslastung im Ländle
Dass Vorarlberg trotz der stark steigenden Infektionszahlen seine Öffnungen weitgehend beibehält, begründet der Corona-Berater der Landesregierung, Armin Fidler, mit der anhaltend geringen Auslastung der Intensivstationen. Die steigenden Infektionszahlen führt Fidler in den „Vorarlberger Nachrichten“ auf die Ausbreitung der „britischen Variante“ des Virus zurück, die in Vorarlberg vor der Öffnung kaum präsent war, sowie auf regionale Cluster. Daher werden die Oberstufen im Bregenzerwald und in Lustenau auf Fernunterricht umgestellt, die Ausreisetestpflicht im Bregenzerwald verlängert.
Zeitverzögerter Effekt bei Spitalsauslastung
Tatsächlich ist die Zahl der Intensivpatienten mit einer Corona-Infektion zuletzt wieder leicht gesunken und liegt mit aktuell acht in etwa im Durchschnitt der letzten drei Wochen. Allerdings hat Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Wochenende gewarnt, dass steigende Infektionen erst mit zwei bis drei Wochen Abstand auf die Intensivstationen durchschlagen. Die hohe Auslastung im Osten spiegelt also ebenso die Infektionslage von vor Wochen wider wie die niedrige in Vorarlberg.
Experten hatten angesichts des Vorarlberger Beispiels daher schon vorige Woche davor gewarnt, die geplanten Öffnungen bedingungslos am 19. Mai durchzuziehen.
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