„Lost in Europe“

18.000 unbegleitete Flüchtlingskinder verschwunden

Ausland
18.04.2021 16:51

In Europa sind zwischen 2018 und 2020 18.292 unbegleitete Flüchtlingskinder und Jugendliche als verschwunden gemeldet worden, nachdem sie in staatlicher Obhut waren. Die meisten der verschwundenen Minderjährigen stammen demnach aus Marokko, Algerien und Eritrea.

Die europaweite Analyse des internationalen Rechercheverbunds „Lost in Europe“ (deutscher TV-Sender RBB, britische Zeitung „Guardian“ und niederländischer Rundfunk VPRO) offenbart deutliche Unterschiede der nationalen Statistiken: Frankreich, Dänemark und Rumänien erheben demnach gar keine Daten zu unbegleiteten Flüchtlingskindern, Bulgarien unterscheidet nicht zwischen begleiteten und allein reisenden Minderjährigen.

Österreich meldet 207 vermisste Flüchtlingskinder
Dem Bericht zufolge wurden in Deutschland nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) zwischen 2018 und 2020 7806 unbegleitete Minderjährige als vermisst gemeldet. Die meisten stammten aus Afghanistan, Marokko und Algerien. 7082 Minderjährige sind demnach wieder aufgetaucht, 724 werden weiterhin vermisst. Wie aus einer grafischen Darstellung der deutschen „Tagesschau“ ersichtlich, hat Österreich 207 Flüchtlingskinder aus Aufnahmezentren als vermisst gemeldet. 

„Bundeskriminalamt tappt an vielen Stellen im Dunkeln“
Das BKA bezeichnete die eigenen Daten als Näherungswerte. Der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann, kritisierte diese Praxis gegenüber dem RBB: „Dass das Bundeskriminalamt bei den Vermisstenzahlen der unbegleiteten geflüchteten Kinder und Jugendliche an vielen Stellen im Dunkeln tappt, ist aus Kinderschutzgründen ein Skandal.“

Trotz Corona: Heuer bereits 5024 Asylanträge in Österreich
Unterdessen ist die Zahl der Asylanträge trotz anhaltender Corona-Pandemie heuer in Österreich stark nach oben geschnellt. Im ersten Quartal gab es den höchsten Wert seit 2017, nämlich 5024 Ansuchen, was einem Plus von gut 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Darunter befanden sich 554 unbegleitete Minderjährige. Im März betrug der Anstieg insgesamt im Vergleich zum selben Monat 2020 sogar 89,5 Prozent. Der überwiegende Teil der Asylwerber (82 Prozent) ist männlich.

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