Expedition in Japan

Tiroler Forscher will Beben auf den Grund gehen

Tirol
10.04.2021 09:00

Mit einer Tiefsee-Expedition in Japan will ein internationales Forscher-Team Erdbeben auf den Grund gehen. Auch aus Tirol kommt Unterstützung, nämlich vom Erdbebenforscher Michael Strasser - er bleibt allerdings im „Home Office“.

Knapp 22.200 Menschenleben forderte das Tohoku-oki-Erdbeben, welches sich vor zehn Jahren in Japan ereignete. Mit einer Stärke von 9 auf der Magnituden-Skala löste es einen zerstörerischen Tsunami und eine Nuklearkatastrophe in Fukushima aus. „Welche Prozesse zu so starken Erdbeben führen und wie häufig sie auftreten, versteht man bis heute nicht ganz“, schildert Michael Strasser vom Institut für Geologie an der Innsbrucker Universität.

Expedition im „Home Office“ wegen Corona
Der Erdbebenforscher ist Teil eines internationalen Teams, welches der Katastrophe mit dem Ozeanbohrprogramm IODP auf den Grund gehen möchte. Die Planung dauerte ein Jahrzehnt, am 13. April sticht das Forschungsschiff „Kaimei“ in See, Richtung Japan-Graben. Strasser darf vorerst leider nur aus dem „Home Office“ mithelfen, er steht aber in Kontakt mit seinem Kollegen Ken Ikehara vom Geologischen Dienst in Japan. „Für die Forscher ist es meist spätabends und für mich frühmorgens.“

Mit einem „Riesenkolbenlot-Sedimentkerngerät“ dringt das Team in bis zu acht Kilometer Tiefsee vor und entnimmt von dort eine Bodenprobe. Denn jedes Erdbeben hinterlässt durch Sedimente Spuren – die Proben würden die vergangenen 50.000 bis 100.000 Jahre abbilden, wie Experte Ikehara erklärt: „Dadurch können wir die zeitliche und räumliche Verteilung vergangener Erdbeben entlang der Japan-Graben-Subduktionszone dokumentieren.“ Man hofft, so zukünftige Starkbeben und ihre Auswirkungen besser abschätzen zu können.

Untersuchung braucht wie Vorbereitung Jahre
Denn der „Pazifische Feuerring“, ein rund 40.000 Kilometer langer Gürtel, der den Pazifischen Ozean umgibt, wird sicherlich nicht stillstehen. Der Großteil aller Erd- und Seebeben passiert hier. „Da die tektonischen Erdplatten ständig in Bewegung sind, werden sich erneut riesige Erdbeben ereignen“, ist sich Strasser sicher. Doch es dauert wohl noch eine ganze Weile, bis die Forschung eventuell Leben retten kann

Das Team will sich heuer im Herbst erstmals treffen und gemeinsam die Sedimentbohrkerne untersuchen. Sie sollen auch Forschern auf der ganzen Welt zur Verfügung gestellt werden. Trotzdem schätzt der Geologe: „So wie die Vorbereitung auf die Expedition fast zehn Jahre gedauert hat, werden uns auch die Bohrkerne und die Analyse der Dinge, die wir darin finden, anschließend fünf bis zehn Jahre beschäftigen.“

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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