Trendumkehr muss her

Oster-Lockdown: „Zumindest Ernst der Lage erkannt“

Politik
24.03.2021 21:00

Die Schanigarten-Öffnung ist abgesagt und in Wien, Burgenland und Niederösterreich kommt - zumindest für einige Tage - ein neuer Lockdown. Kann eine „Osterruhe“ im Osten das Ruder wirklich herumreißen? „Die Lage ist in den letzten Wochen ernst geworden“, sagt SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner im krone.tv-Talk #brennpunkt. Doch immerhin sei dieser Ernst im Osten mittlerweile erkannt worden. Es sei jetzt wichtig, dass Maßnahmen dazu führen, dass der Trend nach oben gestoppt wird.

Waren die Öffnungsschritte ein Fehler? Für Simulationsforscher Niki Popper sei das eine schwierige Situation: „Wie man es macht, macht man es falsch.“ Das Screenen, Testen und Isolieren sei eindeutig dafür verantwortlich gewesen, dass die Zahlen nicht noch schneller gestiegen sind. „Wir sehen in den Modellen, dass es schon seine Wirksamkeit hat. Wir sehen aber auch, dass wir damit nicht schnell genug gewesen sind. Wenn diese Zahlen weiter steigen und wir es mit den jetzt gesetzten Maßnahmen nicht in den Griff bekommen, dann müssen wir etwas tun.“

Der zweite Aspekt sei aber, dass man nicht genau sagen könne, was man tun soll. Entscheidend sei hier, ob die Menschen das noch mitmachen. „Wenn ich nicht die Menschen mit ins Boot hole, sehe ich auch nicht die Wirksamkeit“, so Popper. Fakt sei, dass es mit der jetzigen Strategie nicht mehr gehe, weil die Intensiv-Kapazitäten bereits jetzt überlastet sind.

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Wir haben jetzt ein Fenster, in dem wir wirklich viel Schaden produzieren können.

Niki Popper, Simulationsforscher

Was die Unsicherheit der Impfstoffe und die klar ausgewerteten Priorisierungen - die älteren Gruppen - betreffe, sei nicht alles so gut verlaufen. „Das ist jetzt nachgeschärft worden und auch wichtig.“ Wenn man die richtigen Leute impfe, hole man die raus, die schwer krank werden. Dafür brauche man leider noch länger, denn das seien mittlerweile die 50-Jährigen. „Wir haben jetzt ein Fenster, in dem wir wirklich viel Schaden produzieren können. Das ist, weil eben die Leute, die jetzt auf der Intensivstation liegen, noch nicht geimpft sind, und weil wir aber gleichzeitig wieder aufsperren wollen.“ Ab Mai sieht Popper die Situation positiv: „Das Impfen kommt dann stärker, aufgrund der Saison werden die Zahlen - für eine gewisse Zeit - heruntergehen. Aber wir werden das Virus nicht los sein.“

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Wenn man sich den Corona-Gipfel in der Bundesregierung anschaut, muss man schon feststellen, dass sie nicht den Eindruck machte, dass sie das Ruder fest in der Hand hat.

SPÖ-Chefin und Ärztin Pamela Rendi-Wagner

Zu sagen, dass sich die Menschen nicht daran halten, ist für Rendi-Wagner falsch. Denn: „Es gibt sehr wohl viele Menschen, die sich seit zwölf Monaten an die Regelungen der Regierung halten. Aber natürlich gibt es eine steigende Anzahl an Menschen, die nach so langer Zeit nicht mehr mitgehen mit den Maßnahmen und die Corona-müde sind.“ Gleichzeitig habe man aber auch eine Bundesregierung, die auch Corona-müde geworden ist. „Wenn man sich den Corona-Gipfel der Bundesregierung anschaut, muss man schon feststellen, dass sie nicht den Eindruck machte, dass sie das Ruder fest in der Hand hat. Wenn die Bundesregierung diesen Plan nicht hat, dann kann die Bevölkerung diese Orientierung ja auch nicht haben.“

Wichtig ist für die SPÖ-Chefin jetzt, das Impfen voranzutreiben. „Das ist die einzige Chance Richtung Normalität und Freiheit. Da braucht es viel mehr Tempo. Was da alles versprochen wurde, dass alle Über-80-Jährigen im Jänner geimpft werden sollen, jetzt haben wir März. Das muss jetzt ganz, ganz schnell erfolgen.“

Man habe gesehen, dass sich die Schwerpunkte innerhalb von Österreich laufend verschieben, sagt FPÖ-Chef Norbert Hofer. „Wien war noch vor einigen Monaten bei den Fallzahlen auffällig. Dann gingen die Zahlen stark nach unten. Dann war der Westen stärker betroffen. Das heißt: Es verschiebt sich immer wieder innerhalb Österreichs und hat wohl nichts damit zu tun, dass Menschen verantwortungslos wären, sondern dass das Virus auf dem Weg durch Österreich immer wieder für neue Ansteckungen sorgt und man nicht sagen kann, die Wiener wären besonders verantwortungslos.“

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Jene Menschen, die sich impfen lassen wollen, sollen rasch zur Impfung kommen.

FPÖ-Chef Norbert Hofer

„Alle Maßnahmen, die evidenzbasiert sind, die das Virus eindämmen, müssen unbedingt forciert werden. Jene Menschen, die sich impfen lassen wollen, sollen rasch zur Impfung kommen“, so Hofer. Man müsse aber auch gleichzeitig versuchen, Lockdowns zu verhindern. „Das Virus ist gefährlich, das ist überhaupt keine Frage, wir werden aber länger damit leben müssen. Diese Versprechungen immer, zuerst Ostern, dann ist es Pfingsten, dann ist es der Sommer - auf das kann man sich nicht verlassen. Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass es noch einige Zeit dauern wird. Der Gamechanger wird für mich nicht nur das Impfen sein, sondern hoffentlich auch ein Medikament, das Symptome so weit abmildert, damit man bei einer Erkrankung eben nicht ins Krankenhaus muss.“

Unser Talk-Format #brennpunkt sehen Sie immer mittwochs ab 20.15 Uhr auf krone.tv und hier auf krone.at sowie um 22 Uhr bei n-tv Austria.

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