Axamer mit Idee

Platte in Hang ersetzt Sprengstoff für Lawine

Tirol
22.03.2021 21:00
Fast jeder Tiroler kennt den dröhnenden Knall, wenn Lawinen abgesprengt werden. Der Axamer „Tüftler“ Manfred Singer hat eine patentreife Lösung für Lawinenauslösungen ohne Sprengstoff oder Gas gefunden – lautlos mit Hilfe einer sich hebenden Metallplatte. Ein Pilotversuch gelang.

„Bewusst wurde mir die Lärmbelästigung, als ich zu Besuch bei Bekannten in Innsbruck war. Deren Hund verkroch sich nach der Lawinensprengung auf der Nordkette zitternd unter dem Tisch“, schildert der beruflich als Flugzeugtechniker tätige Axamer, der zudem auch noch Pilot ist.

Technik mit Hubzylinder und einer Metallplatte
Das war die Initialzündung für sein Projekt, Lawinen ohne Sprengstoff oder Gasgemisch auszulösen. Einen Namen fand der 54-Jährige rasch: „Singer Alpine Technologies“ (SATS) nennt sich das Projekt. Kernstück ist ein Hubzylinder, der ferngesteuert eine Metallplatte blitzartig etwa 15 Zentimeter anheben kann. „Dadurch werden eine Auslösung von unten und ein künstlicher Schneeabbruch erzeugt. Links und rechts an der Platte sind Stahlseile montiert, die beim Heben eine Abrisskante bewirken“, erklärt Singer seine einzigartige Idee.

Test in der Axamer Lizum
In der Axamer Lizum wurde während des Winters ein SATS-Prototyp in einen Hang montiert. Dabei wählte man vorerst keinen klassischen Lawinenhang, sondern eine gut zugängliche Stelle neben einer Straße, die für den Lkw-Transport geeignet war. Die Befüllung mit Wassermethanol kann bei Unzugänglichkeit mit einem einzigen Hubschrauberflug erfolgen, aber auch per Pistenraupe oder sogar mit Tourenskiern.

150 Auslösungen im Lizumer Testhang
„Etwa 150 Mal haben wir die Vorrichtung erfolgreich ausgelöst“, berichtet Singer im „Krone“-Gespräch. Neben der Lärmvermeidung sieht er weitere Vorteile: Die Anlage benötige während eines Winters kaum Wartung, es gebe keine Rückstände von Detonationsmitteln und Wildtiere würden geschont. Auf der Kostenseite dürfte der Entfall von etlichen Hubschrauberflügen erfreulich sein.

Jede Anlage deckt etwa 50 Meter Hangbreite ab
Weil an einer Metallplatte links und rechts je rund 20 Meter breite Stahlseile angebracht sind, dürfte jede Anlage rund 50 Meter Geländebreite abdecken können. Singer sieht seine Anlage bei jedem Schneeaufbau als wirkungsvoll an. Noch im Mai will der Axamer die Patentanmeldung abgeschlossen haben. Danach will der Techniker mit Seilbahnbetreibern Kontakt aufnehmen und SATS vorstellen. „Vor allem in Gebieten mit Anrainern glaube ich an ein gutes Echo“, hofft der Tüftler auf ein Geschäftsmodell für die Zukunft.

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