Schönste Wanderrouten

Sagenwesen und Geister aus der Vergangenheit

Vorarlberg
19.03.2021 16:04

Durch den Satteinser Wald und den Gulerwald geht es über die Heidenburg bis zum Schwarzen See. Eine ausgedehnte Runde für jede Jahreszeit.

Im Satteinser Wald liegt einsam der Schwarze See. Hohe Tannen umsäumen den Uferrand, unheimlich glänzt der dunkle Spiegel. „So beginnt eine der vielen Sagen, die sich um das Gewässer ranken. Es befindet sich auf einem Hochplateau in unmittelbarer Nähe der Gemeindegrenzen von Satteins sowie Göfis und Rankweil. Der See, der eine Fläche von rund 0,65 Hektar einnimmt, dürfte im Spätmittelalter durch einen Felssturz vom Spiegelstein entstanden sein. Zeuge dieses Großereignisses ist die heute noch sichtbare Naturnarbe des Verheitenschrofen. Der Schwarze See ist rund 180 Meter lang und durchschnittlich 20 Meter breit sowie knapp fünf Meter tief. Ab einer Tiefe von zwei Metern besteht der See fast nur noch aus dichtem Schlamm, weshalb der Grund vom Ufer aus nicht zu sehen ist. Dieser Umstand hat wohl auch viel zu seinem unheimlichen Ruf beigetragen.
Im April 2009 untersuchte ein Forschungsteam von Unterwasserarchäologen der Universität Wien sowie Experten der Firma Ardis Archäologie das Gewässer und fanden Hinweise auf eine sehr alte saumwegähnliche Struktur. Einer Sage zufolge soll es sich dabei um eine alte Römerstraße handeln. Ob dies wirklich der Fall ist, bleibt offen.

Mehrere Wege führen ans Ziel
Der Ausgangspunkt für die heutige Tour ist ein kleiner Parkplatz rund zehn Minuten Fußmarsch vor dem Schwarzen See entfernt. Am Anfang führt der Weg über eine kleine Forststraße, danach kann der Wanderer zwischen mehreren markierten Routen, die allesamt durch den Wald führen, wählen.
Eine Möglichkeit ist zum Beispiel ein Rundweg zur sogenannten Heidenburg und dann hinab zum Schwarzen See. Mit jedem Meter entfernt man sich von den Geräuschen der auf der Walgaustraße fahrenden Autos. Bald sind nur noch die eigenen Schritte sowie die Rufe der Vögel zu hören.

Verwunschene Atmosphäre
Dicht stehen hier die Baumreihen und sorgen für eine fast verwunschene Atmosphäre. Im Zwielicht des Waldes leuchten immer wieder die knallroten Früchte der Europäischen Stechpalme hervor. Die immergrüne Pflanze wächst meist zu einem mehrere Meter hohen Strauch heran, kann sich aber bei ausreichend Platz auch bis zu einem 15 Meter hohen, dicht verzweigten Baum entwickeln. Der Rand der Blätter im unteren Bereich der Stechpalme ist auf beiden Seiten mit Stacheln versehen, die abwechselnd aufwärts und abwärts geneigt sind. Mit zunehmender Höhe der Pflanze lässt die Bestachelung nach. Die Stechpalme kann an die 300 Jahre alt werden und gilt im östlichen Alpengebiet als stark gefährdet. In Österreich kommt die Pflanze selten vor, ist aber verstreut an manchen Orten in Vorarlberg zu finden, wo sie im Volksmund als „Stechlaub“ bekannt ist. Sie scheut Licht und gedeiht am besten im Halbschatten oder Schatten und ist ein wichtiger Bestandteil im natürlichen Kreislauf. Bienen werden von den Blüten angelockt, während der kalten Jahreszeit dient die Stechpalme kleineren Tieren sowie dem Zitronenfalter als Winterquartier. Die roten Früchte sind eine Nahrungsquelle für Vögel, die gegen deren Giftstoffe immun sind. Im Satteinser Wald kommt das Stechlaub an zahlreichen Stellen vor.

Wie Geister aus der Vergangenheit
Immer weiter schlängelt sich der Weg empor, bis der Wanderer schließlich an eine Gabelung mit einer Hinweistafel gelangt. Rund 15 Minuten geht man nun linker Hand auf direktem Weg zur Heidenburg. Ein schmaler Pfad führt eine kleine Anhöhe hinauf bis zu den steinernen Überresten einstiger Gebäude, die heute wild umwachsen sind. Auf dem namenlosen Höhenrücken, der zum Gemeindegebiet von Göfis gehört, siedelten von der Bronzezeit bis hinein ins Mittelalter Menschen. Archäologische Untersuchungen ergaben, dass auf der Südkuppe einst eine römische Befestigung stand. Auf der Nordkuppe finden sich Spuren einer kleinen, mittelalterlichen Burg, bestehend aus einem bergfriedartigen Turm sowie einer Ringmauer. Viel ist davon heute nicht mehr zu erkennen: Grundmauern, Steinhaufen, schemenhafte Umrisse im Untergrund wie Geister der Vergangenheit.
Nach einer kurzen Rast verlässt der Wanderer die Anhöhe und folgt der Hinweistafel in Richtung Schwarzer See. Dieser schimmert derzeit in einer tiefgrünen Farbe, als wollte er seinem eigenen Namen spotten. Dem stillen Gewässer entlang geht es schließlich zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung.

Die Sage
Zahlreiche Sagen ranken sich um das eigentümliche Gewässer. Der Schwarze See gilt als sogenannter numinoser Ort, an dem es nie ganz richtig war. So soll am Grund ein furchterregendes Wasserweib hausen. Wenn sich einer zu nahe an den See wagt, steigt es empor und umfängt ihn mit langen, starken Armen. Dieser Umarmung ist keiner je wieder entronnen. Auch die unheimliche Gestalt einer in Schwarz gekleideten Frau wurde in der Abenddämmerungen des Öfteren im Bereich des Sees gesichtet. Ist jemand noch spät auf dem Heimweg, so tritt sie unvermutet auf die Straße und sorgt so für einen gehörigen Schrecken. Im nächsten Augenblick ist sie verschwunden.

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