Tirol-Bilanz 2020

Weniger Flüchtlinge, dennoch ist Vorsicht geboten

Tirol
12.03.2021 12:00

Steigende Anlandungen von Migranten über die Mittelmeerroute in Italien - von 11.487 (2019) auf 34.163 (2020) -, aber rückläufige Aufgriffszahlen von Fremden in Tirol. Wie kann das sein? Des Rätsels Lösung sind die im Vorjahr wegen der Covid-Pandemie durchgeführten Grenzkontrollen sowie die eingeschränkte Mobilität. Doch Vorsicht ist geboten!

Die illegale Migration ist eines jener Themen, die die Polizeibehörden seit Jahren stark fordern. Österreichweit wurden im Vorjahr im Rahmen von fremdenpolizeilichen Kontrollen insgesamt 21.861 Personen festgestellt, die unrechtmäßig eingereist oder aufhältig waren – ein Plus von 12 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019.

Rückgang in Tirol von 4,7 Prozent
Dieser Bundestrend spiegelt sich jedoch nicht in den Tirol-Zahlen wider. Denn die Tiroler Polizei verzeichnete 2020 mit einer Aufgriffszahl von 3288 Fremden (die meisten wurden im August aufgegriffen) einen Rückgang um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das, obwohl die Anlandungen von Migranten über die Mittelmeerroute in Italien deutlich gestiegen sind.

„Grenzkontrollen und eingeschränkte Mobilität sind Gründe“
„Das lässt sich auf die temporären Grenzkontrollen im Frühjahr, die gemeinsamen gesundheitsbehördlichen Kontrollen in den Grenzbereichen sowie die eingeschränkte Mobilität zurückführen“, sagt Landespolizeidirektor Edelbert Kohler.

Die Tirol-Bilanz 2020 beinhaltet weitere Details:

  • Die meisten Flüchtlinge stammten aus Nigeria (325). Platz zwei des Rankings nahm Albanien ein (320), gefolgt von Marokko (296), Pakistan (185) und Afghanistan (170). „Im Vergleich zu den Vorjahren befanden sich Staatsangehörige aus dem Irak und Ghana nicht mehr unter den Top 10, dafür Personen aus Tunesien und dem Kosovo“, erklärte Harald Baumgartner, Leiter der Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung.
  • Der Männeranteil war deutlich höher. 2664 Männer wurden aufgegriffen, also 83 Prozent. Zudem reisten 497 Frauen und 127 Kinder unter 14 Jahren illegal nach Tirol ein oder hielten sich unrechtmäßig hier auf.
  • 63 Prozent der Aufgriffe erfolgten auf der Straße, die restlichen 37 Prozent reisten per Bahn. „Bei insgesamt 62 Prozent war Italien jenes Land, von denen die Fremden illegal nach Tirol eingereist waren“, erläuterte Baumgartner. Lediglich zwei Personen wurden auf Güterzügen festgestellt, Aufgriffe in Fernreisebussen gab es 127 - wegen Corona war der Fernreiseverkehr teils komplett eingestellt.
  • Auch die Zahl der Asylanträge ist in Tirol zurückgegangen. 245 Fremde aus 37 diversen Nationen stellten einen Antrag auf internationalen Schutz (-27,7 %).
Zitat Icon

"Die Corona-Pandemie liefert für viele Menschen neue Gründe, um durch Europa zu reisen. Dazu zählt zum Beispiel der bessere Zugang zu Impfungen."

Tiroler Landespolizeidirektor Edelbert Kohler

  • Von Deutschland wurden 1655 Fremde und von Italien 52 Fremde rückübernommen und überprüft. 102 Fremde wurden von Tirol nach Italien zurückgeschoben, acht nach Deutschland und fünf in die Schweiz.
  • Im Rahmen der temporären Covid-19-Grenzkontrollmaßnahmen wurden 184 Fremde nach Italien und 23 Flüchtlinge nach Deutschland zurückgewiesen.
  • 2936 Personen wurden nach Bestimmungen des Fremdenpolizeigesetzes festgenommen, 2458 Verwaltungsanzeigen erstattet. 
  • Und 28 Schlepper wurden zur Anzeige gebracht.

Behörden in Lauerstellung
Die Tiroler Polizei steht jedoch in Alarmbereitschaft. Denn: „Sobald die Pandemie abklingt, wird uns die Migrationsthematik nachhaltig beschäftigen“, erläutert Kohler. Es ist nämlich davon auszugehen, dass Flüchtlinge wieder vermehrt nach Tirol ein- bzw. durchreisen werden, sobald sie die Möglichkeit dazu haben.

„Wir versichern ganz klar, dass wir diese Entwicklung mit Argusaugen beobachten und im Fall auf der Stelle reagieren werden“, betont Kohler.

Sozialbetrug: 720.000 Euro Schadenssumme
Die Liste der Aufgaben der Fremdenpolizei ist lang. Dazu gehört auch, Sozialleistungsbetrüge aufzudecken. Im Vorjahr ergingen insgesamt 335 Anzeigen und 25 Berichte an die Staatsanwaltschaft sowie 350 Verwaltungsanzeigen an die zuständigen Bezirksverwaltungsbehörden. Die Gesamtschadenssumme belief sich auf unfassbare 720.000 Euro!

Im Zuge der abgehaltenen organisationsübergreifenden Schwerpunkteinsätze etwa mit der Finanzpolizei auf Baustellen oder Grundversorgungseinrichtungen kam es hingegen zu elf Festnahmen und über mehr als 300 Verwaltungsanzeigen.

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