Steuer als Problem

Brauereien in Österreich mussten Bier wegschütten

Österreich
11.03.2021 13:50

Die Pandemie und die wiederholten Gastro-Lockdowns haben Österreichs Brauwirtschaft im Jahr 2020 stark getroffen. Insgesamt wurden im Vorjahr rund 840.000 Hektoliter Fass- und Tankbier weniger verkauft als 2019, das entspricht rund 170 Millionen Krügerl und bedeutet ein Minus von 46 Prozent. Auch mussten Brauereien Bier wegschütten. Die Biersteuer sei hier das Problem, denn wenn die Brauereien das gelbe Gold nicht wegleeren, bekommen sie die Steuer nicht zurück, erklärte Ottakringer-Chef Siegfried Menz am Donnerstag. Der Brauereiverband fordert generell eine Halbierung der Biersteuer auf das Niveau in Deutschland.

Allerdings musste in Österreich nicht in dem Ausmaß wie in Großbritannien Bier weggeschüttet werden. Das Bier hätten meist die Mitarbeiter bekommen. „Wir wollen kein Bier wegschütten, aber wir wollen auch die bereits bezahlte Biersteuer zurück“, sagte Menz in einer Pressekonferenz des Brauereiverbandes.

Grafik: Biersteuer-Vergleich

In Skigebieten viele Fässer übrig geblieben
Vor allem in den Wintersportorten sei letzten Winter wegen der ausgefallenen Skisaison viel Bier übrig geblieben. Die Fässer, die in der Regel noch vor dem ersten Schneefall in die Berghütten eingelagert werden, überschreiten nach ungefähr einem halben Jahr das Mindesthaltbarkeitsdatum. Selbst wenn 99 Prozent des Biers auch nach Ablaufen des Mindesthaltbarkeitsdatums noch in Ordnung ist, werde es bei Fassbier „sicher das eine oder andere Mal zu einem Entleeren kommen müssen“, meinte Menz. Auch „weil es schwierig ist, ein 50 Liter Fass zu Hause in der Familie zur Nachmittagsjause hinunterzubewegen.“

Grafik: Bierabsatz 2020 und Veränderung gegenüber 2019

Umsatzrückgänge von bis zu 70 Prozent
Die Brauereien haben die Corona-Krise vor allem durch die geschlossene Gastronomie und die Absagen bei Konzerten und anderen Großveranstaltungen zu spüren bekommen. Im Schnitt büßten die Brauer ein Fünftel ihres Umsatzes ein. Einzelne Brauereien verloren aber bis zu 70 Prozent ihres Umsatzes. Bei den Bierpreisen in Österreichs Gasthäusern sind 170 Millionen weniger halbe Liter Bier ein Verlust von über einer halben Milliarde Euro.

Eine Prognose, wie heftig das Wirtesterben nach der Pandemie ausfallen wird, wollte Menz nicht abgeben. „Wir hoffen, dass alle überleben, auch wenn das nicht ganz realistisch ist“. Es werde auch Gastronomen geben, die die Lust verloren haben. Die Brauereien seien bereit, den Wirten auszuhelfen, entscheidend werde aber sein, wie sich die Banken verhalten.

Biergeschäft verlagerte sich stark auf den Lebensmittelhandel
Auch der Pro-Kopf-Bierkonsum dürfte in der Pandemie gesunken sein, aber weiter bei rund 100 Liter pro Person pro Jahr liegen, schätzt Menz. Das Geschäft hat sich stark auf den Lebensmittelhandel verlagert, wo der Bierabsatz 2020 stieg. Am beliebtesten waren auch im Krisenjahr Lager und Märzenbiere mit einen Marktanteil von 68 Prozent.

Die über 300 Brauereien in Österreich kamen 2020 zusammen auf einen Umsatz von ungefähr 1,4 Milliarden Euro. Der Gesamtausstoß für Inlandsabsatz und Export sank um 4,2 Prozent auf rund 9,6 Hektoliter Bier. Den größten Marktanteil hat die Heineken-Tochter Brau Union mit ihren Marken Gösser, Zipfer, Kaiser, Puntigamer, Schwechater, Wieselburger, Schladminger und Edelweiss.

Glasflasche baute Spitzenposition aus
Die 0,5 l-Glasflasche hingegen baute ihre Spitzenposition im Bierland Österreich aus. Sie erreichte 2020 einen Marktanteil von 50 Prozent  (und 4,3 Mio. hl). Im Vergleich dazu bilanzierte die 0,33 l-Flasche unverändert mit rund 10 Prozent Marktanteil (rund 816.000 hl). Gesamt betrug der Mehrweg-Anteil bei Bier im letzten Jahr rund 62 Prozent, im Inland sind es rund 66 Prozent.

„Der konstant hohe Mehrweganteil freut uns sehr und spiegelt das hohe Umweltbewusstsein der österreichischen Biergenießer wider. Das ist auch gut so, denn trotz Corona- und Wirtschaftskrise dürfen wir auf die großen Herausforderungen im Bereich Klima- und Ressourcenschutz keinesfalls vergessen“, so die Geschäftsführerin des Brauereiverbandes, Jutta Kaufmann-Kerschbaum.

Quelle: APA

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