Wenig Wertschätzung

Corona-Heldinnen in der Geschlechter-Falle

Österreich
07.03.2021 06:00

Im März 2020 wurden Kassiererinnen und Pflegerinnen als Heldinnen gefeiert. Vom Krisen-Jahr geblieben ist nicht Wertschätzung, sondern der Rückfall in alte Muster.

„Die Frauen sind müde und erschöpft“, sagt Korinna Schumann, Bundesfrauenvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Das gilt nach einem Jahr der Entbehrungen, Einschränkungen und wirtschaftlicher Einbußen sicher auch für Männer - dennoch zeigen erste Studien: Die Krise traf bzw. trifft Frauen härter. „Die Pandemie hat die bestehenden Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern in fast allen Lebensbereichen verschärft und hart erkämpfte Fortschritte der vergangenen Jahre wieder zunichtegemacht“, fasst ein aktueller Bericht der EU-Kommission zusammen.

In Frankreich etwa stieg die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt gegen Frauen in der ersten Lockdown-Woche um ein Drittel an.

Frauen finden schwerer wieder einen Job
Vom krisenbedingten Verlust des Arbeitsplatzes waren europaweit und in Österreich Männer und Frauen in etwa gleich stark betroffen. Allerdings fiel es Frauen deutlich schwerer, wieder in die Beschäftigung zurückzukehren. Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftskrisen waren bzw. sind in der Pandemie viele Sektoren betroffen, in denen verstärkt Frauen arbeiten, wie der Tourismus, der Handel oder körpernahe Dienstleister. Männerdominierte Branchen wie die Industrie, der Bau oder der Verkehr liefen auch 2020 weitgehend ohne behördliche Einschränkungen weiter. Im Februar 2021 waren 186.740 Frauen arbeitslos – ein Plus von 40 Prozent (Männer: plus 24,6 Prozent).

Die Gefahr an der Langzeitarbeitslosigkeit: Schon jetzt bekommen Österreicherinnen rund 40 Prozent weniger Pension als ihre Landsmänner, nur in Japan ist die Pensionsschere größer. Zudem sind Frauen öfter von Altersarmut betroffen. Ein automatisches Pensionssplitting wird in Österreich seit Langem diskutiert – umgesetzt bis jetzt nicht.

„Systemrelevante“ arbeiten auf Hochtouren
Den arbeitslosen Frauen gegenüber stehen jene, die in „systemrelevanten Branchen“ seit einem Jahr auf Hochtouren arbeiten: Kassiererinnen, Kranken- und Altenpflegerinnen, Ärztinnen. Was auffällt: Bis auf Letztere zählen genau diese Jobs, ohne die das System Österreich in der Krise zusammengebrochen wäre, zu jenen mit den niedrigsten Gehältern.

Der durchschnittliche Einstiegslohn einer Gesundheits- und Krankenpflegerin beginnt laut ams-Karrierekompass bei 1570 Euro, das einer Einzelhandelskauffrau bei 1440 Euro. Zum Vergleich: Ein Mechatroniker steigt mit 2130 Euro ins Berufsleben ein.

Mehrbelastung auch zu Hause
Auch zu Hause traf die Krise Frauen härter: Quer durch die EU wendeten sie im Vorjahr 62 Stunden in der Woche für Kinderbetreuung auf – Männer 36 Stunden. Die Hausarbeit kostete Frauen ebenfalls 23 Stunden extra, Männer nur 15 Stunden.

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