Autor und Provokateur

Thomas Bernhard wäre 90 Jahre alt geworden

Österreich
09.02.2021 11:17

Am Dienstag jährt sich der Geburtstag von Thomas Bernhard zum 90. Mal - zwei Jahre nach seinem 30. Todestag schon wieder ein „rundes Bernhard-Jubiläum“, das Anlass für Gedenksendungen, Würdigungen, Neuerscheinungen und Rundfragen gibt. Und weiterhin lautet der Tenor: Sein zu Lebzeiten von manchen Skandalen überschattetes reiches Werk ist ungebrochen aktuell. Besonders die zahlreichen Monologe in seinen Werken dürften in Zeiten von reduzierten Sozialkontakten einige Nerven treffen.

Das Burgtheater gedenkt mit einer am Dienstag startenden Online-Reihe, bei der von Ensemblemitgliedern gelesene Texte von und über Thomas Bernhard auf der Website des Burgtheaters und auf dessen YouTube-Kanal veröffentlicht werden. Am 17. Februar folgen einzelne Szenen aus Lucia Bihlers „Jagdgesellschaft“-Inszenierung, deren Premierendatum angesichts der Pandemie nach wie vor nicht feststeht.

Das Landestheater Linz lädt heute zur YouTube-Übertragung eines Vortrags des Bernhard-Biografen Manfred Mittermayer. Anschließend lesen Alexander Julian Meile und Christian Taubenheim aus dem Briefwechsel zwischen Thomas Bernhard und seinem Verleger Siegfried Unseld. Auch im Kulturradio Ö1 gibt es einige Sendungen, etwa bringen die „Radiogeschichten“ eine Archivaufnahme aus den 1960er-Jahren, in der Thomas Bernhard selbst aus seinem Werk „Ereignisse“ liest.

Traumatische Kindheit prägte sein Schaffen
Bernhard wurde am 9. Februar 1931 in einem Heim für ledige Mütter im holländischen Heerlen geboren - was laut Bernhard Minister Piffl-Percevic bei der Staatspreis-Verleihung zur fälschlichen Behauptung gebracht hatte, er sei „ein in Holland geborener Ausländer“. Dabei war seine Mutter Herta Bernhard extra vorübergehend nach Holland übersiedelt, um dem Gerede der Leute zu entkommen, aber auch der besseren Arbeitsmöglichkeiten wegen. Bereits nach wenigen Monaten kam der Bub zu den Großeltern in Wien in Pflege. Im Frühjahr 1935 übersiedelte er mit ihnen nach Seekirchen am Wallersee. Seinen Vater, der 1940 starb, lernte er nie kennen.

Die traumatische Kindheit findet später in seinen fünf autobiografischen Büchern („Die Ursache. Eine Andeutung“, „Der Keller. Eine Entziehung“, „Der Atem. Eine Entscheidung“, „Die Kälte. Eine Entziehung“, „Ein Kind“) ihren Niederschlag. 1948 begann die Krankengeschichte Thomas Bernhards mit einer Erkältung. Er wurde mit Lungenentzündung in das gleiche Spital eingeliefert, in dem auch sein geliebter Großvater, der Dichter Johannes Freumbichler, lag und später starb. Für den Enkel begannen langwierige Aufenthalte in Krankenhäusern und Lungenheilstätten, eine Lungentuberkulose kam hinzu. Später war es eine Immunerkrankung, die in Bernhards letztem Lebensjahrzehnt eine starke Medikation notwendig machte.

Skandal-Stück „Heldenplatz“
Bernhards Werke waren immer wieder von Skandalen begleitet - der wohl bekannteste Wirbel war jener um das Stück „Heldenplatz“, welches den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 und die mangelhafte Aufarbeitung der Rolle Österreichs in der NS-Zeit thematisiert. Vor der Premiere am Burgtheater gingen die Wogen hoch, die Uraufführung des Stückes am 4. November 1988 wurde dennoch zu einem Triumph für Bernhard und des damaligen Direktors Claus Peymann.

Der bereits gesundheitlich schwer angeschlagene Dichter nahm an der Seite des Regisseurs den Applaus entgegen - ein Moment, der Theatergeschichte geschrieben hat. Wenige Wochen später war Thomas Bernhard tot. Er starb am 12. Februar 1989 und wurde in aller Stille am Grinzinger Friedhof beerdigt. Erst nach der Beisetzung wurde die Öffentlichkeit informiert.

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