Jugend und Corona:

„Hier bekomme ich meinen Kopf frei“

Oberösterreich
29.01.2021 15:00

Reden, lernen, Handyschauen - sonst nichts. Jugendlichen bleibt nicht viel Spielraum, wo sie mal sie selbst sein können, vielleicht auch Dampf ablassen. Die „Krone“ besuchte ein Jugendzentrum in Linz. Weil psychische Probleme bei jungen Menschen steigen, gibt es eine Warteliste in der KUK-Psychosomatik.

„Viel Zeit, alleine mit sich selbst - da kommen manche in eine negative Gedankenspirale“, sagt Hertha Mayr, Leiterin der Psychosomatik-Abteilung am Neuromed Campus. Selbstzweifel bei jungen Menschen steigen - und damit Probleme, auch weil der Kontakt zu den Peers fehlt. Essstörungen grassieren, auch hier eine Warteliste.

Lokalaugenschein im Franx: Saldin (links) und Kevin sprechen mit Elisabeth Rathenböck (Bild: Horst Einöder)
Lokalaugenschein im Franx: Saldin (links) und Kevin sprechen mit Elisabeth Rathenböck
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Bei Schutzmaßnahmen sind wir streng. Wir reden, diskutieren miteinander, auch über Videos. Aber manche Jugendliche kommen nicht mehr, dabei brauchen sie Unterstützung

Martin Guttenbrunner, Leiter des Jugendzentrums „Franx“

Wenigstens ein paar Stunden weg von zu Hause... (Bild: Horst Einöder)
Wenigstens ein paar Stunden weg von zu Hause...

Dampf ablassen fehlt
Im Linzer Jugendzentrum „Franx“ spürt man den langen Lockdown anders. „Viele unserer jungen Besucher waren 16 Jahre alt, als die Pandemie begann. Jetzt sind sie bald 18. Sie hatten kaum ungezwungene Möglichkeiten, sich zu treffen“, sagt Erich Wahl vom Verein Jugend und Freizeit, der das „Franx“ im Franckviertel betreibt. Nicht alles kann sich in das Internet verlagern, etwa Erfahrungen mit der ersten Liebe. In Jugendzentren ist momentan nur Reden erlaubt, mit Masken. Fußball, Spiele oder Ähnliches sind untersagt, auch im „Franx“: „Der Bewegungsmangel ist für viele ein großes Problem. Wie kann man Dampf ablassen?“

Ein Mitarbeiter im „Franx“ hilft Vanessa bei der Hausübung (Bild: Horst Einöder)
Ein Mitarbeiter im „Franx“ hilft Vanessa bei der Hausübung

Einsam auf Jobsuche
Vanessa (16) will die Schule schaffen: „Hier wird mir beim Lernen geholfen, zu Hause habe ich wegen der Geschwister nicht so viel Ruhe.“Martin Guttenbrunner, Jugendzentrumsleiter, ergänzt: „Denen, die einen Job suchen, helfen wir auch.“ Saldin (20) ist auf Jobsuche, er fühlt sich oft einsam: „Aber wenn ich hier mit jemandem reden kann, kriege ich meine Psyche frei.“ Kevin (20) ist Lehrling: „Ich bin in Kurzarbeit. Schrecklich, aber man kann nichts tun. Hier treffe ich meine Freunde.“

Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung

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OÖ-Krone
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