Anders als erwartet

Corona brachte kaum Verbesserung der Luftqualität

Ausland
15.01.2021 10:39

Obwohl die gemessene Luftverschmutzung während der ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 wie eine Atempause für den Klimawandel gewirkt haben, scheinen die Werte letztlich trügerisch. Wie eine Studie des Forschers Zongbo Shi von der Universität von Birmingham nun zeigt, haben sich das Wetter und jahreszeitlich übliche Veränderungen vom Winter auf den Frühling deutlich auf die Werte von Stickstoffdioxid, Ozon und Feinstaub ausgewirkt. Die Einschränkungen haben damit nicht den erhofften positiven Nebeneffekt auf den Klimawandel gezeigt.

Wetteränderungen haben auch einen deutlichen Einfluss auf die Luftqualität, erklärte Shi, weshalb das Forschungsteam den Einfluss des Wetters aus den Messdaten herausrechnete - dazu nutzte das Computermodell Werte aus den Jahren 2016 bis 2019. Die Berechnungen wurden dabei jeweils vor und während eines Lockdowns in elf Städten durchgeführt. Die Städte lagen in Asien (Peking, Wuhan, Delhi), Europa (London, Berlin, Mailand, Rom, Paris, Madrid) und Nordamerika (New York, Los Angeles).

Kaum Rückgang von Stickstoffdioxid
Des Weiteren rechneten die Forscher auch den Einfluss der saisonalen Veränderungen heraus. So entstehen im Frühling zunehmend weniger Schadstoffe und Schmutzpartikel durch das Heizen, dafür sind vermehrt Pollen, Sporen und andere organische Substanzen unterwegs. Nach der Berücksichtigung dieser Einflussfaktoren fiel insbesondere der Rückgang von Stickstoffdioxid (NO2) während der Einschränkungen geringer aus als in früheren Studien.

So war berichtet worden, dass der NO2-Wert in Wuhan (China) während des Lockdowns um 93 Prozent gesunken ist. Unter Berücksichtigung des Wetters betrug der Rückgang jedoch nur noch 43,9 Prozent und unter Berücksichtigung der saisonalen Veränderungen nur noch 33,9 Prozent. In Berlin war ein Rückgang des NO2-Wertes um 28,1 Prozent gemessen worden. Den Wettereinfluss herausgerechnet, sank der Wert jedoch nur um 25,4 Prozent, nach Berücksichtigung der saisonalen Veränderungen nur um 11,3 Prozent.

Wetter beeinflusste auch den Ozonwert
Andererseits fällt nach den neuen Berechnungen der Anstieg der Ozonwerte wegen des Lockdowns nicht mehr so hoch aus wie bisher angegeben. So war für Berlin ein Anstieg der Ozonwerte um 57,8 Prozent während des Lockdowns gemessen worden. Rechnet man den Wettereinfluss heraus, beträgt dieser Anstieg nur 29,9 Prozent. Die höheren Ozonwerte in Berlin während des Lockdowns im Frühjahr 2020 waren also hauptsächlich dem Wetter und dem Jahreszeitenwechsel geschuldet.

Weil Reaktionen mit NO2 für einen Abbau von Ozon sorgen, führten geringere NO2-Werte im Zuge des Lockdowns auch zu höheren Ozonwerten. Die Sonneneinstrahlung bewirkt die Bildung von Ozon, deshalb steigen die Ozonwerte mit länger werdenden Tagen im Frühjahr ohnehin an.

Keine einheitlichen Ergebnisse bei Feinstaub
Bei den Daten zum Feinstaub fanden die Forscher keinen klaren Trend, sondern deutliche Unterschiede von Stadt zu Stadt. In London und Paris nahm der Feinstaub nach Beginn des Lockdowns sogar zu. Die Forscher sehen daher die Notwendigkeit, regional unterschiedliche Ansätze zu verfolgen, um die weitere Luftverschmutzung in Zukunft reduzieren zu können.

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