Hoden abgetrennt

Medizinier erzählt: “Der Mann wäre fast verblutet”

Was treibt einen 49-jährigen Kärntner dazu, sich - wie berichtet - selbst auf unfassbare Weise zu verstümmeln? Sich beide Hoden abzutrennen? Fragen, die sich nicht nur die Bevölkerung stellt, sondern auch die Ärzteschaft im Klinikum Klagenfurt. Dessen ärztliche Leiter, Bernd Stöckl, sprach darüber mit der "Krone".

"Krone": Herr Professor, haben Sie Ähnliches bereits erlebt?
Stöckl: Nein, Verstümmelungen in diesem Ausmaß sind extremst selten. Zumeist handelt es sich bei Selbstverstümmelungen um selbst zugefügte Schnittverletzungen an Armen und Beinen. Selten hört und liest man auch von Selbstamputationen. Aber so etwas? Noch nie!

"Krone": Was treibt einen Menschen zu einer solchen Tat?
Stöckl: Wir können nur rätseln, denn der Patient ist noch nicht ansprechbar. Es muss viel in einem Menschen vorgehen, bis er so etwas tut.

"Krone": Verzweiflung? Alkohol? Psychische Probleme? Extremste sexuelle Praktiken? Das Gefühl, im falschen Körper zu leben, das falsche Geschlecht zu haben?
Stöckl: Wie gesagt, wir wissen es nicht. Es muss außerhalb unserer Vorstellungskraft liegen, denn der Mann wäre ja fast verblutet. Es war sehr, sehr knapp.

"Krone": Aber der Patient ist nach der Sensations-Operation jetzt außer Lebensgefahr, und das Annähen beider Hoden hat funktioniert.
Stöckl: Korrekt, und jetzt müssen wir warten, was die Natur draus macht. Sie heilt oft viele Wunden.

von Fritz Kimeswenger, "Kärntner Krone"
Symbolbild