Rückkehr in die Schule

Lehrervertreter ortet „Gesundheitsgefährdung“

Österreich
02.12.2020 06:00

Am Montag sollen die Schulen wieder öffnen: Der Schichtbetrieb ist noch keine beschlossene Sache, Vollbetrieb sei aber eine Gefährdung für die Gesundheit, so die Lehrervertreter. Vorsichtig sollen die „Öffnungsschritte“ werden, kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz an, immer mit Bedacht auf das aktuelle - immer noch sehr hohe - Corona-Infektionsgeschehen in Österreich.

Die Schulen dürften aber, so sickerte es am Dienstag durch, zumindest im Pflichtschulbereich wieder weitgehend in den Vollbetrieb gehen. Das Ziel: Die Kinder ab 7. Dezember aus den Wohnzimmern in die Klassen zu bringen. Wie immer, wenn es um die Schulen geht, ist aber jeder Schritt umstritten. Aber der Reihe nach: „Bitte noch um ein klein wenig Geduld“, hieß es am Montag von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). Einen Fahrplan zur Öffnung wolle man erst nach dem Ministerrat am Mittwoch bekannt geben.

Die Lehrkräfte nehmen die angekündigte Ankündigung mittlerweile beinahe mit Humor: „Wir sind schon froh, wenn wir nicht Samstagabend aus einer Pressekonferenz erfahren, wie es am Montag weitergeht“, sagt Thomas Krebs, oberster Wiener Pflichtschullehrer-Vertreter. Weniger lustig aber sei der angepeilte Vollbetrieb - „das ist Gesundheitsgefährdung“, sagt Krebs. Es fehle erneut an ausreichend Sicherheitsvorkehrungen für das Personal.

Am Schichtbetrieb wird noch hin und her gezerrt
Mehr Schutz für Lehrer und Kinder würde ein Schichtbetrieb wie im Frühjahr bringen, sagt auch Paul Kimberger (Bild unten), Bundesleiter der Gewerkschaft für Pflichtschullehrer. Da wurden die Kinder, in Gruppen, an unterschiedlichen Tagen in die Schulen geschickt. Das Bildungsministerium schien dem bis zuletzt aber skeptisch gegenüberzustehen. Auch, weil es angesichts der regen Inanspruchnahme des Betreuungsangebots wenig sinnvoll sei.

Die epidemiologische Lage im Land bringe die Idee aber wieder ins Spiel - Schulen und Gemeinden wurden aufgerufen, größere Räume für den Unterricht zu suchen. „Das Infektionsrisiko wäre geringer und pädagogisch sind Kleingruppen gewinnbringend“, plädiert Krebs dafür.

Aufteilung nach Stufen und Maskenpflicht
Und sonst? Die Maskenpflicht soll weiter verschärft, zwischen den Schulstufen differenziert werden. In den Volksschulen, in denen auch während des Lockdowns zahlreiche Kinder betreut wurden, dürfte sich insgesamt wenig ändern.

Studierende sollen Lehrkräfte unterstützen
Aber ist all das überhaupt durchführbar? „Wir pfeifen personell jetzt schon aus dem letzten Loch“, sagt Krebs. Zahlreiche Lehrkräfte seien freigestellt, da sie zu Risikogruppen gehören, hinzu kommen jene, die an Corona erkrankt oder in Quarantäne sind. Am Wochenende steht zudem der Massentest der Pädagogen an. Dadurch werde sich der Engpass weiter verschärfen, so Krebs. Das Bildungsministerium kündigte für diesen Fall Unterstützung von Studierenden an - „dabei habe ich von den ersten 1800 Studenten noch keinen einzigen gesehen“, sagt Krebs.

Wie umstritten jeder Schritt in Sachen Schule ist, zeigt auch der vorsichtige Zweifel des oberösterreichischen Landeshauptmanns Thomas Stelzer (ÖVP; Bild unten). Gefragt, ob die Öffnung unter diesen Bedingungen und so kurz vor Weihnachten sinnvoll ist, sagte er: „Es ist schon zu diskutieren, aber da traue ich mich noch kein endgültiges Urteil abzugeben: Ob das wirklich für diese nicht einmal ganz 14 Tage noch sein muss. Weil es einfach so langsam geht mit den Zahlen. Das ernüchtert uns alle, ehrlich gesagt, dass das jetzt ein sehr schwieriger Prozess ist.“

In Kärnten zeigt man sich darüber überrascht: „Es gab Montag eine Landeshauptleutekonferenz, da war davon keine Rede“, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Das letzte Wort wird beim Ministerrat fallen.

Anna Haselwanter, Kronen Zeitung

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